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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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auch nur ein verklemmtes Ventil.«
    »Schaffen wir’s bis Barstow?«
    »Ich möchte es nicht riskieren. Ich
kenne einen kleinen Flugplatz hier in der Nähe. Sehr klein, aber der Typ, der
ihn betreibt, ist Mechaniker, wohnt am Platz und hat Ersatzteile auf Lager. Wir
werden dort runtergehen.«
    Ich sah hinaus auf die schwarze und
scheinbar endlose Weite der Mojave-Wüste. Wie zum Teufel wollte er in dieser
unzivilisierten Gegend den Flugplatz finden?
    »Keine Bange, McCone«, sagte er. »Ich
habe schon kleinere Plätze in viel schlimmeren Gegenden gefunden.«
    Woher wußte er, was ich gedacht hatte?
Wieso wußte er es immer?
     
    Mirage-Wells-Flughafen, 0 Uhr 10
    Der winzige Flugplatz war gespenstisch
tot, und ein heißer, sandiger Wind wehte von den Granite Mountains im Norden
herab. Als Hy zu der Wellblechbaracke am Rand des Platzes ging, blieb ich neben
der Beechcraft stehen, atmete Luft, in der ein leiser Hauch von Chemie lag, und
versuchte die Quelle des geisterhaften Heulens und Klapperns zu eruieren, das
von irgendwo jenseits der glimmenden Landebahnbeleuchtung her zu kommen
schien...
    Mächtige schwarze Schatten drängten
sich dort im Dunkeln. Ich ging hinüber und sah, ordentlich in Reih und Glied,
gut zwei Dutzend Verkehrsjets, die Fenster und Triebwerksgondeln mit dicken
Schutzplanen abgedeckt. Als ich näher heranging, erkannte ich verblaßte Logos
an den Hecks: Pan Am, Midway, Eastern.
    Geisterjets eingegangener Fluglinien?
    Das Klappern war jetzt lauter. Ich
schlüpfte unter den Bauch einer 747 und sah zu den Tragflächen empor. Die
Schutzplanen hatten sich gelöst, und die Rotoren der Turbinentriebwerke drehten
sich im Wind; der einstmals glatte Rumpf war schartig und vom Sand
rauhgescheuert. Wie lange die Maschine wohl schon hier stand und sich mit
dieser bizarren Flugsimulation beschied?
    Leise Schritte hinter mir. Hy.
    »Was machen die hier?« fragte ich, und
zu meinem Erstaunen hörte ich ein leises Zittern in meiner Stimme.
    »Lagern. Die Mojave ist ein
Flugzeugfriedhof. Bei dem Klima hier rostet nichts, und auf kleinen Flugplätzen
sind Stellplätze billig.«
    »Was passiert mit ihnen?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht
werden sie wieder in Betrieb genommen, falls das Fluggeschäft je wieder
anziehen sollte. Aber wahrscheinlich werden sie verschrottet.«
    Ich sah zu der abgewirtschafteten
Maschine empor; Schrott war alles, was von ihnen bleiben würde. Der Wind von
den kahlen Granites her drehte ein wenig und ließ die Turbinenrotoren noch
schneller drehen. Trotz der Hitze fröstelte mich.
    »Hast du mit dem Mechaniker geredet?«
fragte ich Hy.
    »Ist alles verrammelt und verriegelt.
Vermutlich ist er über das lange Wochenende verreist.«
    Meine Moral sank noch weiter. Wie viele
zermürbende Enttäuschungen würden wir noch durchstehen, ehe wir aufgaben?
»Kannst du jemand anderen anrufen?«
    »Ich wüßte nicht, wen, und außerdem ist
an dem Münztelefon der Hörer herausgerissen. Wenn ich die nötigen Werkzeuge und
Teile hätte, könnte ich das Triebwerk selbst reparieren, aber so...«
    »Weißt du«, sagte ich, »vielleicht ist
es jetzt an der Zeit, RKI einzuschalten. Ruf Barstow über Funk und bitte sie,
Renshaw anzurufen und ihm zu sagen, er soll den Firmenjet herschicken.«
    Er dachte darüber nach und schüttelte
dann den Kopf. »Keine gute Idee.«
    »Warum?«
    »Ich kenne Gage. Er mag ja gern am Rand
des Gesetzes operieren, aber was er bestimmt nicht riskiert, ist eine Anklage
wegen Beihilfe zur Kindesentführung. Er wird darauf bestehen, Habiba ihrer
Großmutter zu übergeben, sobald wir in der Bay Area sind.«
    »Warum denn nicht?«
    »Denk mal nach, McCone. Die Azadis sind
immer noch anschlagsgefährdet. Dawud ist in San Francisco. Was weißt du, ob er
nicht Kontakt mit seiner Mutter aufgenommen und sie davon überzeugt hat, daß es
das beste ist, wenn er Habiba wieder nach Jumbie Cay mitnimmt. Wenn wir die
Kleine herausgeben, sind wir womöglich wieder genau da, wo wir waren. Es ist
dein Fall, deine Entscheidung, aber...«
    »Nein, du hast recht.« Ich sah prüfend
zu der Wellblechbaracke hinüber.
    Hy folgte meinem Blick. Wir
marschierten beide los.
    »Diese Baracken«, sagte ich, während
ich an dem Türriegel wackelte, »sind nicht besonders solide gebaut. Glaubst du,
er hat eine Alarmanlage?«
    »Hier draußen?« Hy lachte.
    »Ich wünschte, ich hätte meine
Spezialdietriche hier.«
    »Willst du eine von meinen
Kreditkarten?«
    »Die Visa-Methode ist nicht so simpel,
wie es

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