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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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mit Hilfe von Impello auszugraben, aber dabei riskierte ich, dass der Schutt über mir zusammenbrach. Andererseits konnte ich davon ausgehen, dass man versuchen würde, mich zu retten. Selbst wenn es Reynolds auch erwischt hatte – Kumar hatte ein ganzes Stück entfernt gestanden, er wusste, dass ich irgendwo unter dem Geröll sein musste. Im Übrigen musste es Kameraaufzeichnungenvon der ganzen Sache geben. Die waren ohne Frage sensationell und wahrscheinlich schon in diesem Moment in der Tasche des Fernsehsenders mit dem dicksten Scheckbuch.
    Ein Bergungsversuch würde vermutlich mit Leuten in schweren Stiefeln einhergehen, die sich gegenseitig Dinge zuschrien und schweres Gerät durch die Gegend wuchteten. Das hieß, ich würde sie wohl hören, lange bevor sie mich hören konnten. Am vernünftigsten wäre es also, ganz ruhig liegenzubleiben und auf Rettung zu harren.
    Es war bemerkenswert still. Ich konnte meinen Herzschlag hören und geriet wieder in Gefahr, über meine Atmung nachzudenken, also lenkte ich meine Gedanken lieber auf etwas anderes. Zum Beispiel darauf, wer zum Henker dieser bleichgesichtige Erdbändiger im Kapuzenshirt war. Nun könnte man mit dem, was ich nicht über Magie weiß, zwei komplette Bibliotheken samt Karteien, Register und einer verschiebbaren Messingleiter für die hohen Regale füllen. Aber ich war ziemlich sicher, wenn es ein gängiges magisches Verfahren gewesen wäre, große Löcher in solidem Zementboden aufklaffen zu lassen, hätte Nightingale es bei Gelegenheit mal erwähnt.
    Von Nightingale abgesehen war der einzige Praktizierende, den ich kannte und dem ich so etwas zutraute, der Gesichtslose – der konnte ja auch Feuerbälle fangen, fliegende Schornsteine zurückschmettern und möglicherweise mit einem einzigen Satz auf ziemlich hohe Gebäude springen. Dass dieser Erdbändiger nicht der Gesichtslose selbst sein konnte, war mir klar, denn seine Haltung und Körperform waren völlig anders. Konnte es sich um einen Lehrling oder ein Kleines Krokodil oder womöglich eine der Chimären des Gesichtslosen handeln?
    Massenhaft Möglichkeiten, aber verschwindend wenige Fakten.
    Der Erdbändiger hatte nach Osten gewollt, zurück ins West End, und war am Oxford Circus ausgestiegen, einer Station, die keinen Kilometer vom Strip Club des Dr. Moreau entfernt lag. Nachdem der Club geschlossen worden war, hatten Nightingale und ich spekuliert, dass die neue Basis des Gesichtslosen sich ebenfalls im Umkreis von Soho befinden dürfte. So gesichtslos er selbst war, seine Chimären, seine armen kleinen Cat-Girls und Tiger-Boys, waren nicht gerade unauffällig – ihnen wäre es schwergefallen, sich frei in der Stadt zu bewegen, und sie waren vor allem im Umkreis von Soho gesehen worden. Als ich die Bleiche Lady jagte, war diese auf Piccadilly Station zugestrebt wie auf einen sicheren Hafen. Aber die Tube mit ihren allgegenwärtigen Überwachungskameras und dem stets wachsamen Sergeant Kumar benutzten die alle garantiert nicht.
    Tja, inzwischen hatte ich entdeckt, dass es auch andere Tunnel gab, geheime Tunnel, die wer weiß wohin führen mochten. Vielleicht wusste es der Gesichtslose. Vielleicht half ihm der Erdbändiger ja dabei, noch weitere zu bauen. Eine unterirdische Geheimbasis wie von James Bonds schurkischem Gegenspieler. Keine Frage, der Gesichtslose hatte den passenden Akzent, aber hatte er auch eine Katze? Mich durchzuckte eine kurze Vision von ihm in einem Drehstuhl, auf dem Schoß ein ausgewachsenes Cat-Girl namens Sharon, das per Handy mit ihrer ABF telefonierte: » Und dann er: ›Erwarten Sie von mir, dass ich rede?‹ Und der Meister eiskalt: ›Nein, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!‹ Und er … Was denn? Ich erzähl Tracy doch nur von gestern Abend.« Bei dem Gedanken musste ichkichern, und ein bisschen Humor kann ja nur gut tun, wenn man unter einer Tonne Schutt begraben liegt.
    Ich vermutete, dass der gerissene Mistkerl sich seinen Ersatzunterschlupf unter dem Deckmantel der Crossrail-Bauarbeiten gebaut hatte. Wegen dieses Projekts wurden seit Jahren an allen möglichen Stellen irgendwelche Löcher in den Boden gegraben, und es würde noch mindestens fünf Jahre dauern, bis es beendet war – da hätte man neben Tottenham Court Road Station einen kompletten Vulkankrater ausheben können, ohne dass es jemand merkte.
    Aber die Bauunternehmen hätten es bemerkt und die Bauaufsicht auch, dachte ich. Und dann fiel mir wieder ein, wie ich einmal an einem kühlen

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