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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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sie ja kaum!« Sie schüttelt den Kopf und senkt den Blick. »Er hat nicht nur mich mit dieser … Nutte betrogen«, angeekelt tippt sie so fest auf das Bild der lächelnden Blondine, dass sich ihr Zeigefinger fast hindurchbohrt, »er hat auch Raffy und Lola betrogen. All die Abende, an denen er hätte zuhause sein können, sie baden, ihnen ihre Gutenachtgeschichte vorlesen, aber nein … sie … war ihm wichtiger.« Unvermittelt springt sie aus dem Bett und taumelt ins angrenzende Badezimmer, aus dem ich sie heftig würgen höre. »Tut mir leid«, ächzt sie, »ich kann es einfach nicht fassen, was hier gerade passiert. Ich weiß, wir waren nicht besonders glücklich, aber ich hätte nie gedacht … hätte nie gedacht …«
    Wieder übergibt sie sich, und ich gehe zu ihr ins Badezimmer und halte ihr die stumpfen, ungewaschenen Haare aus dem Gesicht.
    »Ich weiß, ich weiß«, tröste ich sie und betätige die Spülung, während sie über das Klo gebeugt auf dem Boden kniet und anfängt zu heulen. »Niemand hätte das je gedacht.« Rasch schiebe ich den Gedanken an das belauschte Telefonat möglichst weit weg, weil mich dabei nur noch schlimmere Schuldgefühle plagen. Hätte ich ihr davon erzählt, wäre es nicht so ein Schock für sie gewesen. Das durchmachen zu müssen, und dann auch noch ganz allein … Ich muss an die grobkörnigen Fotos auf Delilahs und Wills Ehebett denken, und mir wird auch übel. »Hör zu, Lila, ich weiß, das ist ein großer Schock für dich, aber die Kinder sind noch so klein, du musst sie schützen. Es ist nicht fair, sie da mit hineinzuziehen.«
    Delilah hört auf zu weinen, und ich sehe, dass sie mir zuhört.
    »Mum ist gerade auf dem Weg hierher«, fahre ich fort undziehe sie behutsam ein bisschen zurück, bis sie sitzt. Delilah sieht genauso jung und hilflos aus wie ihre kleine dreijährige Tochter. »Wie wäre es, wenn wir sie bitten, die Kinder über Nacht mit in die Wohnung in Hampstead zu nehmen? Du weißt, das würde sie nur zu gerne. Und Lola und Raffy würden sich furchtbar freuen. Dann kannst du alles mit Will ausdiskutieren, und sollte es laut werden, brauchst du dir keine Gedanken um die Kinder zu machen.« Delilah sagt nichts, sie nickt nur, und ich weiß, auch ihr muss klar sein, dass das die beste Lösung ist.
    »Kommt Mum wirklich her?«, jammert sie. »Und Dad?«
    »Gleich als ich sie angerufen habe, hat sie gesagt, sie setzt sich in den nächsten Zug. Dad ist sowieso in London – wir haben uns neulich getroffen –, also könnte es gut sein, dass er auch herkommt.«
    Wieder nickt Delilah, und man sieht ihr förmlich an, was ihr durch den Kopf geht: Wenn Mum und Dad kommen, wird alles wieder gut. Genau wie früher.
    Um drei Uhr hole ich die Kinder vom Hort ab, und gemeinsam laufen wir langsam durch Primrose Hill zurück, wobei ich ihnen den bevorstehenden Übernachtungsausflug zu ihren Großeltern in den schönsten Farben schildere.
    »Omapa! Juhu!«, jauchzt Raffy und rutscht und rennt in Gummistiefeln über das Gras, einen Stock in der Hand und mit wehendem Schal. Er schwenkt ihn durch die Luft und schreit »ABRADABBA!«, als sei es ein Zauberstab, und ich wünsche mir nichts mehr, als jetzt einen echten zu besitzen.
    »Können wir Kuchen und Tee machen und uns verkleiden und Puzzle machen und fernsehen und malen und Rad schlagen?«, fragt Lola. Dann bleibt sie abrupt stehen und verzieht das Gesicht. »Ich muss mal Pipi. Jetzt«, sagt sie, rafft Mantel und Kleid hoch und hockt sich auf den Boden.
    »Kannst du damit warten, bis wir zuhause sind, Lola?«, bitte ich sie, während sie an ihrer Strumpfhose herumzerrt. Sie schaut zu mir hoch, rümpft die Nase, als müsse sie meine Bitte abwägen, und zuckt dann die Achseln.
    »Okay«, sagt sie. »Ich kneife die Beine zusahahahammen. Aber du musst mich tragen.« Seufzend nehme ich sie auf den Arm, und sie grinst mich an und gibt mir einen Kuss auf die Nase. »Ich hab dich lieb, Tivie«, sagt sie, und plötzlich möchte ich am liebsten losheulen.
    »Ich hab dich auch lieb, Lola«, bringe ich gerade so heraus und wünsche sehnlichst, ich könnte ihre kleine heile Welt vor dem Zusammenbruch bewahren.
    Vielleicht hätte ich es gekonnt, vor langer Zeit einmal. Ich war ganz gut darin, Dinge für andere zu kitten. Doch jetzt ist es zu spät.
    Als wir nach Hause kommen, ist die Veränderung der Atmosphäre fast greifbar; die Luft ist zum Schneiden. Mein Blick fällt auf die Garderobe hinter der Haustür, und ich sehe

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