Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
Vom Netzwerk:
und dann gingen sie nach oben ins Bett.
    Sie war so schüchtern und unerfahren, dass Boaty wusste, ihr Vater hatte die Wahrheit gesagt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie den ersten Schritt machen würde, doch ihm wurde auch bewusst, dass er selber gar nicht genau wusste, was er tun sollte.
    Und so zog er sich einfach aus, bis auf seine Boxershorts, eine riesige, ausladende, bunt bedruckte Hose, peinlicherweise vorne leicht ausgebeult. Er legte seinen Anzug, die Krawatte und das Hemd ordentlich auf einen Stuhl. Dann ließ er sich aufs Bett nieder, wobei er wegen der körperlichen
Anstrengung leise ächzte, eine große haarige Melone auf einer Bettdecke aus Chenille. Nach einer Weile begann auch sie sich zu entkleiden, jedoch nicht, ohne vorher die Jalousien herunterzuziehen, obwohl es draußen noch gar nicht richtig dunkel war und es in dem Raum dadurch noch stickiger wurde. Sylvan drehte sich züchtig von ihm weg, als sie nackt war, und ging rückwärts auf das Bett zu. So wie ihre Mutter es ihr gesagt hatte. Sie war gerade mal siebzehn Jahre alt, doch sie fühlte sich älter als ihre eigene Mutter.
    Es überraschte sie, als sie mit den Kniekehlen an die Kante der Matratze stieß und gegen seinen Bauch fiel, und da sah er sie zum ersten Mal, es war das erste Mal überhaupt, dass er eine Frau nackt sah, was ihn tatsächlich erschreckte, obwohl er gewusst hatte, was ihn erwartete. Denn ihre schiere Nähe und Größe, die Fläche ihrer Haut, ihre Brüste, die tiefrosa Brustwarzen, das Schimmern ihrer Haut, die bis auf die Arme und das Gesicht ganz blass und pudrig war, erfüllten ihn mit Staunen. Jetzt waren sie alle bei ihm, all die Frauen aus den Zeitschriften unter seinem Bett, sie berührten seine Haut mit einer Haut, die weich und süß war, die ihn aber doch seltsam beängstigte, anders als bei den Mädchen auf den Bildern, deren Haut glänzend und einladend war.
    Er zog sie auf sich und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss nicht. Dann rollte er sie herum und legte sich auf sie, sie schloss die Augen, und dann tat er das, was er tun musste, das, worauf er achtundvierzig Jahre lang gewartet hatte und das er jetzt tun konnte, in seinem eigenen Bett. Sie reagierte nicht, aber es schien ihr auch nichts auszumachen.
    Es dauerte nicht lang. Als es vorüber war, lag er neben ihr in dem Zimmer, in dem es mittlerweile ganz dunkel war, und bei keinem von ihnen wollte sich der Schlaf einstellen.
Sie stand auf, ging ins Bad, und als sie zurückkam, war kein Blut mehr an ihren Beinen, und Boaty schaute an sich herab und entdeckte mit Schrecken, dass auch an seinen Shorts Blut war, und so holte er sich ein sauberes Paar aus der Schublade und ging ins Bad, um es anzuziehen. Er wusste nicht, was er mit den schmutzigen Boxershorts machen sollte. Auf keinen Fall wollte er, dass Louise sie im Wäschekorb finden würde, und so rollte er, als er in seiner grünen Lieblingsshorts in der Farbe von frühlingsfrischen Blättern anstelle der neuen blauen Unterhose aus dem Bad kam, die blaue zusammen und legte sie ganz hinten unter ein paar Schuhe in seinen Schrank, um sie später auf den Müll zu werfen.
    Als er sich, wieder mit einem lauten Ächzen, auf dem Bett niederließ, drehte sie sich nicht einmal zu ihm um. Er griff nach ihr, wie sie da im Dunkeln lagen und auf den Schlaf warteten, und hielt ihre trockene Hand in seiner verschwitzten, bis sie die ihre wegzog und an der Bettdecke abwischte.
    Als er hinterher dalag und in die Nacht hinein lauschte, beschloss er, nicht besonders viel davon zu halten. Er verstand nicht, was die Leute für ein Aufhebens darum machten. Vielleicht hatte er es nicht richtig gemacht, aber eigentlich glaubte er schon. Jedenfalls war es nichts, mit dem sich Boaty groß beschäftigen wollte, und außerdem  – auf wie viele Arten sollte man es schon tun?
    Nein, er fand nicht, dass das eine so tolle Sache war, diese Sache, auf die er so lange gewartet und von der er in all den achtundvierzig einsamen Jahren geträumt hatte, und er hatte nicht vor, sie zur Regel werden zu lassen. Vielleicht ein Mal die Woche. Vielleicht.

7. KAPITEL

    D och alles in allem war Boaty Glass ziemlich zufrieden mit sich selbst. Am darauffolgenden Tag fuhr er seine frischgebackene Ehefrau nach Lexington, um ihr ein paar Kleider zu kaufen, Kleider, nach denen sich die Frauen in der Stadt bestimmt die Köpfe verdrehen würden. Sie gingen zu Grossman’s. In fast jeder Stadt im Süden gab es ein Kleidergeschäft, das von Juden

Weitere Kostenlose Bücher