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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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cremefarben-grüne Gericht aus Spinat und Räucherlachs, aufgebahrt auf einem Bett aus welkem Grünzeug, wobei mein Mund etwas zuckt und mein Magen sich unwillig verkrampft.
    »Na los, kostet es!«, ermuntert Felix uns und schaut uns neugierig über die Schulter.
    »Ach, Felix, lass die beiden in Ruhe«, rügt Lily und zieht ihn mit sich fort. »Bitte sehr, ihr Süßen«, gurrt sie und platziert ein Brotkörbchen mitten auf dem Tisch, während Iris uns mit einem Augenzwinkern ein Schälchen Oliven hinstellt. »Hier habt ihr ein bisschen Pumpernickel. Den habe ich natürlich nicht selbst gebacken. Der ist aus der Feinkostabteilung von Selfridges. Wir lassen euch jetzt allein. Ruft uns einfach, wenn ihr irgendwas braucht!« Und damit verdrücken Lily und Iris sich taktvoll und ziehen den sich sträubenden Felix einfach mit sich fort.
    Sam und ich schauen erst auf die Vorspeise, dann sehen wir uns an und müssen lachen.
    »Das ist eine Retro-Roulade«, flüstere ich.
    »Ich weiß«, zischt Sam. »Meine größte Sorge ist, er könnte sie schon in den achtziger Jahren gemacht und eigens für heute Abend aufgetaut haben. Wobei du eigentlich Glück gehabt hast; beinahe hätten wir Krabbencocktail bekommen, aber ich habe ihn gebeten, etwas ›Moderneres‹ zu machen.«
    »Der liebe Kerl«, sage ich und wische mir eine Lachträne aus dem Gesicht, »wir sollten erst mal probieren, ehe wir meckern. Vielleicht schmeckt sie ja ganz köstlich.«
    Zweifelnd betrachtet Sam erst mich und dann seinen Teller.
    »Okay, also, ich tue es«, erkläre ich dramatisch, nehme Messer und Gabel und atme tief durch. »Bist du dabei oder nicht?«
    »Ähm … nicht?«, sagt Sam und verzieht mit Blick auf das Gericht das Gesicht.
    »Er guckt uns die ganze Zeit zu, weißt du«, sage ich, winke mit der Gabel und lächele Felix zu.
    »O Gott«, stöhnt Sam. »Ich hätte wissen sollen, dass das keine gute Idee ist. Ich hätte einfach was beim Pizzaservice bestellen sollen. Okay, auf drei, ja? Eins, zwei …«
    »Drei!« Energisch säbele ich eine Scheibe von der Roulade ab, spieße sie mit der Gabel auf, gucke sie kurz an und stecke sie mir dann in den Mund. Ich schaue Sam an, aber der starrt noch immer auf seinen Teller wie ein Kaninchen auf die Schlange.
    »Hey, du Schummler!«, protestiere ich, den Mund voller Frischkäse, Spinat und Lachs. »Weißt du was«, sage ich nachdenklich, »das ist eigentlich ganz lecker.« Ich verstelle die Stimme und rede wie ein blasierter Gastrokritiker. »Cremig-zarter Frischkäse mit der Säure von Zitrone, dazu knackiges Grünzeug und salziger Lachs. Ach, und nicht zu vergessen der weihnachtlich-erdige Hauch Muskatnuss.«
    »Ehrlich?«, fragt Sam, steckt sich ein Stück in den Mund und greift augenblicklich nach seinem Glas, um den Bissen mit einem großen Schluck Champagner runterzuspülen. »Lügnerin!«, zischter und winkt dann Felix zu, der sich noch immer in der Ecke rumdrückt, und ruft ihm mit zusammengebissenen Zähnen zu: »Mmm, das ist köstlich, Felix!«
    »Mach schon, aufessen!«, meine ich lachend und streiche Butter auf Lilys vornehmes Brot. »Stell dich nicht so an, du Waschlappen.«
    Nach der Vorspeise serviert uns Lily den Hauptgang, bestehend aus Beef Wellington mit jeder Menge anzüglicher Anspielungen als Beilage. Sie bleibt am Tisch stehen und beguckt uns wie eine liebevolle Glucke, wobei sie mir gelegentlich über den Kopf streicht wie eine stolze Mutter. Irgendwann geht sie dann wieder, sodass Sam und ich ungestört weiterplaudern können.
    »In letzter Zeit war eine Menge los, was?«, meint Sam, während er die Blätterteigpastete aufschneidet.
    Ich nicke beim Gedanken daran, was alles passiert ist. Joel, Delilah und Will, die Verwandlung des Ladens und meine eigene Verwandlung. Selbst, dass ich jetzt hier mit Sam sitze, hätte ich mir vor drei Wochen nicht vorstellen können. »Das kannst du laut sagen«, seufze ich und muss dann kichern.
    »Was ist denn daran so komisch?«, fragt Sam etwas verunsichert. »Habe ich Soße am Kinn? Oder auf dem Hemd?«
    Ich schüttele den Kopf, kann aber nicht aufhören zu lachen.
    »Was denn dann?«, fragt er verzweifelt. »Komm schon, Evie, du machst mich ganz kirre.«
    Ich lege Messer und Gabel beiseite und wische mir eine Träne aus den Augen. »Ich musste bloß daran denken, wie unglaublich das alles ist. Ich meine, normalerweise hocken wir beide im dunklen Warenlager und sortieren Kisten, ich einsam und verlassen und deprimiert, weil ich beruflich in

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