Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
gerade den Schweiß von der Stirn.
»Vorsicht, Lily, ich will nicht, dass du dich überanstrengst«, sage ich und tätschele ihre Schulter. »Ich schlage vor, du setzt dich ein bisschen hin und sagst uns, was wo am besten aussieht.«
Ich drehe mich zu Velna und Justyna um, die hinter mir stehen. »Wir fangen mit der Deko für die Vintage-Abendhandtaschen an«, erkläre ich. Dann krame ich in den vielen Schachteln auf unserer Gepäckkarre herum, bis ich endlich gefunden habe, wonach ich suche. »Ach, genau, da sind sie ja!« Und damit ziehe ich einen alten Tortenständer aus den fünfziger Jahren heraus, zu dem eine bildschöne Glasglocke gehört. In den Kisten steckt noch mindestens ein ganzes Dutzend von der Sorte.
»Was willst du denn damit?«, bellt Justyna.
»Ich habe mir gedacht, man könnte die auf die weißen Sockel stellen, auf denen sonst die Mannequins stehen«, erkläre ich atemlos und ziehe noch ein paar davon heraus. »Wir könnten die Podeste unterschiedlich hoch aufstapeln und dann die Tortenständer darauf platzieren. Auf die kommt jeweils eine dieser traumhaften Abendhandtaschen, und darüber die Glaskuppel, dann wirken sie ebenso unerreichbar wie die Kronjuwelen im Tower von London. Die Kunden sollen denken, diese Taschen seien so begehrenswert, dass wir sie geschützt unter Glas ausstellen müssen.«
»Bravo!«, ruft Lily begeistert von ihrem Platz auf dem Gepäckkarren, wo sie in vollendeter Anmut wie hingegossen sitzt. »Das ist eine wunderbare Idee!« Nachdenklich fährt sie sich mit dem Zeigefinger über die Lippen. »Vielleicht könnte man die einzelnen Taschen unter den Glaskuppeln noch mit Accessoires kombinieren, wie einer Perlenkette oder einem schönen Cocktailring oder einem Kopfschmuck. In den Fünfzigern trugen wir immer herrlichen Kopfschmuck. Als ich damals noch im Windmill …«
Ich klatsche in die Hände, vor Entzücken ebenso wie um zu verhindern, dass Lily jetzt lang und breit eine ihrer Geschichten erzählt. Eigentlich höre ich ihr immer liebend gerne zu, aber heute Morgen haben wir einfach keine Zeit dafür.
»Das ist ja genial, Lily! Velna, könntest du bitte noch mal ins Lager zu den Accessoires zurückgehen? Die sind im dritten Gang links. Im fünften Regal von oben sind die Pillbox-Hüte, außerdem kleine Schleiergestecke und anderer Kopfschmuck – könntest du mir einen Fascinator mit Pfauenfedern mitbringen und einige Hüte mit Netzschleier? Dann gehst du zum dritten Regal, da findest du jede Menge Perlenketten. Darunter müsste eine mit einer hübschen Silberschließe sein, aber bring am besten auch gleich noch ein paar andere mit. Ach ja, und in dem untersten Regal steht eine Schachtel mit Modeschmuck; wir brauchen die Cocktailringe. Bring einfach die ganze Schachtel mit. Oh, und Broschen!« Wieder klatsche ich in die Hände. »Die liegen im zweiten Regal. Könntest du von denen bitte auch eine Schachtel mitbringen? Da müssten zwei oder drei Stück stehen, such dir einfach eine aus. Aber die Perlmuttbrosche mit dem Gemmenkopf wäre ganz toll.«
Velna flitzt los.
»Also gut, Justyna, könntest du mir mit den Podesten helfen? Die sind ziemlich schwer, wahrscheinlich können wir die nur gemeinsam verrücken.«
» Nie , das ja ist albern!« Sie hält mir die Hände vors Gesicht und marschiert dann zu den unbenutzten Blöcken, die im Erdgeschoss an eine der Wände gestapelt stehen. Völlig mühelos hebt sie einen hoch, hievt ihn sich auf die Schulter und marschiert wieder zurück, um mir das Ding dann vor die Füße zu stellen. Und dann hat sie sich auch schon wieder umgedreht und holt den nächsten Block.
Lily macht große Augen. »Die Frau ist einfach übermenschlich«, raunt sie, und ich muss mir das Kichern verkneifen, als Justyna mir sicher und geschickt den nächsten Klotz vor die Füße stellt.
»Du bist unglaublich!«, rufe ich ihr hinterher, worauf Justyna sich mit in die Hüften gestemmten Händen umdreht und mich breit angrinst, um gleich darauf das nächste Podest zu schultern.
»Also gut, Lily, dann sollten wir mal die Abendhandtaschen aussuchen.« Wir fangen an, mit verzücktem »Aah« und »Ooh« die Schätzchen aus den Schachteln auf dem Gepäckkarren zu kramen.
»Diese Seidentasche müssen wir nehmen«, meint Lily seufzend. »Schau dir nur den orientalischen Druck auf der Vorderseite an. Und diese feine Silberkette. Die muss aus den Dreißigern sein; meine Mutter hatte auch so eine.«
»Und wie findest du die?« Ich ziehe eine glitzernde
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