Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
dahintersteckt? Das würde ich wohl kaum belanglos nennen. Glaub an dich, mein Schatz. Etwas anderes als den Glauben an mich selbst habe ich nie gehabt, und ich kann ganz ehrlich behaupten, das ist das Einzige, was man wirklich braucht. Nicht Geld oder einen tollen Job mit Angebertitel oder einen Freund.« Ich schlucke und muss an Joel denken. »Das alles ist nichts, wenn man nicht an sich glaubt. So, krempeln wir jetzt dieses öde alte Handtaschenlager um oder nicht?« Und damit stemmt Lily eine Hand aufs Knie, nimmt meine Hand und drückt sie leicht, und dann steht sie auf, um gleich darauf durch die ganze Abteilung zu wirbeln, Taschen gegen die Wand zu halten und den anderen zuzurufen, was sie als Nächstes tun sollen, während ich ihr nur staunend zuschaue. Von dieser Dame kann ich mir eine Scheibe abschneiden, denke ich und mache mich an die Arbeit. Dann wandert mein Blick an meinem Outfit nach unten, und ich muss lächeln.
Womöglich habe ich das ja schon.
Zwei Stunden später stehen wir im Halbkreis zusammen und betrachten gemeinsam die kaum wiederzuerkennenende Lederwarenabteilung.
»Sieht verboten gut aus«, bemerkt Sam, während er hierhin und dahin wuselt und Bilder von der ganzen Abteilung knipst. »Die Rahmen sind super, Jan! Und die hängenden Handtaschen sehen phänomenal aus, Evie!«
Das stimmt tatsächlich. An massiven Messinghaken, die ich in einer Kiste im Warenlager entdeckt habe, hängt nun in den drei riesengroßen Rahmen eine bunte Auswahl alter und neuer Handtaschen, die Jan gebaut hat und die alle vom Boden bis ins offeneGaleriegeschoss darüber reichen. Lily und ich haben die Rahmen mit Sprühfarbe vergoldet und anschließend die Ledertaschen hineingehängt. Und urplötzlich sehen die matten Ledertaschen, die immer zusammengeknüllt auf einem Haufen hingen, aus wie etwas, das man haben will – nein, haben muss . Das Leder ist butterweich und teuer und handwerklich ausgezeichnet verarbeitet. Manche mögen Hardy’s Auswahl zwar etwas bieder finden, aber sie war immer von allerbester Qualität. Bisher wurde sie bloß nicht besonders vorteilhaft präsentiert.
Auch die Idee mit den Tortenständern ist wunderbar aufgegangen. Mit Lilys Hilfe habe ich die schönsten Taschen ausgesucht und dazu die traumhaftesten alten Originalaccessoires, die sie noch besser zur Geltung bringen. Und Felix hat noch eine weitere Idee beigesteuert. Er hat aus seinem Kabuff angerufen und vorgeschlagen, wir sollten ein paar altmodische Hutständer aufstellen, um einige der traumhaft schönen federbesetzten Haarreife, Hüte und anderen Kopfputz zu präsentieren, den es bei Hardy’s gibt. Er meinte, die Trilbys aus der Herrenabteilung hätten sich als derartiger Kundenmagnet erwiesen, dass wir uns etwas Ähnliches einfallen lassen sollten, um die Kunden auch in unsere Hutabteilung zu locken, und ein paar Vintage-Hüte auf den Hutständern im Erdgeschoss könnten sie vielleicht zu einem Besuch animieren. Aber mehr als alles andere ist es eine gute Methode, um unsere Kunden auf einen kleinen Einkaufsbummel durch das ganze Haus zu schicken.
Und als krönendes i-Tüpfelchen haben wir schließlich in der bisher leer stehenden Vitrine unter Bettys Kasse einige Vintage-Designerhandtaschen, die unbeachtet als Staubfänger im Lagerraum lagen, drapiert. Nun liegt dort eine senffarbene YSL-Clutch mit goldener Schließe neben einer weichen kleinen Bottega-Veneta-Schultertasche aus den Achtzigern mit dem unverwechselbaren italienischen Flechtmuster in einem satten Bronzeton. Undals Sahnehäubchen sozusagen hat Lily ihre gesteppte schwarze Chaneltasche dazugelegt, die sie mir für meine Verabredung ausgeliehen hatte.
»Diese Tasche hat im Laufe der Jahre viele schöne Partys erlebt«, sagt Lily, als sie mir das Schmuckstück reicht und ich es liebevoll in die Vitrine bette. »Verkaufen möchte ich sie nicht, denn sie soll in gute Hände kommen, aber als Ausstellungsstück wird sie die anderen Taschen noch begehrenswerter erscheinen lassen und die Kunden dazu verführen, mal einen etwas genaueren Blick auf unsere anderen Handtaschen zu werfen.«
»Ich hab ein paar tolle Bilder vom Laden geschossen«, meint Sam und lächelt mir zu, während er unverdrossen weiterknipst. »Ich fahre jetzt auf der Stelle zu einigen Lokalzeitungen und erkundige mich, ob der zuständige Bildredakteur sich die mal anschauen möchte.« Er wirft einen Blick auf die Uhr. »Mit ein bisschen Glück könnte eins der Blätter die Geschichte noch diese
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