Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
viele perfekte Dreiecke aus alten Originalstoffen, manche davon bunt zusammengewürfelte Reste, andere präsentieren wirkungsvoll einige der traumhaft schönen Stoffe aus unserem Sortiment; blasstürkis mit weißen Punkten, lila und blau kariert sowie atemberaubende florale Muster im Stil von Cath Kidston.
»Das ist ja eine großartige Idee!«, rufe ich, und Susans blasse gepuderte Wangen erröten zart, als Bernie sie stolz in die Rippen stupst. »Und diese Knöpfe sind einfach zu schön!« Begierig stürze ich mich auf die Schachtel mit den alten Knöpfen und wühle darin herum.
»Ahhh, ja, Susan ist auf die wunderbare Idee gekommen, im Warenlager nach alten Knöpfen und Stoffen zu suchen. Wir wussten, dass sie noch da waren, na ja, sie waren schon da, als wir hier angefangen haben, und das ist mittlerweile, wie lange ist das her, Susan? Vierzig Jahre?«
»Einundvierzig, ganz genau«, korrigiert Susan sie stolz.
»Wir haben uns entschieden, alles unter das Motto ›Flicken und Stopfen‹ zu stellen. Heutzutage sehr im Trend, habe ich mir sagen lassen. Wir überlegen sogar, einen kleinen Handarbeitsbereich in der Abteilung einzurichten und jede Woche verschiedene Kurse anzubieten und die Kunden einzuladen, etwas Neues zu lernen wie Quilten oder Klöppeln oder Häkeln. Susan und ich beherrschen das alles aus dem Effeff, wisst ihr.«
Begeistert klatsche ich in die Hände. »Das klingt ja wunderbar«, sage ich und bin furchtbar stolz, dass diese beiden unerschütterlichen Getreuen des altmodischen Hardy’s sich die Umgestaltung des Hauses zu Herzen genommen haben und mit ihrem Fachwissen und ihren Fähigkeiten die Abteilung so aufhübschen, wieich selbst es nie hinbekommen hätte. »Es sieht jetzt schon toll aus.«
»Ach ja, aber ohne Elaine hätten wir das nie geschafft. Sie hat uns ganz genau erzählt, was den jungen Leuten heutzutage gefällt, und hat uns auf einige gute Ideen gebracht.«
»Es war mir ein Vergnügen«, sagt Elaine fröhlich. Doch dann verdüstert sich ihr Tonfall wieder. »Und ich gehe nicht zurück in die Designerabteilung, solange Carly noch da ist. Ich kann keine Minute mehr mit dieser Person zusammenarbeiten.«
»Sie ist schon weg«, versichere ich ihr. »Bitte, Elaine? Nur eine halbe Stunde oder so?«
Ich lächele dankbar und flitze los.
Carly zu sehen, wie sie zusammengesunken auf dem Sofa im Lagerraum kauert und im Dunkeln in ein Kissen schluchzt, schockiert mich. Schnell laufe ich zu ihr und knipse den Weihnachtsbaum an, dann hocke ich mich auf die Sofakante und streiche ihr beruhigend über das Haar.
»Hey, schon gut, so schlimm kann es doch gar nicht sein«, sage ich und versuche das nagende Gefühl abzuschütteln, dass ich schuld bin an ihrem Unglück.
»Ach nein?« Sie schnieft und dreht sich dann zu mir um. Sie sieht schrecklich aus. »Niemand redet mehr mit mir, niemand!«, blubbert sie verzweifelt, als ich ihr den Arm um die Schultern lege. »Ich versuche doch, meinen Job so g-gut wie möglich zu machen, aber sie lassen mich einfach nicht. Elaine weigert sich, mit mir in der Designerabteilung zusammenzuarbeiten, und wenn ich in den anderen Abteilungen meine Hilfe anbiete, dann erklären sie mir bloß, sie wollen, dass der Weihnachtswichtel kommt und alles umbaut. Da-dabei bin ich doch die Verkaufsleiterin! Wie bitte soll ich Rupert beeindrucken, wenn niemand mich meine Arbeit machen lässt?«
»Er weiß, wie hart du arbeitest und wie wichtig du für diesen Laden bist«, versichere ich besänftigend und verspüre beim Gedanken daran, was er heute Morgen über sie gesagt hat, ein schuldbewusstes Ziehen im Magen.
»M-meinst du wirklich?«, fragt Carly mutlos. »Ich bin mir da nicht so sicher. Und Sh-Sharon steht i-immer irgendwo rum und beäugt mich und wartet nur darauf, dass ich irgendeinen furchtbaren Fehler mache, damit sie es ihm brühwarm erzählen und ihm einreden kann, dass er mich rauswerfen soll. Er hört auf sie, und sie hat mich auf dem Kieker, genau wie alle anderen. O GOTT, Sarah, ich hasse diesen Laden, und wie ich ihn hasse!« Und dann bricht sie wieder in Tränen aus.
»Sch, nein, tust du nicht«, sage ich und wiege, während sie schluchzt, ihren Kopf an meiner Schulter. »Hier tut sich nur gerade eine ganze Menge, und du musst dich erst daran gewöhnen, mehr nicht.«
»Ich will aber, dass alles wieder so wird wie früher«, jammert sie. »Als ich beliebt war und die Leute mir zugehört haben. Irgendwie habe ich das Gefühl, alles hat sich verändert,
Weitere Kostenlose Bücher