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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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Jedenfalls wird sich ausgiebig umarmt und auf den Rücken geklopft. Sofort sind Will und die Jungs in ein Gespräch über Rugby vertieft, während Delilah und ich uns nur vielsagend anschauen und die Augen verdrehen. In solchen Momenten bin ich immer heilfroh, dass ich Delilah habe. Sonst wäre ich einfach hoffnungslos in der Unterzahl. Der Testosteronpegel in diesem Haus kann gelegentlich schier unerträglich werden.
    Und dann kommt Mum hereingeschwebt in ihrer Cath-Kidston-Schürze, serviert Getränke und Snacks und sorgt dafür, dass alle zufrieden und gut versorgt sind. Dad ist wohl noch immer in seinem wichtigen Geschäftsgespräch. Wie üblich.
    »Kinder!« Grinsend kommt Dad schließlich mit der Wucht eines Hurrikans ins Zimmer geschneit und füllt den ganzen Raum mühelos mit dem Volumen seiner Stimme und seiner einnehmenden Persönlichkeit. Er ist der Herr des Hauses, und das weiß er auch.Delilah und mich und seine Enkelkinder heißt er mit einer festen Umarmung willkommen, dann geht er rüber zu den Jungs, wo sich dann wieder freundschaftlich auf den Rücken geklopft wird. Danach steht er die Hände in die Seiten gestemmt da und grinst uns in seiner Sonntagsgarderobe aus kariertem Hemd, V-Ausschnitt-Pullover und Kordhose übers ganze Gesicht an. Er sieht immer noch umwerfend gut aus, wie ein leicht ergrauter Filmstar, wenn ich das über meinen eigenen Vater so sagen darf. Seine Gesichtszüge sind wie gemeißelt, und er hat ein ausgeprägtes Kinn; beides würde sich hervorragend auf der Leinwand machen. In vielerlei Hinsicht haben er und Mum sich seit ihrer Hochzeit kaum verändert. Mit ihrer zierlichen Puppenfigur passt meine Mum noch immer in ihr altes Hochzeitskleid, und in seiner Gegenwart hat sie noch immer diese leicht nervöse, mädchenhafte Art einer frisch verliebten Frau, so als könne sie kaum glauben, tatsächlich mit ihm verheiratet zu sein. Gerade steht sie im Türrahmen und schaut uns alle liebevoll an, auch wenn niemand sie zu bemerken scheint. Ihr Blick geht zu meinem Vater, und ihre Augen strahlen, und dann geht sie zu ihm und bringt ihm seinen Gin-Tonic-Aperitif. Er nimmt ihn und tätschelt ihr ohne sie anzuschauen den Po, weil er gerade mit Will in ein angeregtes Gespräch über Aktien und Wertpapiere verwickelt ist. Einen Moment bleibt sie neben ihm stehen, dann sammelt sie ein paar leere Gläser ein, richtet einige zerknautschte Sofakissen und geht wieder in die Küche.
    Derweil hat Delilah mich in die Ecke gedrängt und versucht mir auch noch die letzten Einzelheiten meiner Verabredung mit Joel zu entlocken. Was ich natürlich vernünftigerweise tunlichst verweigere. Sollte meine Familie Wind davon bekommen, kann ich mir das noch in hundert Jahren anhören.
    »Komm schon, Evie«, raunt sie mir aus dem Mundwinkel zu. »Ich sterbe gleich vor Spannung. Und ich verspreche dir, ich mache keinen Wirbel, aber bitte nicke nur kurz, wenn er dich geküsst hat. Bitteee.«
    Mit einem kurzen Seitenblick schaue ich sie an, dann sehe ich mich im Zimmer um. Delilahs Kinder hopsen zu dem Lied, das sie aufgelegt haben, wie kleine Springbälle herum, Mum ist gerade dabei, Jonah unsichtbare Stäubchen von der Schulter zu bürsten, während er, Will und Noah mit verschränkten Armen in einem geschlossenen Kreis vor der Feuerstelle stehen. Niemand achtet auf Delilah und mich.
    Also plappere ich hastig los, angespornt von Delilahs verzweifeltem Wunsch, mehr über mein aufregendes Liebesleben zu erfahren.
    »O GOTT, ER HAT DICH GEKÜSST!«, kreischt sie los, als ich zum besten Teil der Geschichte komme, dann schlägt sie sich entsetzt die Hand vor den Mund, weil ihr klar wird, dass sie mich gerade quasi mitten in die Löwengrube gestoßen hat. Der gesamte Taylor-Clan dreht sich wie in Zeitlupe zu uns um und starrt uns an.
    »Was?«, fragt Mum, in deren Gesicht sich gleichermaßen Hoffnung und Verwirrung spiegeln.
    »Wer?«, fragt Dad, als wolle er mich vor Gericht ins Kreuzverhör nehmen.
    »WARUM?«, fragen Jonah und Noah im Chor, um dann laut loszuprusten.
    Und dann lachen plötzlich alle mit.
    Nach dem anfänglichen Aufruhr kommt Mums Ankündigung, das Mittagessen sei fertig, gerade zur rechten Zeit, sodass die große Neuigkeit schnell vergessen ist. Die männlichen Mitglieder der Familie Taylor (und Will genauso) werden, wie die meisten Männer, von ihren Mägen gesteuert. Ich bin guter Hoffnung, die nächsten Stunden irgendwie hinter mich zu bringen, ohne dass der Kuss noch einmal zur Sprache

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