Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
Krallenspuren aus. Und in dem Fall hatte Dakota, möglicherweise Wallys Zartgefühl zuliebe, die Sicherheit seiner Herde aufs Spiel gesetzt. Wally konnte nur hoffen, dass dem nicht so war.
L ANGE , nachdem alle anderen schon schlafen gegangen waren, wanderte Dakota noch durch das Haus. Sein Geist wollte einfach nicht zur Ruhe kommen. Im dunklen Wohnzimmer setzte er sich auf das Sofa, das einzige Licht kam von der Uhr am DVD-Player. Er hatte bereits mehrmals nach seinem Vater gesehen und er wünschte sich, mit ihm reden zu können. Während seiner Kindheit und Jugend war sein Vater immer derjenige gewesen, den er alles hatte fragen können und gerade jetzt hätte er liebend gerne diese Möglichkeit gehabt.
Dakota schnappte sich ein Kissen und legte seinen Kopf auf die Armlehne des Sofas. Wally hatte ihn gefragt, warum er den Wolf nicht erschossen hatte. Da hatte er sich feige rausgeredet und so getan, als wisse er das selber nicht so genau. Aber als er den Finger schon am Abzug gehabt hatte, hatte er Wallys Gesichtsausdruck gesehen und da hatte er es einfach nicht tun können. Die zugekniffenen Augen, die Furcht und Enttäuschung in Wallys Gesicht waren einfach zuviel für ihn gewesen. Dann hatte er Wally geküsst und von da an war ihm sowieso kein vernünftiger Grund mehr eingefallen.
„Bist du okay?“ Dakota sah auf und da stand Wally im Türrahmen. Er sah richtig niedlich aus und sehr attraktiv. „Ich habe dich durchs Haus tigern hören und da wollte ich nachsehen, ob es dir auch gut geht.“ Wally trat näher und gleich stieg die Zimmertemperatur um zehn Grad. Dakota konnte die Kontur seines vom Schlaf zerzausten Haars erkennen, große, blaue Augen und schmale Hüften in knappsitzenden Boxershorts.
„Mir geht es gut. Ich hab’ nur nachgedacht“, entgegnete Dakota, während Wally ihm immer näher kam. Irgendetwas schien die ganze Luft aus dem Zimmer zu saugen.
„Ich weiß. Ich auch.“ Wally blieb direkt vor ihm stehen.
„Worüber hast du nachgedacht?“
„Über dich.“ Wally trat noch einen Schritt vor. Dakotas Hände legten sich wie von selbst um Wallys Taille und wanderten den Rücken des kleineren Mannes hinauf. Als Dakota ihn an sich zog, sagte Wally: „Ich weiß, was du heute für mich getan hast und ich weiß gar nicht wie ich dir dafür danken soll.“
Dakotas Hände blieben still liegen. „Wenn du das hier nur aus Dankbarkeit tust ...“
„Tu ich nicht“, flüsterte Wally. Seine Lippen waren so nah, dass Dakota ihre Wärme spüren konnte. „Ich bin hier, weil es in meinem Hirn einen Kurzschluss gegeben hat, als du mich geküsst hast. Und weil ich wissen will, ob du dasselbe gefühlt hast.“
Wally tat den ersten Schritt. Ihre Lippen vereinten sich in einem feurigen Kuss, der Dakota den Atem nahm. Seine Schläfen pochten, sein Herz raste und seine Hände kribbelten, als sie über Wallys Haut glitten.
„Und, fühlst du es auch?“
Dakota fehlten die Worte, also brachte er ihre Lippen erneut zusammen und ließ den Kuss für sich sprechen. Er fühlte es, kein Zweifel. Was auch immer „es“ war, aber er wusste nicht, was es bedeutete und das passte ihm gar nicht. Wally presste sich an ihn und dann kippte er um und landete rücklings auf den Kissen. Wally schlängelte sich auf ihn, küsste ihn und schob ihm eine Hand unter das T-Shirt. „Oh, Scheiße!“ Wo auch immer Wally ihn berührte, erwachte Dakotas Haut zum Leben, als hätte sie nur auf seine Berührung gewartet.
Bisher hatte Dakota beim Sex kaum einmal zugelassen, dass jemand anders die Führung übernahm. Er hatte immer die Kontrolle behalten – so fühlte er sich sicherer. Doch mit Wally konnte er loslassen, freiwillig und ohne Bedenken. Das Erstaunliche daran war, dass es ihn anturnte—er war erregter, als er sich je erinnern konnte. Und dabei hatte Wally bisher nichts weiter getan, als ihn zu küssen und ihn an Bauch und Brust zu berühren. „Kota“, seufzte Wally leise, als er sich von Dakotas Lippen löste. „Ich sollte das nicht tun.“
„Warum nicht?“ Dies hier war alles, was Dakota je gewollt hatte—zumindest alles, was er normalerweise wollen würde.
Wally wurde ganz still und Dakota öffnete die Augen, fand sich gebannt vom Strahlen dieser blauen Sterne. „Ich kann das nicht tun, wenn es dir nichts bedeutet. Ich weiß, du und Phillip, ihr hattet auf dem Schiff euren Spaß miteinander und sonst nichts. Aber das bin ich nicht. So etwas ist nichts für mich. Und ich fürchte, das wäre alles, was ich
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