Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
Vom Netzwerk:
reibe mir die Kniescheibe, während ich mich verstohlen nach Carly umschaue. Und tatsächlich, da steht sie gelangweilt an der Kasse herum. Anscheinend stürzt sie sich verzweifelt wie ein hungriger Tiger auf jede ahnungslos vorbeikommende Kundin, die sie zu verscheuchen versuchen wie eine lästige Schmeißfliege. Man sieht auf den ersten Blick, dass sie sich zu sehr bemüht.
    »Ähm, wollen wir nach unten gehen?«, zische ich und versuche, Joel im Kreis herum zur Treppe zu führen, die ich gerade erst hinaufgeflogen bin.
    »Wie wäre es, wenn du mir erst mal deine Abteilung zeigst?«,meint Joel und dreht sich wieder um. »Hier stylst du also all deine schönen, reichen und berühmten Kunden.«
    Carly steht noch immer in eine Zeitschrift vertieft an der Kasse. Ich muss sie sofort hier rausschaffen.
    »Aber natürlich!«, flöte ich begeistert. »Ähm, ich muss bloß erst mit, äh, meiner Mitarbeiterin sprechen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, du weißt schon! Warte hier.« Schnell zerre ich Joel in die entgegengesetzte Ecke der Abteilung und stelle ihn hinter ein langes graues Kleid, das allem Anschein nach mit roten Farbspritzern übersät ist. Carly hat es an die Decke gehängt, sodass es aussieht wie ein Requisit aus einem makaberen Horrorfilm. Wie ein geölter Kugelblitz sause ich zu ihr und werfe einen Blick über die Schulter zu Joel, dessen Füße unter dem Kleid hervorlugen, weshalb ich ein nervöses Kichern unterdrücken muss.
    »Ähm, Carly«, sage ich, worauf sie mit traurigen, melancholischen Augen aufschaut. Die Wangen sind fleckig, und sie sieht aus, als habe sie geweint. »Hey, ist alles okay?«, frage ich und lege ihr sanft die Hand auf den Arm.
    Sie nickt und will etwas sagen, aber sofort steigen ihr die Tränen in die Augen.
    »Oh nein, nicht weinen«, sage ich beunruhigt, »nicht hier. Komm, ich bring dich ins Lager. Du siehst aus, als könntest du einen Tee vertragen.«
    »Aber wer soll sich denn dann um die Abteilung kümmern?«, protestiert sie weinerlich.
    »Keine Sorge, überlass das mir. Ich brauche nur fünf Minuten, und dann komme ich runter zu dir«, sage ich und schiebe sie energisch in Richtung Treppe. Sie dreht sich um und trottet niedergeschlagen davon, und ich warte noch einen Moment, bis ich hurtig zu Joel husche, der noch immer brav dasteht und geduldig auf mich wartet. Er schaut von seinem iPhone auf und lächelt, und seine Augen strahlen vor Freude.
    »Hey, du«, sagt er und lässt das Handy in der Tasche verschwinden.
    »Hey. Ähm, Joel, wie es aussieht, habe ich ein kleines Problem mit einer Mitarbeiterin«, sage ich und verziehe dabei das Gesicht. »Du weißt ja, wie es ist. Ich muss mich leider dringend darum kümmern. Tut mir leid, aber das ist jetzt gerade sehr ungünstig. Vielleicht können wir uns ja später treffen?«
    »Klar«, meint Joel achselzuckend. »Ich bin ja auch vollkommen unangemeldet hier reingeschneit, also kann ich auch nicht erwarten, dass du meinetwegen alles stehen und liegen lässt. Ich weiß doch, wie wichtig dir dieser Laden ist. Außerdem habe ich sowieso gleich einen Termin bei Rupert, also komm doch einfach vorbei, wenn du fertig bist, vielleicht können wir dann zusammen mittagessen?« Er beugt sich zu mir runter und küsst mich auf den Mund, und in dem Augenblick hätte ich mich ihm am liebsten an den Hals geworfen und ihn angefleht, mich von hier wegzubringen. Aber nein, stattdessen lächele ich nur verschämt, als ich mich von ihm löse. Doch dann kann ich mich nicht zurückhalten; ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm einen endlos langen Kuss, um dann endgültig loszusausen, auf der verzweifelten Suche nach Elaine, die ich bitten möchte, eine halbe Stunde auf die Abteilung aufzupassen.
    Endlich entdecke ich Elaine in der Kurzwarenabteilung, wo sie Bernie und Susan zur Hand geht, die allem Anschein nach die Umgestaltung ihrer Abteilung selbst in die Hand genommen haben.
    »Elaine«, keuche ich völlig außer Atem, »ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe. Könntest du bitte kurz die Designerabteilung übernehmen? Ich, ähm, ich brauche Carly unten im Lager.«
    »Geh ruhig, Herzchen«, sagt Bernie in ihrem melodiösen irischen Singsang, während Susan uns beide anstrahlt. »Den Restschaffen wir auch alleine, ganz bestimmt. Die Knöpfe kommen hier rüber, und die alten Stoffe kommen unter die Wimpelkette, die Susan genäht hat.« Susan hebt einen ganzen Arm voller Stofffähnchen hoch und hält sie in die Höhe: viele,

Weitere Kostenlose Bücher