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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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beunruhigt.
    Darauf nicke ich nur knapp und fädele meinen Arm wieder in seinen. »Nun ja, das klingt ganz okay. Ähm, wie weit ist es denn?«
    Die Antwort auf diese Frage lautet auf jeden Fall »viel zu weit«, aber das kann Joel nicht ahnen. Vor allem nicht, weil er nicht an einem der hektischsten Einkaufstage des ganzen Jahres in Zwölf-Zentimeter-Absätzen die Regent Street entlangstöckeln muss. In gerade mal zwanzig Minuten sind mir mehr Touristen auf die Zehen getreten, als ich je für möglich gehalten hätte.
    Erst als wir dann endlich in die relativ ruhige Bond Street einbiegen, entspanne ich mich ein klein wenig, aber auch nur, weilmeine Füße inzwischen vollkommen taub sind. Langsam schlendern wir die Straße entlang, in der einige der elegantesten und teuersten Nobelboutiquen der Hauptstadt liegen, und plaudern angeregt über unser Zuhause und unser Leben. Ich erzähle Joel von Delilah, Noah und Jonah und will ihm gerade von dem kleinen Tick meiner Mutter berichten, uns alle nach biblischen Personen zu benennen, als mir plötzlich wieder einfällt, dass ich für ihn ja Carly heiße, weshalb ich schnell zurückrudern muss. Denn selbst bei meiner relativen Unkenntnis religiöser Gestalten bin ich mir ziemlich sicher, dass es nie eine Heilige Carly gab.
    Nach diesem Beinahe-Fauxpas beschließe ich, es wäre sicherer, eine Weile gar nichts mehr zu sagen.
    Wir flanieren an überkandidelten Kunstgalerien und Antiquitätenläden vorbei, an exklusiven Designerboutiquen und unfassbar teuren Juwelieren, bis wir schließlich vor dem imposanten Londoner Hotel stehen, das das Ziel unseres kleinen Spaziergangs ist. Auf einmal bin ich ganz aufgeregt. Bald ist Weihnachten. Und ich habe ein heißes Rendezvous mit einem schnuckeligen Amerikaner. Noch dazu im Claridge’s.
    »Tja, da schüttel mich doch einer durch und stecke mich in eine Schneekugel«, murmele ich, während ich andachtsvoll an der warmen roten Backsteinfassade des Hotels hochschaue und es gar nicht fassen kann, dass das alles gerade wirklich passiert.
    Joel lacht laut auf. »Sie sagen wirklich witzige Sachen. Kommen Sie …« Er hält inne, und am Rand seiner Pupille funkelt es wie ein Stern an einem klaren Nachthimmel. Wobei ich ihn natürlich niemals anstarren würde. Ich doch nicht. Er räuspert sich. »Ich wäre entzückt, die Gnädigste zu einer Tasse Tee einladen zu dürfen.«
    »Oh nein, nein, nein, lassen Sie«, sage ich, ziehe den Kopf ein und schneide eine Grimasse angesichts seines grauenhaften britischen Akzents.
    »Man hat mir gesagt, mein Akzent sei ziemlich gut!«, verteidigt er sich.
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«, gebe ich zurück. »Dick Van Dyke?«
    Er lacht. Wieder. »Kommen Sie, Carly«, sagt er. »Lassen Sie uns Tee trinken«, und damit führt er mich nach drinnen.
    Eine halbe Stunde später sitzen wir gemütlich eingehüllt von kuscheliger Wärme und der kultivierten Grandezza des herrlichen Art-déco-Interieurs im Foyer des Claridge’s. Über uns an der Decke hängt die berühmte silbrig weiße Lichtskulptur von Dale Chihuly und sieht in all ihrer glitzernden glasgewundenen Pracht aus wie Medusas Haare. Andächtig nippen wir Tee aus einem hübschen grün-creme gestreiften Teeservice und lächeln uns etwas eingeschüchtert von der prunkvollen Umgebung an. Wir knabbern an filigranen Sandwichstreifen, und ich muss mich zusammenreißen, um mich nicht wie ein hungriger Wolf auf die Scones mit der köstlichen Clotted Cream, dieser herrlichen Doppelrahm-Sahne, zu stürzen. Aber nein, ich beherrsche mich und überlege, was Carly an meiner Stelle tun würde. Schnell geht mir auf, dass sie vermutlich ein einziges kleines Sandwich essen und womöglich noch an einem klitzekleinen Gebäckstückchen nibbeln, den Rest aber ihrem gutaussehenden Begleiter überlassen würde.
    Oder es in ihrer Handtasche verschwinden lassen, wenn der aufs Klo geht. Man bekommt keine Figur wie sie, wenn man sich durch die gesamte Kuchentheke futtert, so viel steht schon mal fest. Weshalb ich zu dem Schluss komme, dass die Idee mit der Handtasche die beste Lösung ist. Hauptsächlich weil ich mir denke, dass Felix sich sicher über einen echten Cream Tea von Claridge’s als Mitbringsel freuen würde und ich ihm am Montag zu seinem Morgenkaffee eine kleine Gebäckauswahl in einem Papiertütchen mitbringen könnte.
    »Entschuldigen Sie mich bitte kurz«, sagt Joel und geht dannzur Toilette. Schnell falte ich meine Serviette auseinander und lasse einen Scone darin

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