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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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kommt.
    Aber von wegen.
    Sind die männlichen Familienmitglieder wie ein Rudel hungriger Löwen, wenn es ums Essen geht, dann ist meine Mutter ein blutsaugender Vampir, wenn es um mein Liebesleben geht. Seit fünf Jahren wartet sie nun schon ungeduldig auf die frohe Kunde, dass ich endlich den Richtigen kennengelernt habe und eine Familie gründen und ihr weitere Enkelkinder schenken werde.
    Vermutlich sehen alle Mütter gerne etwas von sich in ihren Töchtern, und während Delilah bezüglich ihres Aussehens sehr nach unserer Mutter schlägt, weiß ich, dass Delilahs steile Karriere Mum etwas verunsichert. Nie konnte sie Delilahs verbissenen Ehrgeiz verstehen, die gläserne Decke zu durchbrechen. Delilah wurde immer schon von ihrem Erfolgshunger getrieben. Oft ertappe ich Dad dabei, wie er Delilah bewundernd anschaut, wenn sie uns mal wieder von einem großen Pitch erzählt. Auf zahllosen Listen der einflussreichsten Medienfrauen erscheint ihr Name, sie war eine der jüngsten Agenturchefinnen aller Zeiten und stellt immer wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie sich in ihrer Branche von keinem Mann was vormachen lässt.
    Nein, Mum scheint sich da eher in mir wiederzufinden, weshalb sie mir auch bezüglich meines Privatlebens viel dichter auf die Pelle rückt, als sie es bei meiner Schwester je wagen würde. Außerdem ist sie der Ansicht, ich sei in ihre Fußstapfen getreten, weil ich jetzt bei Hardy’s arbeite, was im Umkehrschluss für sie auch bedeutet, dass ich nur auf den richtigen Mann warte, um meine Karriere an den Nagel zu hängen und nur noch zu backen und Kinder zu gebären. Und ganz egal, wie sehr ich mich auch bemühe, ihr klarzumachen, wie viel mir an meiner Selbstständigkeit liegt und dass ich nie wieder meinen Beruf für einen Mann aufgeben will, ist sie doch felsenfest davon überzeugt, eines Tages werde ein gutaussehender Mann den Laden betreten und mich aus meinem trostlosen Dasein als arbeitende Frau erlösen. Undich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, dass sie glaubt, nun könne es endlich so weit sein.
    Das übliche hochfrequente Geplapper des Taylor’schen Tischgesprächs verstummt kurzzeitig, als alle sich auf den köstlichen Sonntagsbraten stürzen. Und wie ein kampferprobter Veteran nutzt meine Mum diese Chance gnadenlos aus, um mich in die Falle zu locken.
    »Also, mein Schatz, jetzt erzähl uns doch mal von dem Mann, den du da kennengelernt hast!«, gurrt sie, und alle schauen mich an wie eine Herde wiederkäuender Kühe. Schnell stopfe ich mir eine Gabelladung in den Mund, um ein bisschen Zeit zu schinden, merke aber schnell, dass das ein krasser Anfängerfehler war.
    »Sie hat ihn bei Hardy’s kennengelernt, Mum! Er heißt Joel, und anscheinend ist er einfach zum Niederknien !«, plappert Delilah aufgeregt aus, und dann quietschen sie und meine Mum und klatschen in die Hände wie Teenager. Ich weiß gar nicht, was in letzter Zeit in Delilah gefahren ist. Sie weiß doch, wie versessen meine Mum auf Neuigkeiten über mein Liebesleben ist, und normalerweise ist sie in der Hinsicht sehr rücksichtsvoll. Ich komme mir vor wie Tom Cruise in Top Gun , als Goose unerwartet ins Gras beißt: Plötzlich fliege ich ohne Kopiloten. Angesäuert werfe ich Delilah einen mahnenden Blick zu, den sie gar nicht zu bemerken scheint. Sie plaudert einfach munter weiter intime Details meines Privatlebens aus. Mein Magen verkrampft sich, als Noah und Jonah sich schier ausschütten wollen vor Lachen.
    »Ach, ich habe es doch immer gewusst«, seufzt Mum, als Delilah schließlich die Geschichte, wie Joel und ich uns kennengelernt haben, zu Ende erzählt hat. »Genau wie ich es gesagt habe.«
    »Mu-um«, stöhne ich, doch auch sie scheint mich gar nicht zu hören. »Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben,Charles, Schatz?«, sagt sie und schaut Dad mit einem Blick an, als vergöttere sie ihn noch wie am ersten Tag.
    »Natürlich, Grace«, entgegnet er, spießt mit seiner Gabel ein Stück Fleisch auf und sieht Mum dann zärtlich an. »Wie sollte ich den schönsten Tag meines Lebens vergessen?«
    Wir Kinder tun, als müssten wir würgen, und prusten dann los vor Lachen. Aber wenn wir ehrlich sind, finden wir es wunderbar, dass Mum und Dad noch immer so verliebt sind. Wir wissen, wie selten das heutzutage ist.
    Just in diesem Augenblick klingelt Dads Handy, er schaut auf das Display und wirft Mum dann einen entschuldigenden Blick zu. »Verzeih, Liebling, aber ich muss rangehen. Die

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