Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
dann wieder den lächelnden, etwas verlegenen Sam an.
»Ich fasse es nicht, dass du dir so viel Mühe gemacht hast!«, sage ich in ehrfürchtigem Entzücken. »Es ist einfach wunderbar.«
»Na ja«, meint er, schaut zur Seite und spielt mit dem Besteck. »Ich hatte das Gefühl, du könntest eine kleine Aufmunterung vertragen, und es war naheliegend, zu Hardy’s zu gehen. Du bist hier nicht die Einzige mit einem Talent fürs Aufhübschen, weißt du«, fügt er lachend hinzu.
»Das sehe ich!« Ich lächele und schaue statt des wunderbaren Raums lieber ihn eindringlich an, weil ich mich nicht sattsehen kann an diesem gutaussehenden, gepflegten Kerl. Der verstrubbelte Lieferjunge mit dem zerknitterten Gesicht und den Hamsterbäckchen und der Vorliebe für ungebügelte Klamotten ist spurlos verschwunden, und an seiner Stelle sitzt da, na ja, ein Mann. Ein cooler, charmanter, erwachsen wirkender Mann mit Wangenknochen, die der braune Bartschatten noch betont, und dunklen, zurückgegelten Haaren. Er sieht zum Anbeißen aus. Und ich weiß einfach nicht, ob er immer schon so ausgehen hat und ich es nur nie gemerkt habe oder ob er irgendwas Entscheidendes geändert hat. Egal, so oder so, es gefällt mir.
»Du sieht wirklich toll aus«, sage ich etwas verlegen, während Dean Martin im Hintergrund balzt.
»Und du …« Er schüttelt den Kopf, während er mich mit großen Augen ansieht. »… du siehst einfach hinreißend aus, Evie.«
Errötend wende ich den Blick ab.
»Hör zu –«, sagen wir gleichzeitig.
»Du zuerst«, will Sam mir den Vortritt überlassen.
»Nein, du zuerst, ich bestehe darauf.«
Er räuspert sich hinter vorgehaltener Hand und guckt michnervös an. Ich falte die Hände, die unter dem Tisch äußerst unansehnlich schwitzen. Wieder räuspert er sich. »Ich wollte nur sagen, dass ich das hier, na ja, also eigentlich wollte ich das … du weißt schon, mit dir ausgehen, also, das will ich schon seit ganz langer Zeit machen. Schon solange ich dich kenne, um ganz ehrlich zu sein. Aber irgendwie war nie … na ja, sagen wir einfach so, irgendwie schien nie der richtige Zeitpunkt dafür zu sein.« Ich schaue auf und sehe im Kerzenlicht einen Anflug von Bedauern über sein Gesicht huschen. Ella, denke ich. »Und dann kam Joel …«, fährt er fort, »… na ja, was ich damit sagen will, es ist gerade etwas kompliziert und irgendwie noch immer nicht der richtige Augenblick. Ich wollte bloß mit meinem Lieblingsmädchen schick essen gehen und ein bisschen deine Gesellschaft genießen. Als Freunde. Also benehmen wir uns einfach vollkommen normal und unterhalten uns wie sonst auch immer – ganz ungezwungen und ohne Peinlichkeit, okay? Und ohne Erwartungen. Einfach nur mit dir hier zu sein genügt mir schon.« Er hebt das Glas und lächelt mir liebevoll zu. »Auf das, was hätte sein können.«
Ich nicke, denn seine kleine Ansprache hat mir die Kehle zugeschnürt, aber ich hebe trotzdem das Glas, und mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich nippe am Champagner, und auch der hilft ein bisschen. »Das hättest du denen aber auch sagen sollen«, meine ich und nicke in Richtung Felix, Lily und Iris, die einander in die Rippen stupsend und kichernd wie die Schulkinder an unseren Tisch kommen, um zu dritt zwei Teller herzutragen.
Sam lacht und schüttelt den Kopf. »Habe ich mir doch gleich gedacht, dass die nichts als Ärger machen. Aber nach der Hauptspeise gehen sie. Ich habe Lily versprochen, ihr einen Martini auszugeben, wenn sie mir heute Abend zur Hand geht. Wobei sie allerdings überhaupt nicht kochen kann. Das haben Felix und Iris übernommen. Aber sie hat mir geholfen, hier alles zu dekorieren.«
»Es sieht unglaublich aus«, sage ich. »Als sei Weihnachten dieses Jahr ein bisschen früher als gewöhnlich.«
»Oder gerade noch rechtzeitig, hoffe ich«, meint Sam und hebt abermals sein Glas.
»Auf Hardy’s«, sage ich und stoße mit ihm an.
»Hoffen wir auf das ersehnte Weihnachtswunder«, meint Sam, während die drei Stooges unsere Vorspeise servieren.
»Sör, Mädom«, sagt Felix, als er die Teller vor uns auf den Tisch stellt. »Ihre Lachs-Spinat-Roulade, liebevoll von mir höchstpersönlich zubereitet.« Er tritt einen Schritt zurück, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und schaukelt ein bisschen vor und zurück. »Maisie meinte immer, das sei eine meiner Spezialitäten«, fügt er stolz hinzu.
»Es sieht köstlich aus, Felix«, sage ich und beäuge misstrauisch das blassrosa,
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