Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Ich habe zwar schon einige Ideen, aber wenn ihr weitere Vorschläge habt, nur immer her damit. Also, Lily«, wende ich mich an sie, »könntest du vielleicht die Aufsicht übernehmen?«
Worauf sie nickt und einen tiefen, anmutigen Knicks in meine Richtung macht.
»Ach, und Felix …« Er grinst übers ganze Gesicht und löst die verschränkten Arme. »… Ich weiß, dass du deine Pförtnerloge eigentlich nicht verlassen darfst, und außerdem musst du uns warnen, falls jemand kommt, aber vielleicht kannst du über die Monitore alles im Auge behalten und kurz anklingeln, falls dir irgendwas einfällt? Ich weiß ja, dass du früher selbst ein Marketinggenie warst.«
Felix stellt sich kerzengerade hin und nickt. »Tja, Walter Hardy junior meinte mal, ich habe eine besondere Gabe«, erklärt er stolz und marschiert dann in Richtung Personaleingang davon.
»Sam und Jan Baptysta.« Ich drehe mich zu ihnen um und beide salutieren schneidig, dann schauen sie sich an und müssen laut lachen. »Ihr müsst euch um die Schreinerarbeiten kümmern. Jan, hast du wie versprochen dein Werkzeug dabei?« Er nickt heftig. »Ich hatte nämlich die Idee, große Rahmen aufzuhängen und dann die Vintage-Taschen darin zu drapieren, damit sie aussehen wie Kunstwerke. Aber dafür müsste man erst mal eine kleine Vorrichtung bauen.« Sam wirkt etwas panisch, aber Jan nickt bloß. »Meinst du, das bekommt ihr hin?«
»Natürlich!«, entgegnet Jan, legt Sam schwungvoll den Arm um die Schultern und drückt ihn so fest, dass Sam leise winselt. »Wir sind eine gutes Team, ja? Und ich bin Pole! Wir sind sehr begabt handwerkerlich!«
Sam löst sich vorsichtig aus Jans Klammergriff und reibt sich die schmerzende Schulter. »Und, Evie«, meint er und berührt mich ganz leicht am Arm. Unwillkürlich zucke ich zurück. Sam wird rot. »Ich, ähm, mir ist auch eine Idee gekommen. Ich, na ja, ich dachte mir, ich könnte vielleicht eine kleine Fotoreportage machen, um die ganze Verschönerungsaktion zu dokumentieren? Du weißt schon, allerdings ohne dass man die Beteiligten erkennt. Die könnte ich dann ein paar Lokalzeitungen anbieten. Womöglich würden durch den Medienrummel noch mehr Kunden in den Laden gelockt. Was meinst du?«
»Das ist GENIAL!«, rufe ich entzückt und muss mich beherrschen, um ihm nicht um den Hals zu fallen. Vor ein paar Tagen hätte ich mir noch gar nichts dabei gedacht, aber nun? Die Stimmung zwischen uns ist irgendwie seltsam angespannt. Als habe unsere Freundschaft durch das, was gestern geschehen ist, einen eigenartigen Beigeschmack bekommen. Ich räuspere mich und bemühe mich um einen geschäftsmäßigen Ton. »Aber geht das, ohne dass wir alle auf den Bildern zu sehen sind? Ich möchte nicht, dass die Mitarbeiter – oder schlimmer noch Rupert – Verdacht schöpfen. Wir müssen ihn in dem Glauben wiegen, all seine Angestellten seien absolut unverzichtbar, und er darf auf gar kei-nen Fall erfahren, wer für die Neugestaltungen verantwortlich ist.«
Sam nickt und schiebt die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Ich kann euch im Gegenlicht knipsen, sodass nur die Umrisse zu erkennen sind. Wenn die Beleuchtung stimmt, geht das. Ich mache das schon.«
Ich nicke und schenke ihm ein kurzes dankbares Lächeln, um dann schnell weiterzugehen.
»Velna und Justyna, kommt ihr beiden mit mir ins Lager und helft mir, alles zu holen, was wir brauchen? Ich könnte Hilfe brauchen.«
»Ach, Evie? Mir ist noch was eingefallen, das euch die Arbeit ein bisschen erleichtern könnte«, meldet sich Sam noch mal zu Wort. »Gleich neben den Lieferanteneingang habe ich euch zwei Gepäckkarren gestellt. Die könnt ihr vollpacken, dann spart ihr euch das Hin- und Hergerenne.«
»Prima! Danke, Sam«, sage ich und beim Blick in all die strahlenden, eifrigen Gesichter ringsum überkommt mich ein aufgeregtes Kribbeln. »Also dann, Leute, an die Arbeit!«
Sofort flitzen alle los und machen sich an ihre jeweiligen Aufgaben. Lily fängt an, die derzeitige Dekoration abzunehmen, während Jan und Sam mit uns ins Warenlager gehen und sich Mäntel und Schals anziehen, weil sie ihre Konstruktionen vor dem Lieferanteneingang zusammenbauen wollen. Jan scheint seine komplette Schreinerausrüstung mitgebracht zu haben, einschließlich einer Stichsäge und diverser anderer Heimwerkerutensilien.
Als die Mädels und ich schließlich mit all unseren Siebensachen wieder in die Lederwarenabteilung kommen, hat Lily bereits alles ausgeräumt und wischt sich
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