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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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iPod – noch etwas, wonach wir suchen mussten –, eine Keramikstatuette, ein Set Spielkarten, ein Päckchen Zigarettenpapier und eine schmutzige Tasse.
    Drüben im Küchenbereich hatte Carey Zach an den Tisch gesetzt und machte sich daran, einen anständigen Kaffee zu kochen und dabei auch gleich sämtliche Schränke und Regale zu durchsuchen.
    Eine professionelle Putzfrau, wie meine Mum eine ist,kennt einige Methoden, um die Ecken staubfrei zu halten. Eine davon besteht darin, einen feuchten Mopp kreiselnd an der Fußbodenleiste entlangzuführen. Dann sammelt sich der Staub zu kleinen feuchten Bällchen. Man wartet ein bisschen, bis sie getrocknet sind, und saugt sie dann auf. Das Verfahren verleiht dem Teppichboden ein unverwechselbares Wirbelmuster. Genauso eins entdeckte ich hinter dem Fernseher. James und Zach putzten ihr Haus also nicht selbst, daher war es unwahrscheinlich, dass ich im Wohnbereich etwas Aufschlussreiches finden würde. Ich machte mich auf den Weg zur Treppe.
    Das Bad erstrahlte in professionellem Glanz, aber ich hoffte, dass die Reinigungskraft, wer sie oder er auch war, einen großen Bogen um die Schlafzimmer gemacht hatte. Aus dem Geruch nach Hasch und alten Socken zu schließen, der mir aus dem kleineren der beiden Zimmer entgegenschlug, war das in der Tat der Fall. Ich vermutete, dass dies Zachs Reich war: Die Klamotten, die auf dem Boden verteilt lagen, waren britischer Herkunft, und unter dem Bett stand ein High-Tech-Bong-Vaporiser, improvisiert aus einem Lötkolben und einem Plexiglasrohr. Daneben lag eine große Sporttasche mit ausgefransten Trägern und fleckigem Boden. Vorsichtig schnupperte ich daran. Sie war vor kurzem gewaschen worden, aber unter dem Waschmittelgeruch lauerte etwas Muffiges. Das, was mein Dad als Eau de Clochard bezeichnen würde.
    Magisch war es jedenfalls nicht, also ließ ich das Zimmer in Ruhe.
    Auf dem Treppenabsatz traf ich Guleed.
    »Kein Adressbuch oder Kalender – er muss alles auf dem Handy haben«, sagte sie. »Ein paar Luftpostbriefe, vonseiner Mum, denke ich, selbe Adresse wie auf dem Führerschein.« Sie wollte die amerikanische Polizei anrufen und bitten, Kontakt aufzunehmen.
    »Ich denke, Ihr Chef wird sich Zach näher anschauen wollen, vor allem, falls er kein Alibi hat.«
    »Warum das?«
    »Ich glaube nicht, dass er Student ist. Vielleicht hat er sich sogar eine Zeit lang auf der Straße rumgetrieben.«
    Guleed bedachte mich mit einem schiefen Lächeln. »Dann muss er ja der Böse sein.«
    »Haben Sie ihn schon im Polizeisystem überprüft?«
    »Sie brauchen nicht meinen Job zu machen, Peter. Sie sollen nach Magie und solchem Zeug Ausschau halten.« Sie lächelte, um zu zeigen, dass das scherzhaft gemeint war – aber nur halb. Ich ließ sie also ihren Job selbst machen und trat in James’ Zimmer, um zu sehen, ob ich irgendwelchen abstrusen Scheiß fand.
    Der hier ein rares Gut zu sein schien.
    Mich überraschte, dass an der Wand keine Poster hingen, aber James Gallagher war dreiundzwanzig gewesen. Vielleicht war er aus der Posterphase heraus, oder er hatte vorgehabt, den Platz mit Ernsthafterem zu füllen. An der Wand lehnte ein Stapel ungerahmter Leinwände, hauptsächlich Stadtszenen – aus diesem Viertel, merkte ich, als ich auf einer den Portobello Market erkannte. Es lag nahe, dass sie sein eigenes Werk waren – sie kamen mir allerdings ein bisschen retro für einen Kunststudenten von heute vor.
    Das Bett war nicht sehr ordentlich gemacht, aber die Bettwäsche war relativ frisch, und die Bettdecke war halbwegs gerade gezogen. Auf dem Nachttisch lag ein Stapel Bücher – über Kunst, aber von der akademischen, ernsthaftenSorte, nicht das, was man sich aufs Sofatischchen legt. Abhandlungen über Sozialistischen Realismus, Propagandaposter der 1930er, historische Londoner U-Bahn-Plakate und ein Buch mit dem Titel Right About Now – Kunst & Theorie seit den 1990ern . Die einzigen Nicht-Kunstbücher waren eine Gesamtausgabe der London-Trilogie von Colin MacInnes und ein Nachschlagewerk über Geisteskrankheiten: 50 Anzeichen für psychische Erkrankungen . Ich nahm es zur Hand und ließ es am Buchrücken nach unten baumeln, aber es weigerte sich hartnäckig, vielsagende Abstände zwischen bestimmten Seiten aufzuweisen, die auf oft gelesene Stellen hätten schließen lassen.
    Hatte er nach Anregungen gesucht? Oder sich um sich selbst oder um jemand anderen Sorgen gemacht? Das Buch war noch ziemlich neu, die Seiten steif. Vielleicht Sorgen

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