Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
helfen.“
Dakota setzte sich ans andere Ende des Sofas. „Ich habe einen extrem leichten Schlaf.“
Wally nickte langsam und streckte seine Beine aus. „Vermutlich brauchst du den auch. Wie lange kümmerst du dich schon um deinen Vater?“
„Fast fünf Jahre.“ Unwillkürlich warf Dakota einen Blick in Richtung des Zimmers seines Vaters. „Wenn ich müsste, würde ich alles immer wieder genauso machen.“ Dakota würde alles für seinen Vater tun. „Viele haben mir gesagt, ich hätte ihn in ein Heim geben sollen, aber das konnte ich nicht. Er hat mir ein tolles Leben gegeben. Die Zeit, die ihm noch bleibt, soll er bei seiner Familie verbringen und nicht unter lauter Fremden, ganz gleich, wie lange er noch hat. Das hat er einfach verdient.“
„Darf ich dich was fragen? Wenn es zu persönlich ist, sag es einfach.“
Dakota nickte langsam.
„Weiß er, dass du schwul bist?“ Wally lehnte sich gegen die Armlehne.
„Nein. Ich habe es nicht vielen Menschen erzählt. Hier draußen behält man manche Dinge besser für sich. Ich wollte es ihm sagen, habe es aber nicht getan. Es ihm jetzt zu sagen, fände ich nicht fair.“ Dakota sah wie Wally verwirrt den Kopf zur Seite legte. „Er kann nicht sehr gut kommunizieren. Ich weiß zwar, dass er das Meiste versteht, aber sein Leben ist jetzt sein Zimmer, dieses Haus und die Geschichten, die ich ihm fast jeden Tag über die Ranch erzähle. Vielleicht bin ich egoistisch, aber ich will nicht, dass er sich Sorgen macht und ich weiß, dass er das tun würde.“
„Denkst du, er würde dich akzeptieren?“
„Das würde ich gerne glauben. Darauf läuft für mich immer wieder alles hinaus.“ Dakota ertappte sich dabei, dass er Wally intensiv musterte. Suchte er Bestätigung bei ihm? „Was, wenn er es nicht tut? Es ist ja nicht so, als ob wir es ausdiskutieren oder darüber sprechen könnten.“
Wally hatte wohl gesehen wie sehr der Gedanke Dakota plagte; er nahm Dakotas Hand und hielt sie fest. Ein Kribbeln ging durch Dakotas Körper. „Ich wünschte mir so sehr, ich hätte es ihm erzählt“, fuhr er fort. „Das ist mein größter Kummer. Wir haben immer alles geteilt und das war das Einzige, was ich vor ihm geheimgehalten habe. Und jetzt muss ich es weiterhin für mich behalten. Ich weiß, das klingt egoistisch und vielleicht ist es das auch ...“
Dakota sah Wally den Kopf schütteln. Nichts als Anteilnahme lag in seinem Gesicht. „Du musst tun, was du für richtig hältst und ich werde dich deswegen weder kritisieren noch verurteilen.“ Dakota fühlte Wallys Hand aus seinem Griff gleiten und er vermisste die Berührung sofort. Wally machte den Fernseher aus und ging um den Couchtisch herum.
Dakota hatte schon so lange mit niemandem mehr so offen reden können und plötzlich fühlte er sich sehr einsam. „Wally ...“ Er hielt sich zurück, bevor er sich noch ganz und gar zum Narren machen konnte. „Gute Nacht. Bis morgen dann.“
„Gute Nacht.“
Dakota konnte immer noch hören wie atemlos Wallys Stimme geklungen hatte, während dieser auf nackten Füßen leise den Flur entlang davonging. Wallys Schlafzimmertür schloss sich mit einem gedämpften Klicken. Dakota stand auf und ging durch das dunkle Haus. Er öffnete die Tür zum Zimmer seines Vaters einen Spalt breit und spähte kurz hinein, bevor er in sein eigenes Zimmer ging. Er stieg wieder zurück in sein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Kapitel 6
W ALLY fragte sich, woher die Stimmen kamen. Als er die Augen einen Spalt breit aufmachte und sich im Zimmer umsah, fiel ihm wieder ein, wo er war. Er konzentrierte sich darauf, auf die Stimmen zu lauschen, die durch das Fenster hindurch zu ihm hereinwehten. Es hörte sich an, als gingen Dakotas Männer bereits an die Arbeit und dabei konnte die Sonne kaum aufgegangen sein, nach dem rötlichen Schein hinter den Vorhängen zu schließen. Er schlug die Decken zurück, stand auf und ging ins Bad. Nach einer kurzen Katzenwäsche, duschen konnte er später auch noch, gähnte Wally herzhaft, ging zurück ins Zimmer und suchte sich saubere Kleider zusammen.
Einigermaßen angezogen ging er dem Duft frischen Kaffees nach in die Küche. Dort stand ein volle Kanne bereit, aber es war kein Mensch da. Wally schenkte sich einen Becher Kaffee ein und horchte dabei hinaus auf den Flur. Er hörte leise Stimmen und folgte ihnen den Flur entlang bis zu einer Tür, die einen Spalt offen stand. Jeffersons Zimmer, vermutete er. Drinnen konnte er Dakota leise mit
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