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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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die Tür der methodistischepiskopalen Kirche der Schwarzen. Charlie war der einzige Weiße, der jemals einen Fuß hier hereingesetzt hatte, und machte sich in der letzten Reihe von Klappstühlen so klein, wie er nur konnte. Und er fühlte sich gleich zu Hause.
    Er kam ein paar Minuten zu spät, nachdem er draußen nervös auf und ab gegangen war und mit sich selbst gerungen hatte, doch wo er auch hinschaute, war Farbe und Licht und Musik und Freude. Die Menschen in der Gemeinde  – weniger als vierzig inklusive Babys  – schauten ihn an und erstarrten einen Moment lang, während er sich seinen Platz suchte, doch dann wandten sie den Blick wieder ab und konzentrierten sich auf ihre Gebete und Lieder und auf ihre Entrückung. Der Priester, Reverend Shadwell, sprach mit
tiefer, weicher Stimme. Er sprach mit dem Eifer eines Missionars, und er sprach über den Himmel und über die Reichtümer, die sie dort oben erwarteten, an jenem glücklichen Tag des Jüngsten Gerichts.
    Jeder, selbst der Ärmste von allen, roch sauber, und ihre Kleidung war bunt, es gab Rot und Purpur und blendendes Weiß. Die Frauen und selbst die kleinsten Mädchen trugen Hüte, und die Männer Hemden, die so blütenweiß und frisch gestärkt waren, dass sie im Kerzenlicht funkelten. Die Worte, die gesungen und die Gebete, die gesprochen wurden, schienen brandneu zu sein, nicht abgedroschen oder auswendig gelernt, sondern ganz frisch und neu und voller Freude, in jeder Hinsicht, als würden sie direkt dem Quell ihrer Herzen entspringen.
    Claudie Wiley hatte die meisten Kleider genäht, die die Frauen trugen, doch sie selbst ging niemals in die Kirche, da konnte Shadwell noch so oft an ihre Tür klopfen.
    Und so hörte Charlie es schließlich hier, in der Kirche der Schwarzen, wonach zu lauschen Alma ihm aufgetragen hatte. Er hörte seinen eigenen Herzschlag, und so verlässlich wie die Messinstrumente am Armaturenbrett seines Pick-ups maßen diese Schläge die Entfernung seines jetzigen Ichs von dem, das er einst hatte sein wollen. Genau wie Alma es gesagt hatte.
    Er dachte über die Eigenschaften seiner Seele nach, über seine vielen Sünden, von denen er reingewaschen würde. Er dachte über Gott nach. Er dachte über den Himmel nach, und den ganzen Gottesdienst lang, der sich bis weit nach der Mittagessenszeit erstreckte, dachte er keine Sekunde lang an Sylvan Glass.
    Doch während er dasaß, fühlte er in seinem Körper genau das, was er am Mittwochnachmittag empfand, wenn er mit ihr zusammen war. Er fühlte sich erlöst.

    In jedem Wort, das diese Menschen hier äußerten, Menschen, die so arm, so geschmäht, so schlecht behandelt und insgeheim  – noch nicht mal insgeheim  – mit Verachtung überhäuft wurden, hörte und spürte er, wie sie mit ihrem Leben umgingen, wie sie versuchten, es zu meistern. Er wusste, warum sie Dinge taten, er spürte die Leidenschaften, die in ihren Seelen köchelten, noch immer angekettet durch die Gesellschaft und das Gesetz, wusste um ihre brüchige, schwer erkämpfte Freiheit und ihre endlosen Quellen des Hochgefühls.
    Durch ihr Blut waren sie gebunden, ebenso gebunden wie befreit, denn sie waren Außenseiter, so wie er einer war, Ausgestoßene in den Städten, in denen sie ihr ganzes Leben verbracht hatten, Generation um Generation, doch was sie einte, war ein unbezwingbarer Wille, ein Glaube, der ihnen sagte, ihr großer Tag würde kommen, auch wenn sie ihre sterblichen Hüllen zurücklassen mussten, um ihn zu erleben.
    »Er ist nicht mehr fern«, verkündete Shadwell ihnen mit Begeisterung in der Stimme, die Jahre später Tausenden, ja Millionen das Evangelium künden würde. »Der Tag der Offenbarung. Der Tag der Entrückung. Freiheit. Mein Volk, meine Brüder und Schwestern  – Freiheit!«
    Sie alle glaubten, jener Tag würde kommen, ganz gleich, was passierte, und jener Tag würde Freiheit heißen, würde Erlösung heißen, und er würde andauern, bis es im Universum kalt und dunkel wurde, bis die Zeit stillstand und es in keiner dieser Welten mehr Leben gab.
    Charlie verließ die Kirche, als das letzte Amen gerufen wurde. Niemand sah ihn gehen, so versunken waren sie alle in ihrer Offenbarung.
    Er ging nach Hause, in vollkommenem Frieden. Jetzt
wusste er, dass er mit den Dingen weitermachen würde, die er tat  – er würde in die Arbeit gehen, er würde Land kaufen, ohne zu verstehen, warum, und er würde Sylvan Glass sehen, aus Gründen, gegen die er einfach nicht ankam. Doch er wusste

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