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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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gibt Carly flapsig zurück. »Morgenstund hat Gold im Mund und so. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, die goldigen Weihnachtswichtel bei der Arbeit zu erwischen, aber wie es aussieht, sind sie längst über alle Berge. Ich muss es schlauer anstellen.«
    Dabei kneift sie nachdenklich die Augen zusammen, und ich schicke mich an, wieder in den Untiefen des Warenlagers zu verschwinden. In dieses Gespräch will ich mich lieber nicht verwickeln lassen.
    »Hey, nicht weggehen!«, ruft Carly mir hinterher. »Ich wollte dir doch noch was zeigen …«
    Ich drehe mich um und sehe, wie Carly eine Ausgabe der Metro hochhält, aufgeschlagen auf Seite drei, mit der unübersehbaren Schlagzeile »Hardy’s Weihnachtswunder«.
    »Sieht aus, als wäre Hardy’s auch nach der Übernahme noch nachrichtenwürdig«, sagt sie, und ich reiße ihr das Blatt begierig aus der Hand und überfliege es.
    »Gut, oder?«, meint sie und schaut mir über die Schulter. »Vielleicht wird Hardy’s ja doch nicht verkauft. Ich meine, das wird Rupert doch sicher zu unserer Verteidigung nutzen.«
    Neugierig schaue ich sie an. »Ich dachte, es wäre dein sehnlichster Wunsch, dass Rumors Hardy’s übernimmt? Du sagtest, du würdest viel lieber in einem modernen Laden arbeiten, der cooler ist, trendig und hip …«
    Carly zuckt die Achseln und streicht die Vintage-Seidenbluse glatt, die sie heute trägt. Seltsamerweise sieht die aus, als könnte sie auch aus meinem Kleiderschrank stammen. »Man kann sich doch wohl mal irren. Ich meine, Läden wie Rumors gibt es dutzendfach in London, aber Hardy’s ist einmalig, stimmt’s? Mir ist aufgegangen, wie kurzsichtig ich war. Außerdem hat Rupert michimmer gut behandelt. Ich habe hier Freunde gefunden … Ich habe auch einige verloren, aber die werde ich hoffentlich zurückgewinnen.« Sie drückt meinen Arm. »Deine Ratschläge haben mir wirklich sehr geholfen«, sagt sie leise. »Dass du gut zuhören kannst, war mir immer schon klar, aber hin und wieder sollte man dir auch mal zuhören, weißt du.«
    Ich muss schlucken und lächele Carly dankbar an, und in dem Moment summt das Handy in meiner Hand. »Zuhause« leuchtet in der Anzeige auf, und ich murmele Carly tonlos zu: »Da muss ich rangehen«, um dann wieder ins Lager zu gehen.
    »Hallo?«
    »Evie?«, fragt eine kaum erkennbare Stimme. »Wo bist du?« Die Stimme klingt gedämpft, als hielte die Person am anderen Ende die Hand über den Hörer.
    »Delilah? Bist du das?«
    »Ja«, schluchzt sie, und wieder klingt ihre Stimme ganz dumpf. »Wo bist du?«, fragt sie abermals.
    »Bei der Arbeit. Alles okay?«
    »Neeeein!«, heult sie verzweifelt, und ihre Stimme bekommt einen manischen Unterton. »Will ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen, und du auch nicht, ich habe versucht Mum anzurufen, aber die ist nicht ans Telefon gegangen. Ich weiß nicht, was ich machen soll … meine Ehe ist im Eimer. Ganz sicher.« Sie weint schrecklich.
    »Hey, schsch«, versuche ich sie zu beruhigen, während mein Magen sich vor Sorge zusammenzieht.
    Delilah klingt völlig aufgelöst, so als könne sie jederzeit vollends die Beherrschung verlieren. Mir ist klar, dass ich so schnell wie möglich zu ihr muss, ich weiß bloß nicht, wie ich hier wegkommen soll. Sharon sieht es bestimmt gar nicht gern, wenn ich mich in der letzten Woche vor Weihnachten krankmelde, und ich befürchte ernsthaft, wenn ich jetzt einfach verschwinde, könntemich das meinen Job kosten. Aber was mache ich bloß mit meiner Schwester ?
    »Hör zu, Delilah, bleib ganz ruhig. Sicher gibt es eine plausible Erklärung dafür, dass Will nicht nach Hause gekommen ist. Wo sind die Kinder?«
    »Die sind im Hort«, schnieft sie.
    »Okay, ich versuche, so schnell wie möglich hier wegzukommen. Ich komme dann nach Hause, okay? Kommst du bis dahin allein zurecht?«
    Delilah antwortet nicht.
    »Delilah«, dränge ich nachdrücklich, »ich sagte, kommst du bis dahin allein zurecht?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnet sie leise. »Ich weiß es einfach nicht.« Und dann legt sie auf.
    Sofort rufe ich Mum auf ihrem Handy an.
    »Hallo, Grace Taylor am Apparat, was kann ich für Sie tun?« Mum meldet sich mit förmlicher Stimme, gestelzt wie eine eifrige Vorzimmerdame.
    »Mum, ich bin’s«, sage ich rasch.
    »Schätz…«
    »Es geht um Delilah, Mum«, falle ich ihr ins Wort. »Es geht ihr schlecht. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um sie.« Und dann berichte ich ihr von unserem Gespräch.
    »Ach, das arme Kind«, seufzt Mum.

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