Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
stellte fest, dass ihm das zu denken gab. Inzwischen konnte er gut genug zwischen den Zeilen lesen um zu wissen, dass irgendetwas Dakota bedrückte, er aber nicht bereit war, darüber zu reden. Zumindest nicht mit ihm. Nicht, dass ihn das sonderlich überrascht hätte. Schließlich hatten sie sich nur ein paar Mal geküsst und kannten sich erst einen Tag. Zugegeben, er mochte Dakota. Himmel, er fühlte sich zu dem Mann unglaublich hingezogen. In Dakotas Nähe zu sein fühlte sich für Wally einfach so richtig an.
Dakota beendete sein Frühstück und sagte: „Danke, Phillip. Das war wirklich gut.“ Er stand auf und stellte sein Geschirr in die Spüle. „Wolltet ihr beiden euch was ansehen, solange ihr hier seid?“
Langsam schob Phillip seinen Teller von sich. „Wir würden uns gerne den Yellowstone Park und den Grand Teton ansehen. Ich will Geysire sehen und ich weiß, dass für Wally dieser Urlaub kein Urlaub ist, solange er keine Bären, Büffel und vielleicht einen Wolf zu sehen kriegt.“
Wally sah Dakota an, doch dessen Gesicht verriet nichts.
„Ich habe heute und morgen einiges zu erledigen, aber am Dienstag fahre ich mit euch mal einen Tag in den Yellowstone rauf. Ende der Woche oder Anfang nächste Woche können wir dann in den Grand Teton.“ Wally nickte begeistert Zustimmung. „Jetzt sehe ich erst einmal nach meinem Vater und dann muss ich zur Nordweide.“
„Ich muss in die Stadt“, sagte Bucky und sah Phillip an. „Möchtest du mitkommen?“
„Klar. Ich würde mich gerne ein wenig umsehen.“
„Dann fahren wir in zehn Minuten.“ Bucky schob seinen Stuhl zurück und schlenderte durch das Haus zu seinem Zimmer. Phillip ging auch hinaus.
„Ich bin gleich wieder da“, sagte Dakota.
„Reiten wir?“, fragte Wally hoffnungsvoll.
„Dieses Mal nicht. Mit dem Truck sind wir schneller und wenn es heute Mittag heiß wird, sind wir damit besser dran.“
„Ich warte hier, bis du soweit bist.“ Wally sah Dakota nach, als dieser den Flur entlang verschwand.
Während er wartete, konnte er genauso gut etwas tun, dachte Wally sich, also spülte er das Geschirr und stellte es zum Abtropfen hin. Danach ging er ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Die Bilder flackerten über den Bildschirm, doch er sah gar nicht richtig hin.
Kurze Zeit später gesellte Dakota sich zu ihm. „Bist du so weit?“ Wally schaltete den dummen Kasten aus und folgte Dakota zu seinem Truck.
Sie wurden von den Hunden begrüßt, die begierig nach Zuwendung und Streicheleinheiten aus dem Stall gerannt kamen „Hey, Max. Geht es dir gut?“ Der kleine Hund schonte seine Vorderpfote. „Lass mal sehen.“ Wally hob den Hund hoch und untersuchte vorsichtig die Pfote. „Sieht aus, als hättest du dir eine Klette eingetreten. Kein Wunder, dass das wehtut.“ Mit dem Hund im Arm ging Wally in den Stall, wobei Max ganz offensichtlich die Aufmerksamkeit genoss, die ihm zuteil wurde. „Ich muss das rausschneiden“, sagte er zu Dakota und gab ihm das Tier zum Halten. Er ging wieder nach draußen, öffnete den Kofferraum von Phillips Wagen und holte eine Tasche heraus, die er dann in den Stall brachte. „Das dauert nicht lang, Max, versprochen.“ Mit einer Schere schnitt er vorsichtig die Klette und ein paar darin verwickelte Haare heraus. „Fertig.“
Max schleckte ihn ab und rannte los, sobald Wally ihn wieder auf den Boden gesetzt hatte. Während er seine Sachen wegpackte, sah Wally lächelnd zu wie der kleine Hund sich schwanzwedelnd davonmachte. Dann wandte er sich wieder Dakota zu. „Geht es deinem Vater gut?“ Sie gingen zusammen zum Truck.
„Ja. Die Krankenschwester ist da, aber ich sehe im Laufe des Tages lieber noch mal nach ihm.“
Wally kletterte in das riesige Gefährt, stellte seine Tasche auf den Sitz und zog dann mit einiger Mühe die schwere Tür hinter sich zu. Mit einem tiefen, dumpfen Grollen erwachte der Motor zum Leben.
„Ich habe vorhin Nachrichten geschaut und da kam etwas über die Kälber, die von den Wölfen getötet werden.“ Wally schluckte schwer. „Allmählich begreife ich wie schwer es dir gefallen sein muss, heute morgen nicht auf diesen Wolf zu schießen. Glaube ich jedenfalls.“ Dakota sah ihn an, antwortete allerdings nicht. „Ich verstehe nur nicht, warum du nicht trotzdem geschossen hast.“
Dakota bog auf die Straße und der dröhnende Motor machte jede weitere Unterhaltung unmöglich. Zehn Minuten später fuhr Dakota von der Straße ab,
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