Ein wilder und einsamer Ort
anzuhören. Sie sind
gefeuert!« Dann marschierte er aus der Lounge und die Halle entlang zu dem
Gate, wo der Flug nach San Francisco abging.
»Sieht aus, als ob er an Bord geht«,
sagte ich zu Hy, »aber ich will mich vergewissern. Ich rufe dich bald wieder
an.«
Der Privatdetektiv saß immer noch an
dem Tisch; sein Gesichtsausdruck war bedauernd und zugleich leise amüsiert. Ich
guckte die Halle hinunter und sah, wie Hamid sich durch das Gedränge vor dem
Boarding-Schalter zwängte. Er hatte seinen Zorn jetzt notdürftig gezügelt, aber
sein Gesicht ließ die Leute zur Seite weichen. Er wedelte dem Mann am Gate mit
seinem Boardingpaß vor der Nase herum und eilte die Fluggastbrücke entlang.
Ich verließ die Telefonzelle und ging
in die Cocktaillounge.
Hamids Privatermittler bestellte soeben
noch ein Bier. Es schien ihn nicht sonderlich zu bekümmern, daß er gerade
gefeuert worden war, und er wirkte auch nicht weiter überrascht, als ich mich
zu ihm setzte.
»Ordentliche Observierung, Ms. McCone.
Mein Klient hat nichts mitgekriegt, und ich hätte Sie auch nicht bemerkt, wenn
ich Sie nicht kennen würde.«
Ich runzelte die Stirn. »Sind wir uns
schon mal begegnet?«
»Vor etlichen Jahren, beim Kongreß des
Ermittlerverbandes in San Diego. Ich bin dort nicht weiter in Erscheinung
getreten, aber Sie haben ziemlichen Eindruck gemacht, wegen dieses Mordfalls,
den Sie und Ihr Kollege aus San Francisco — den Namen habe ich leider vergessen
— so brillant geklärt hatten.«
»Verstehe. Wenn Sie mich entdeckt
haben, wieso haben Sie Hamid dann nichts gesagt?«
»Er und seine Geschäftspartner sind
nicht an Ihnen interessiert, nur an der Kleinen, und von der ist keine Spur zu
sehen. Und außerdem ist Hamid ein Hornochse und gewalttätig obendrein; er wäre
wahrscheinlich auf der Stelle auf sie losgegangen. Und solche Scherereien kann
ich nicht brauchen.«
»Das mit der Gewalttätigkeit stimmt
allerdings, Mr…?«
Er zog eine Geschäftskarte heraus: Kent
Maynard, Maynard und Partner, Boca Raton.
»Mr. Maynard, gehe ich recht in der
Annahme, daß Mr. Hamid Sie eben gefeuert hat?«
Er lächelte und griff nach dem Bier,
das die Bedienung gerade vor ihn hinstellte. Auf seinen fragenden Blick hin
schüttelte ich den Kopf. Er schickte die Kellnerin mit einer Handbewegung weg.
»Er kann mich nicht feuern.«
»Warum? Weil Ihr eigentlicher
Auftraggeber Klaus Schechtmann ist?«
Maynard lächelte nur und trank von
seinem Bier.
»Hat Hamid Ihnen gesagt, warum er nach
San Francisco will?«
»Das ist nicht ganz klar. Scheint, als
ob er uns wild dazwischenfunkt und mehr Schaden stiftet als nützt.«
»Warum ist Schechtmann dann nicht
mitgekommen, um ihn an der Kandare zu halten?«
»Das können Sie sich wohl selbst
beantworten.«
Maynard wußte also von dem Haftbefehl
gegen Schechtmann. »Haben Sie vorher schon für Schechtmann gearbeitet?«
»Außenstände eingetrieben.«
Sprich: Spielschulden. Kent Maynard war
nicht der sanftmütige Mensch, der er schien. »Ich nehme an, er hat Ihnen
gesagt, es gehe hier um einen Sorgerechtsstreit.«
Er nickte.
»Es wäre besser für Sie, Sie wären
gefeuert worden. So simpel ist das nicht. Die Mutter des Kindes wurde
getötet...«
Er streckte mir die erhobene Hand entgegen
wie ein Verkehrspolizist. »Ich will nichts wissen.«
Typisch für den Ermittlertyp der
neunziger Jahre, und eine Haltung, mit der ich es vermutlich zu mehr gebracht
hätte. »Das kann ich mir denken. Und da Sie ja sehen, daß ich das Kind nicht
habe, brauchen Sie sich auch nicht weiter für mich zu interessieren, oder?«
Er lächelte. »O doch, Ms. McCone, ich
interessiere mich ganz erheblich für Sie. Ich gehe davon aus, daß Sie das Kind
bei sich hatten, als Sie Hamid in Key West bemerkt haben. Sie haben es irgendwo
versteckt, vermutlich zusammen mit Ihrem Fliegerfreund, und Sie haben die
Absicht, wieder zu den beiden zu stoßen. Und ich meinerseits habe die Absicht,
Ihnen auf den Fersen zu bleiben — dicht auf den Fersen.«
Er wußte von Hy.
»In diesem Moment«, fuhr er fort,
»klappern meine Leute gerade die Hotels, Chartergesellschaften und
Flugzeugvermietungen von Key West ab. Außerdem observieren wir den Flughafen
hier und auch den von Orlando, den einzigen anderen Ort, wo sie mit einem
Linienflug landen könnten.«
»Warum erzählen Sie mir das alles? Ich
kann doch Kontakt mit ihm aufnehmen und ihn warnen.«
»Ich erzähle es Ihnen, um Ihnen
klarzumachen, wie hoffnungslos Ihre Lage ist —
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