Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Kätzchen sein Hemd hochkrabbelte und das Schnäuzchen zwischen seine Hemdknöpfe drückte. Der kleine Kater hingegen versuchte, ihm in die Finger zu beißen. „Manchmal sollten ein Bruder und seine Schwester zusammenbleiben. Ich glaube, jedem in Gooding sind die Kätzchen angeboten worden, nur mir nicht. Aber ich werde eins davon nehmen.“
„Wirklich?!“, riefen Emmy-Lou, Annie und Hope wie aus einem Mund.
„Natürlich werde ich das.“ Er reichte Emmy-Lou das weiße Kätzchen, griff dann nach dem Teeglas und drückte es Annie in die Hand. Nachdenklich schaute er auf das Baby in ihrem Arm, dann auf den kleinen Kater in seiner Hand. „In meinem Herzen ist viel Platz für euch beide.“
* * *
Fawnhill Akademie muss leider mitteilen, dass Eberhardt Mädchen Schule nicht mehr besuchen. Verärgert zerknüllte Daniel das Telegramm mit der rechten Hand.
Gestern Abend hatte Clicky ihm ein neues Telegramm von dem Butler gegeben. Daniel hatte es nicht übers Herz gebracht, Millicent das Telegramm zu zeigen, obwohl es für sie bestimmt war. Gratulation zu Hochzeit. Persönliche Versicherung – Mädchen geht es gut. Alastair.
Mit seinen geheimen Manövern hatte Daniel bisher nichts erreicht. Er konnte sich immer noch nicht sicher sein, dass die Mädchen gut versorgt waren. In der Geschäftswelt waren Strategien Teil des Spiels, aber jetzt hatte Daniel keine Geduld mehr dafür. Geschickt hatte es der Butler vermieden, den Namen des Vormundes zu nennen. Auch von Nellows hatte er noch nichts gehört. Viele Fragen – und keine Antworten. Hatte der Vormund die Kinder von der Schule genommen? Wenn ja, wo waren sie jetzt? Es wäre schrecklich, wenn der Kontakt zwischen den Mädchen und Millicent abbrechen würde.
* * *
Kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen schlenderte Clicky in den Laden. „Ich hätte Lust auf ein paar Zitronenbonbons.“
Sofort unterbrach Millicent ihre Arbeit an einem der Regale und ging zu den großen Gläsern, in denen die Süßigkeiten waren. „So viel Arbeit, wie wir Ihnen in den letzten Tagen gemacht haben, ist es das Mindeste, was wir für Sie tun können.“
Als Millicent ihnen den Rücken zudrehte, schob Clicky Daniel schnell ein Telegramm in die Hand, ging dann zu ihr hinüber und verwickelte sie für ein paar Minuten in ein Gespräch, um sie abzulenken.
Daniel las Nellows Telegramm. Mädchen haben Fawnhill verlassen. Aufenthaltsort unbekannt. Viele Ungereimtheiten in Mordfall. Weitere Ermittlungen folgen. Vorsicht geboten.
Es wäre viel zu gefährlich, das Telegramm hier im Laden zu behalten, wo Millie es finden könnte, und schon gar nicht in seiner Tasche. Schnell schrieb Daniel eine Antwort. Als Clicky sich zum Gehen wandte, übergab er ihm beide Blätter. „Ich bin froh, dass Sie vorbeigekommen sind. Wir haben erst jetzt gemerkt, dass wir keine einzige Bibel vorrätig haben und dringend welche bestellen müssen.“
„Darum werde ich mich gleich kümmern.“
„Ich verlasse mich auf Sie.“
* * *
„Das hätten wir!“ Millicent trat einen Schritt zurück und bewunderte das dekorative Spruchband über der Ladentheke, huschte dann zu einem Regal und drehte die Töpfe darauf so, dass die Etiketten alle in einer Reihe und gut lesbar waren. Danach verschwand sie hinter einer Ecke, nur um kurz darauf mit einer Rolle roten Geschenkbandes wieder aufzutauchen. Es flatterte hinter ihr her wie eine rote Fahne. „Wir müssen unbedingt eine rote Schleife um Hopes Tüte mit den Pekannüssen binden. Oh! Und gerade hatte ich eine Idee.“
„Eine Idee?“ Daniel hob die Schere von dem Schneidetisch für die Stoffe auf und gab sie ihr. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, ob sie nicht auch damit sofort wieder hektisch wegrennen würde. „So wie die, dass wir die Gartengeräte mit leuchtenden Farben anstreichen und mit einem von dir entworfenen Brandzeichen versehen, damit die Nachbarn sie kostenlos ausleihen können?“
Schnipp . „Sie sind sowieso von minderer Qualität, sodass du sie nicht verkauft hättest. Es war eine gute Lösung, und nur deshalb sind in den letzten Tagen viele Leute hier im Laden gewesen.“
Daniel nahm die Schere wieder an sich. Ganz nach seiner Gewohnheit hatte er heute einen Punkt nach dem anderen auf seiner Liste abgearbeitet, bis nur noch zwei zu erledigen waren. Momentan war er damit beschäftigt, die Waffen so zu präsentieren, dass die Kunden sie leicht ansehen konnten. Doch diese Arbeit hatte auch noch Zeit. Statt seiner Frau heute wie immer eine
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