Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
das machen!“ Verzweifelt versuchte sie ihn davon abzuhalten. Sie griff nach dem anderen Ende des Pappstücks, unter dem ihr Reifrock versteckt war. Für einen kurzen Augenblick zogen sie beide an den Enden der Pappe.
„Ich trage es nach unten und verbrenne es.“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. „Das kannst du nicht!“
„Millicent, ich möchte nicht, dass du den Müll die Treppe hinunterträgst.“
„Dann mach es später!“
„Warum?“
„Weil ... weil es sich nicht gehört, den Müll aus dem Laden zu tragen, wenn wir Kunden haben. Ja. Das ist der Grund.“ Sie nickte heftig mit dem Kopf, um ihre Argumentation zu bekräftigen.
Augenblicklich ließ er das Pappstück fallen. Kling! Die Metallreifen ihres Reifrocks klirrten, als das Pappstück darauf landete.
Sofort stellte sich Millicent auf das Pappstück, um das Geräusch zum Schweigen zu bringen.
Vielsagend starrte Daniel auf den Saum ihres Rockes. „Ich habe einen Sohn, der in einem Gitterbett schlafen wird. Ich könnte mir sogar vorstellen, Vögel in einem Käfig zu halten. Das sind zwei von drei Metallkäfigen. Aber der dritte Metallkäfig ist absolut überflüssig. Zwei von dreien ist mein letztes Angebot!“
„Dann verschenke doch den Vogelkäfig!“
„Nein!“
„Dann ist es kein faires Angebot.“ Ich habe nur den einen Bahnenrock von Isabelle. Für alle anderen Röcke und Kleider, die ich besitze, brauche ich einen Reifrock und eine Turnüre. Dafür sind sie geschnitten. Und ich habe keine Zeit, mir neue Kleider zu nähen!
Er zuckte mit den Schultern. „Dann versüße ich es dir ein bisschen, damit es fairer für dich wird. An Sonntagen und zu besonderen Anlässen, – wenn du dich da in deinen Käfig zwängen willst, werde ich mich nicht beschweren.“ Er wartete erst gar nicht auf ihre Antwort, sondern ging die Treppe hinunter zurück in den Laden.
Einen Moment dachte Millicent nach, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ihr Mann wusste noch nichts davon, aber von jetzt an würde es an jedem Tag einen besonderen Anlass geben.
* * *
Unten im Laden umgaben Daniel wieder die gewohnte Ordnung und Sicherheit seiner Listen. Auf einem Extrablatt hatte er sich die Ankunftszeiten der Züge notiert. Außerdem standen die Kundenbestellungen mit den Abholzeiten auf diesem Zettel und die Daten, an denen er die Telegramme mit den Bestellungen aufgegeben hatte, und noch einiges mehr.
„Meine Liebe“, wandte er sich an Millicent, als sie ihm die Treppe hinunter in den Laden folgte, „ich habe noch einen weiteren Punkt in den Kalender eingetragen. Schau ihn dir doch bitte mal an.“
Sie trat neben ihn. Ihre Unterröcke raschelten bei jedem Schritt und der zarte, blumige Duft ihres Parfums wehte ihm entgegen. Am liebsten hätte er ihr den Arm um die Hüften gelegt und sie ganz nah an sich gezogen. Wenn zwei Menschen ein Fleisch wurden, dann beinhaltete das nicht nur die Sexualität – es war genauso auch eine Nähe im Geist und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Immer noch wusste Daniel nicht, wo er die Grenze ziehen sollte – was in Gottes Augen noch in Ordnung war. Bisher hatte er nicht das Gefühl, dass Gott ihm die Freiheit gab, sich Millie körperlich zu nähern, deshalb hielt er sich zurück.
Mit leuchtenden Augen fragte Millicent neugierig: „Ja?“
„Ich habe auf einem Zeitstrahl einmal dargestellt, wie lange ein Brief von dir bis nach England unterwegs ist, dann den Weg zu der Schule der Mädchen findet, und wie lange der Antwortbrief zurück über den Atlantik nach Texas braucht.“
Millicent studierte den Zeitstrahl genau. Als sie Daniel schließlich wieder ansah, war ihr Lächeln etwas schief. „Die ganze Zeit schon hatte ich so ein komisches Gefühl – wie eine böse Vorahnung. Ich kann es nicht erklären. Wahrscheinlich ist es nur dem Umstand geschuldet, dass ich vorher noch nie von den Mädchen getrennt gewesen war. Wenn ich jetzt sehe, wie du das alles so logisch dargestellt hast, sollte ich meinen Ängsten am besten nicht so viel Raum lassen. Ich sollte dem Herrn vertrauen, dass er seine liebenden Hände über Audrey und Fee hält. Sie werden bestimmt noch eine Antwort schicken. Vielen Dank, Daniel.“
Als sie ging, machte er sich Vorwürfe. Ich bin auch nicht besser als der Butler, der nur unbedeutende Antworten schickt und keine Informationen. Herr, ich habe Frank versprochen, dass ich weder Millicent noch Isabelle im Bezug auf die Mädchen unnötig beunruhigen werde. Bitte
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