Ein wildes Herz
handbetriebene Mixer und Holzlöffel. Ein richtiges Schnäppchen war eine alte Wäschetruhe aus Kiefernholz, in der sich noch acht gute Steppdecken befanden.
Manche der Leute waren das Leben auf dem Land einfach leid, sie waren es leid, immer noch inmitten all der Dinge zu leben, die sich bereits seit Generationen im Haus befanden. Nach dem Krieg wollten sie einen Neuanfang, sehnten sich nach dem Neuen, dem Modernen, und empfanden einen immer größer werdenden Überdruss für ein Leben in gottesfürchtiger Abgeschiedenheit, auf Land, das von Vätern und Söhnen gleichzeitig bewirtschaftet wurde, und in Häusern, wo man tagaus, tagein dieselben steilen Treppen erklimmen musste, die bereits die Urgroßeltern benutzt und nicht selten auch selbst erbaut hatten.
Ein ganzes Hotel, das Alum Springs, war einfach aus dem Grund pleite gegangen, weil die Menschen nicht mehr an die heilenden Kräfte der nahen Quelle glaubten, und Alma erstand für Charlie ein komplettes Besteck aus schwerem Hotelsilber, Messer, Gabeln und Löffel für zwölf Personen, obwohl Charlie nicht einmal zwölf Leute in der Stadt kannte, die er hätte einladen können. Sie kaufte für ihn eine Schaukel für die Veranda (Preis: ein Dollar) und schwere, braune Samtvorhänge sowie alles, was er für die Einrichtung einer Küche brauchte. Auch ein Teppich aus der Zeit, als die Damen noch so lange Röcke trugen, dass sie über den Boden schleiften, war dabei.
Es gab sogar einen Flügel, und Alma hob die Hand, um dafür zu bieten, obwohl Charlie und Will sie anflehten, es nicht zu tun – niemand von ihnen konnte Klavier spielen, ganz gleich wie schön oder wie billig das Instrument war, und so hörte sie bei vierunddreißig Dollar auf. Für achtundvierzig wechselte das Klavier schließlich den Besitzer, und Alma bemühte sich stattdessen um zwölf riesige Badetücher mit der Aufschrift ALUM SPRINGS darauf, alle zusammen für zwei Dollar.
Alma hatte eine bestimmte Vorstellung von Charlies Haus, die den Männern ein Rätsel war und sie zugleich amüsierte. Alma wollte, dass es nicht einfach nur eine Behausung war, sondern ein gemütliches Zuhause, das eine Anziehung ausüben würde, obwohl nicht ganz klar wurde, auf wen oder was. Es schien, als habe sie bereits genau vor Augen, wer Charlie einmal werden solle, und richtete die Räume danach aus, dass eine Frau sich darin wohlfühlen könnte.
Am letzten Freitag im September zog er ein. Der größte Teil des Mobiliars war bereits da, doch Will und Charlie waren den ganzen Tag damit beschäftigt, alles dorthin zu verfrachten, wo Alma sie anwies. Sie rissen alle Fenster auf, und die warme Spätsommerluft strömte durch das Haus, während die Männer mit Schwitzflecken unter den Achseln Sofas und Schränke von einem Zimmer ins nächste wuchteten.
Charlie wählte eines der Schlafzimmer für sich aus, nicht das größte, sondern dasjenige, das nach Osten ging, sodass er schon mit dem ersten Morgenlicht aufwachen und den ersten Lufthauch des Tages schnuppern konnte. Alma bezog das Bett und zurrte die Laken sorgfältig unter der Matratze fest, damit sich nachts nichts verhedderte. Dann legte sie eine besonders prächtige und eindrucksvolle Steppdecke darauf, die ein Muster namens Crown of Thomas hatte, obwohl Charlie sie wegen der nächtlichen Wärme noch einige Wochen lang gar nicht brauchen würde, einfach nur, um etwas Farbe in den Raum zu bringen.
Während er werkelte, sang Will lächelnd einige Strophen eines traurigen Liedes vor sich hin:
Oh, I wish I had someone to love me
Someone to call me their own,
Oh, I wish I had someone to live with
Cause I’m tired of living alone.
Irgendwann sagte Charlie ihm, er solle damit aufhören, und Will gehorchte. Doch Alma summte das Lied immer noch, vielleicht weil sie vergessen hatte, dass es zwar eine fröhliche Melodie hatte, es darin jedoch um Gefängnis und Tod ging.
Now I have a grand ship on the ocean
All mounted in silver and gold
And before my poor darling would suffer,
Oh, that ship would be anchored and sold.
Dieses Lied sang Mac Wiseman im Radio. Es war wunderschön, es zu hören.
Nachbarn kamen vorbei, brachten kleine Willkommensgeschenke und sagten, wie froh sie seien, dass das Haus nicht mehr leer stand. Sie brachten etwas zu essen mit, Eiersalat auf dicken, locker gebackenen Brötchen und Kartoffelchips, und Krüge voller süßem Tee mit Minze und Zitrone.
Betty Fowler von nebenan schenkte Charlie eine Chrysantheme im Topf, rostbraun,
Weitere Kostenlose Bücher