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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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krächzt sie heiser. »Wie spät ist es?«
    »Ach, Gott sei Dank, Lila, du lebst«, schluchze ich an ihrer Brust, während sie sich mühsam aufrappelt und mich mit hochzieht.
    »Ohhhh«, stöhnt sie, »mein Kopf.«
    »Wie viele hast du geschluckt?«, frage ich und schüttele sie. »Sag es mir! Ich muss das wissen, damit ich es dem Notarzt sagen kann.« Verzweifelt werfe ich mich quer über das Bett und greife nach dem Telefon, das auf dem Nachttisch steht. Wieder stöhnt sie und reibt sich die Stirn. »Sag mir, wie viele!«, zetere ich.
    »Wie viele was?«, murmelt Lila benommen.
    Ich hacke die Nummer des Notrufs ins Telefon und malemir schon das Schlimmste aus: Dass meine Schwester durch die Überdosis irreparable Hirnschäden davontragen wird.
    »Pillen, Lila, Pillen! Wie viele Pillen hast du geschluckt?«
    »Keine«, stöhnt sie. »Ich habe unten keine gefunden. Die verdammten Schachteln im Medizinschränkchen waren alle leer. Will, der Blödmann, schmeißt nie was weg. Und ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Vermutlich vom Wein«, fügt sie matt hinzu. »Den ersten habe ich heute Morgen aufgemacht, nachdem ich die Kinder weggebracht hatte«, erklärt sie beschämt.
    Ich lege das Telefon beiseite und sinke erleichtert auf das Bett. »Ach, Lila, du hast mir einen Riesenschreck eingejagt. Ich dachte, du hättest eine Überdosis geschluckt.« Und dann fange ich an zu heulen.
    »Es tut mir leid«, sagt sie unter Tränen, »ich wollte dich nicht erschrecken. So was würde ich nie machen. Die Kinder brauchen mich …«
    »Ich brauche dich auch«, rufe ich und falle ihr um den Hals. »Es tut mir so leid, Lila, ich war unausstehlich.«
    »Nein, warst du nicht. Du warst bloß nicht da, aber das kann ich dir nicht verübeln. Es war einfach schrecklich hier. Ist es noch, um genau zu sein«, sagt sie düster. Dann windet sie sich aus meiner Umarmung und beugt sich über das Bett, um mir einen braunen Umschlag vor die Füße zu werfen. Fragend schaue ich sie an, dann mache ich ihn auf. Sie lehnt sich auf die Kissen zurück und starrt an die Decke, während ich den endgültigen Beweis dafür in der Hand halte, dass Will tatsächlich eine Affäre hat. Sechs grobkörnige Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die ihn mit einer attraktiven Frau zeigen. Die Fotos scheinen bei zwei verschiedenen Gelegenheiten aufgenommen worden zu sein, da sie beide jeweils andere Kleidung tragen. Einmal sitzen sie in einem Café, das andere Mal in einem Pub. Beide Male stecken sie vertraulich die Köpfe zusammen und sind in ein angeregtesGespräch vertieft. Auf einem der Fotos scheint Will der Frau ein Bündel Geldscheine zuzustecken. Ich will gerade etwas sagen, als Lila mir noch etwas zeigt. Einen Kontoauszug.
    »Will hat größere Summen von unserem Konto abgehoben«, sagt sie plötzlich mit emotionsloser Stimme. Sie weist auf die Bilder. »Entweder er bezahlt eine Prostituierte oder er hält seine Geliebte aus. So oder so ist er ein widerlicher, ehebrecherischer Fiesling, und ich will, dass er noch heute aus meinem Haus verschwindet.«
    »Ach, Lila …«, setze ich an, doch meine Worte scheinen leer und bedeutungslos. Ich kann mir nicht mal annähernd vorstellen, wie ihr zumute sein muss. »Woher hast du die?«, frage ich und wedele mit den Fotos, worauf sie den Blick senkt.
    »Ich habe einen Privatdetektiv engagiert. Ich brauchte einen Beweis, damit die Kinder und ich auf jeden Fall hier im Haus bleiben können und die Scheidung schnell über die Bühne geht und ich das Sorgerecht für die Kinder bekomme, und das ohne so ein grässliches Gerichtsverfahren. Dagegen kann er nicht viel vorbringen.«
    Ich nehme ihre Hand. Kaum zu glauben, dass es so schnell so weit gekommen ist: Abkassieren und Abservieren. Arme Delilah. Und die armen Kinder.
    »Heute Abend stelle ich ihn zur Rede«, fährt sie sehr bestimmt fort, setzt sich im Bett auf, zuckt dann vor Schmerz zusammen und fasst sich mit der Hand an die Stirn. Sie wirkt blass und hager, aber fest entschlossen. »Ich sage ihm, er soll seine Sachen packen und verschwinden.«
    »Aber doch nicht vor den Kindern«, flehe ich sie an. »Die können nichts dafür, Delilah.«
    Sie zuckt die Achseln. »Vielleicht ist es besser, sie erfahren beizeiten, was für ein Mistkerl ihr Vater ist. Erspart ihnen im Endeffekt viel Kummer.«
    »Das meinst du doch nicht wirklich so«, sage ich leise. »Will ist trotzdem ein guter Vater –«
    »Ist er das?«, fällt sie mir schnippisch ins Wort. »Er ist doch nie da, Evie, er kennt

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