Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
ausgerechnet Cowboy und Indianer.“
„Ich wette, du hast schon damals einen beeindruckenden Cowboy abgegeben.“ Wally drehte sich zu Dakota um und sah dessen Augen glänzen. Unter dem hellbraunen Hut lugten ein paar Strähnen seines pechschwarzen Haars hervor.
„Ich war immer einer von den Indianern und in unseren Spielen haben oft beide Seiten gewonnen. Und ich habe unheimlich gerne Tipis gebaut.“ Dakota lächelte ihn an. „Im Nachhinein hätte ich wahrscheinlich wissen müssen, dass es mir bei diesen Spielen schon damals weniger um die Kämpfe als vielmehr um die Verkleidung gegangen ist.“ Dakotas Lachen war tief, um seine Augen bildeten sich Lachfältchen. „Und auf der anderen Seite der Wälder gibt es eine kleine Blockhütte, die schon vor Jahrzehnten gebaut wurde. Dort sind wir immer zum Rummachen hingegangen.“
„Gibt es die noch?“, fragte Wally schüchtern. Er wusste, dass das jetzt ein bisschen gemein von ihm war.
„Uh-huh.“ Dakotas Stimme wurde tief und brummte leicht in seiner Brust. Seine Augen sahen Wally für eine Sekunde fragend an.
Genauso hatte Dakota ihn gestern angesehen, als er ihm gute Nacht gewünscht hatte und Wally fragte sich, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Letzte Nacht hatte er eine Sekunde lang gedacht, dass Dakota ihn etwas fragen wollte, bevor er es sich doch anders überlegt hatte. Und jetzt war dieser Blick wieder da und verwirrte Wally genauso wie beim ersten Mal. Wie auch immer, dieser Blick konnte nicht bedeuten, dass Dakota mit ihm in diese Blockhütte gehen wollte, da war Wally sich sicher. Wobei ihm der Gedanke eindeutig gefiel, in Anbetracht dessen wie ihm gerade die Jeans zu eng wurde. Wally atmete tief ein, um sich zu beruhigen und rief sich in Erinnerung, dass Typen wie Dakota an Typen wie ihm nicht interessiert waren. Und selbst wenn Dakota an ihm interessiert wäre, dann wäre das allenfalls der Reiz des Neuen und sonst nichts. Als Wally Dakota wieder ansah, war dessen vielsagender Gesichtsausdruck einem warmen Lächeln gewichen. Aber sanfte Blick aus Dakotas Augen verwirrte Wally auch nicht weniger.
„Phillip wäre sicher begeistert, wenn du ihn dorthin mitnehmen würdest.“
Dakotas Lächeln verblasste ein wenig. „Phillip und ich sind nur Freunde. Letzten Herbst hatten wir unseren Spaß miteinander, doch seither ist er ein guter Freund für mich geworden, jemanden, mit dem ich reden kann.“ Wally sah wie Dakota schluckte und seinen Blick wieder nach vorne wandte. „Und außerdem, wer sagt denn, dass ich mit ihm dorthin möchte?“
Dakota versetzte sein Pferd in Trab und ritt Wally voraus. Damit konnte er nicht ihn gemeint haben . Wally trieb Sadie an und trabte Dakota nach. Dabei fragte er sich die ganze Zeit, ob er es wagen konnte, auch nur für eine Sekunde daran zu glauben, dass der attraktive Cowboy möglicherweise ein gewisses Interesse an ihm haben könnte.
Sie ritten im Trab, bis sie sich der ersten schwachen Stelle im Zaun näherten. Daneben lag eine Rolle Stacheldraht für die Reparatur. „Die Jungs haben den Draht gleich heute morgen hergebracht“, sagte Dakota, während er von seinem Pferd abstieg und in seiner Satteltasche herumkramte. „Die wirst du brauchen.“ Wally saß ab und nahm die angebotenen Handschuhe an.
Er zog sie an, aber als er die Hände sinken ließ, rutschten ihm die Handschuhe fast wieder runter. Sie waren ihm zu groß, aber immer noch besser, als von den Stacheln gestochen zu werden. „Danke.“
Dakota holte die restlichen Werkzeuge heraus und begann vorsichtig den Draht abzurollen. „Wir müssen diesen ganzen Abschnitt neu bespannen, damit der Zaun wieder hält.“ Dakota befestigte das Ende des Drahtes an einem der stählernen Zaunpfosten, hielt dann den Ballen von seinem Körper weg und rollte den Draht entlang der Zaunlinie ab. „Ich roll’ ihn ab, du befestigst ihn an den Pfosten.“
„Was ist mit dem alten Draht?“
„Den schneiden wir raus, wenn wir fertig sind.“ Dakota war ganz sachlich. Verschwunden waren das Lächeln und die lockere Kameradschaft, die sie auf dem Ritt hierher geteilt hatten. Wally wusste, dass das seine Schuld war, wusste aber nicht, was er sagen konnte um es wieder in Ordnung zu bringen. Fürs Erste schob er diesen Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf die anstehende Aufgabe. Er nahm die Zange von Dakota entgegen und fing an, den Draht zu befestigen.
Während der folgenden Stunde sprachen sie nur miteinander, wenn es um die Arbeit ging. Als sie das letzte
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