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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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versucheer angestrengt, etwas zu erklären, wobei nicht ganz klar ist, was. Im Lippenlesen war ich noch nie besonders gut. Ich sehe, wie Joel sich die Stirn reibt und dann wild gestikuliert, wobei er eine ausladende Armbewegung macht, als wolle er Rupert irgendwas klarmachen. Worauf Rupert die Fäuste ballt, etwas sagt und dann wütend davonstürmt.
    Langsam gehe ich die Treppe hinunter und gehe auf Joel zu, der dasteht und auf seine Füße starrt und dabei mit gerunzelter Stirn vor- und zurückschaukelt, die Hände tief in den Taschen vergraben. So kurz nach dieser Auseinandersetzung mit Rupert möchte ich ihn eigentlich gar nicht ansprechen, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss ihn hier irgendwie rausbugsieren, ehe Carly aus dem Lager zurückkommt.
    »Joel? Alles okay?«, frage ich sanft.
    Joel schaut mich an und lächelt geistesabwesend. »Hey, Carly, tut mir leid, ich war gerade ganz woanders. Ich musste daran denken, wie sehr ich meinen Job manchmal hasse.«
    »Tun wir das nicht alle?«, sage ich und füge dann trocken hinzu: »Darum heißt es ja auch ›Job‹ und nicht ›Bällchenbad‹.« Joel muss wider Willen glucksen.
    »Also, was gibt’s?«, frage ich und versuche nicht allzu neugierig zu wirken, was er wohl mit Rupert zu besprechen hatte, obwohl es mich natürlich brennend interessiert.
    »Ach, bloß was Geschäftliches«, seufzt er. »Das würdest du ohnehin nicht verstehen.«
    »Versuch’s doch einfach«, sage ich und versuche meinen Ärger über seine herablassende Antwort beiseitezuschieben. Ich bin erstaunt und einigermaßen verunsichert, weil er plötzlich klingt wie mein Dad.
    Er schaut mich an, als wolle er abschätzen, ob ich tatsächlich imstande wäre, die Sachlage zu begreifen, als Guy dazu kommt.
    »Na, halloooo, mein Hübscher«, flötet er und mustert Joeleindringlich von Kopf bis Fuß. »Was führt denn so einen schicken Herrn zu Hardy’s? Normalerweise sehen meine Kunden so aus, wenn sie meine Abteilung wieder verlassen, aber ganz bestimmt nicht, wenn sie reinkommen. Ich habe hier ein paar großartig geschnittene Anzüge, die sähen umwerfend aus an Ihrem … Körper.« Sein Blick wandert nach unten. »Wobei ich dann natürlich erst mal Maß nehmen müsste.« Dann wendet er sich an mich. »Es macht dir doch nichts aus, wenn ich ihn dir ein paar Minütchen entführe, oder, Sarah, Schätzchen?«
    Panisch schiele ich zu Joel, als Guy meinen Namen sagt, und Joel zieht fragend die Augenbrauen hoch, aber ich zucke bloß die Achseln, als wollte ich sagen: »Keine Ahnung, was er da brabbelt.«
    Guy redet derweil unverdrossen weiter. »Du siehst heute übrigens hinreißend aus, Liebes. Ich stehe total auf den Retro-Look, den du neuerdings trägst«, schwärmt er überschwänglich. »Aber genug geplappert, ich muss dieses Sahneschnittchen einkleiden!« Und damit zerrt er Joel am Ellbogen mit sich fort, der mich hilfesuchend anschaut und die Hand zu einer »Ich ruf dich an«-Geste ans Ohr legt.
    Ich schaue ihnen hinterher und versuche nicht in Panik zu geraten, weil Joel jetzt ohne mich frei im Laden herumläuft – ganz zu schweigen von meiner Sorge, was Guy ihm so alles flüstern könnte. Das einzig Gute an der Sache ist, Guy wird ihn sicher mindestens eine Stunde lang nicht mehr aus seinen Fängen lassen, also wird Carly ihm wohl nicht über den Weg laufen. Ganz fest nehme ich mir vor, ihn nachher anzurufen und zu versuchen, ihn von Guy loszueisen. Ich frage mich, was Joel wohl zu Rupert gesagt hat, dass der so aufgebracht war. Denn eins weiß ich: Rupert versucht, den Laden zu retten, und wenn er wütend ist, kann das nichts Gutes bedeuten.
    Ich bin tief in Gedanken versunken und bemerke kaum die wimmelnden Menschenmassen um mich herum, bis ich direktmit einem unserer Kunden zusammenstoße. Mich tausendfach entschuldigend schaue ich auf und starre entgeistert in ein vertrautes Gesicht: das von meinem Dad. Es ist noch nie vorgekommen, dass mein Dad mich bei der Arbeit besucht hat. Weshalb ich mich auch gleich frage, warum er hier ist.
    »Schätzchen.« Seine Stimme hallt an meine Ohren wie ein schwerer, sonorer Gong, und dann nimmt er mich mitten im Laden einfach in den Arm und drückt mich an sich. Ich sehe auf in sein herzlich lächelndes Gesicht und freue mich trotz des leicht mulmigen Gefühls über diesen unverhofften Besuch.
    »Was machst du denn hier, Dad?«, frage ich und versuche, hier auf meinem eigenen Terrain möglichst professionell zu klingen. Was allerdings nicht

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