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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Ich ließ den Finger auf dem Knopf – von der Polizei zu sein hat den Vorteil, dass man selbst um fünf Uhr morgens auf niemanden Rücksicht nehmen muss.
    Endlich hörte man das Getrampel von nackten Füßen auf der Treppe und eine Stimme. »Ich komm ja schon, macht mal halblang …« Und die Tür öffnete sich.
    Er war groß, weiß, Anfang zwanzig, unrasiert, ungekämmt und bis auf die Unterhose nackt. Dünn, aber nicht mager – man konnte seine Rippen zählen, aber er hatte so was wie einen Waschbrettbauch und muskulöse Schultern, Arme und Beine. Sein großer Mund in dem langen Gesicht klappte weit auf, als er uns sah.
    »Ho«, sagte er. »Was seid denn ihr für welche?«
    Wir zeigten ihm unsere Dienstausweise. Er starrte sie einen ausgedehnten Augenblick lang an.
    »Gebt ihr mir vielleicht fünf Minuten Vorsprung, damit ich mein Dope verstecken kann?«, fragte er schließlich.
    Wir stürzten wie ein Mann vor.
    Das Erdgeschoss war sichtlich einmal eine Garage gewesen und symbolisch zweigeteilt worden – hinten befand sich ein auf Landhaus getrimmter offener Küchenbereich, vorn der »Eingangs- und Wohnbereich« mit einer offenen Treppe nach oben auf der linken Seite. Offene Wohnbereiche sind ja schön und gut, aber ohne einen anständigen Hausflur als Pufferzone hat es ein Trio eifriger Polizisten lächerlich leicht, dich zu überrennen und die Kontrolle zu übernehmen.
    Ich stellte mich zwischen ihn und die Treppe, Guleed schlüpfte an mir vorbei die Treppe hinauf, um sicherzustellen, dass keine weitere Person im Haus war, und Carey rückte dem Mann frontal auf die Pelle, absichtlich etwas zu nahe.
    »Wir sind Beamte von der Angehörigenbetreuung«, sagte er. »Im Normalfall würde uns Ihr Drogenkonsum also nichtsonderlich stören, aber das hängt ganz davon ab, ob wir mit Ihrer rückhaltlosen Kooperation rechnen können.«
    »Und einen Kaffee kriegen«, setzte ich hinzu.
    »Sie haben doch Kaffee?«, fragte Carey.
    »Ja, klar«, sagte der Mann.
    »Ist er gut?«, rief Guleed von irgendwo im Obergeschoss.
    »Er ist okay. Ich mache ihn in der Cafetière. Also, er ist schon gut.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Carey.
    »Zach«, sagte der Mann. »Zachary Palmer.«
    »Ist das Ihr Haus?«
    »Ich wohne hier, aber es gehört ’nem Kumpel von mir – James Gallagher. Er ist Amerikaner. Also, eigentlich gehört’s irgendeiner Firma, aber er darf es benutzen, und ich wohne bei ihm.«
    »Leben Sie in einer Beziehung mit Mr. Gallagher?«, fragte Carey. »Eingetragene Lebenspartnerschaft, langjährige Verbindung … nein?«
    »Nee, wir sind nur befreundet.«
    »In diesem Fall, Mr. Palmer, schlage ich vor, dass wir in die Küche gehen und Kaffee kochen.«
    Ich trat aus dem Weg, und Carey scheuchte Zach, der jetzt etwas hysterisch dreinblickte, in die Küche. Er würde versuchen, Namen und Adressen von Gallaghers sonstigen Freunden und wenn möglich seiner Familie herauszubekommen sowie zu klären, wo Zach zur Zeit des Mordes gewesen war. So etwas versucht man sehr schnell abzuwickeln, bevor die Beteiligten eine Chance haben, ihre Geschichten aufeinander abzustimmen. Guleed würde oben nach nützlichen Tagebüchern, Adressbüchern, Laptopsund allem anderen suchen, womit sich Gallaghers weiterer Bekanntenkreis ermitteln und die Lücken in seinen letzten lebend verbrachten Stunden füllen ließen.
    Ich ließ den Blick durch den Wohnbereich schweifen. Das Haus schien fertig eingerichtet übernommen worden zu sein, denn es vermittelte den Eindruck, als sei man auf eine Katalogseite versetzt worden, wobei es sich (aus den Massivholzmöbeln und der Abwesenheit jeglicher Pressspanplatten zu schließen) um einen teureren Katalog handelte als ihn meine Mutter gewählt hätte. In der Ecke stand ein großer Flachbildfernseher, allerdings schon zwei Jahre alt. Kabel- oder Satellitenreceiver gab es keinen, nur einen Blu-ray-Player und eine Xbox. Ich begutachtete den Inhalt des furnierten Eichenregals daneben. Die Filmsammlung war angeberisch exotisch: Godard, Truffaut, Tarkowski, alles neu digitalisiert. Yojimbo von Kurosawa lag frevelhaft lose auf seiner Hülle – nach der leeren Hülle auf dem Boden neben dem Fernseher zu schließen hatte man ihn zugunsten eines der Kettensägen-Massaker aus dem Player geworfen.
    Der einstige Kamin – eine Rarität in einem früheren Kutschenhaus – war zugemauert und überstrichen worden, aber der Kaminsims war noch vorhanden. Darauf befanden sich ein teures Sony-Mini-System ohne angeschlossenen

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