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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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sehr kleiner Schrift Ort, Zeit und Umstände der Beschlagnahmung darauf. Es hat mich eigentlich immer gewundert, dass zur Grundausbildung in Hendon kein Schönschreibkurs gehörte.
    Ich war hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich herausfinden, woher die Schale kam, andererseits hätte ich mirgern James Gallaghers Schließfach oder Arbeitsplatz – oder was immer man als Kunststudent in St. Martin’s hatte – angesehen, um nach weiterem magischem Kram zu forschen. Zu guter Letzt entschied ich mich für St. Martin’s, weil es erst kurz nach acht Uhr war und der Markt bestimmt nicht vor elf voll aufgebaut sein würde. In Straßenmarktbegriffen ist acht Uhr morgens eine Zeit für Obst und Gemüse, nicht für Töpferwaren – man muss einplanen, dass die Touristen ein paar Stunden brauchen, um den Weg von der U-Bahn-Station Notting Hill bis zur Ecke Portobello und Pembridge Road zurückzulegen.
    Einer von uns musste, bis Stephanopoulos mit der Kavallerie anrückte, bei Zach bleiben, der zwar nicht explizit ein Verdächtiger war, sich aber überzeugend wie einer benahm. Guleed und Carey spielten Schere-Stein-Papier um dieses Privileg. Es traf Carey.
    Guleed wollte am Belgravia-Hauptquartier abgesetzt werden, um Zachs Aussage dem stationären Ermittlungsteam zu übergeben, welches sie ins allgewaltige HOLMES-Computersystem einspeisen würde, das dazu da ist, alles zu filtern, zu vergleichen und uns möglichst davor zu bewahren, in den Augen der Öffentlichkeit wie die Idioten dazustehen. Den richtigen Täter zu erwischen ist dann das Sahnehäubchen obendrauf.
    Wir traten in schwaches graues Tageslicht hinaus, das einen frösteln ließ, aber wenigstens sah die Umgebung jetzt nicht mehr wie eine Filmkulisse aus. Ich hielt meine magische Schale in beiden Händen und tastete mich sehr vorsichtig über die glatten Pflastersteine. Alle Autos einschließlich meines guten alten Asbo waren reifbedeckt. Ich ließ den Motor an und wühlte dann im Handschuhfachnach dem Eiskratzer. Ich brauchte eine Ewigkeit, um die Windschutzscheibe freizukratzen, während Guleed mir vom Beifahrersitz aus gute Ratschläge gab.
    Als ich auf den Fahrersitz kletterte, bemerkte sie munter: »Die Heizung in Ihrem Auto funktioniert wirklich gut, besser als in unserem.« Ich sah sie nicht sehr freundlich an. Meine Hände waren taub, und ich musste mir erst eine Weile die Finger warmreiben, bis ich genug Gefühl darin hatte, um sicher fahren zu können. Auf dem Weg durch die Kensington Park Road setzte ich im Geiste ein Paar Autohandschuhe auf meinen Weihnachtswunschzettel.
    Als wir zur Sloane Street kamen, fing es an zu schneien. Ich rechnete damit, dass es ein flüchtiger Puderzucker-Schauer werden würde, diese Art von Nicht-Schnee, die man als Kind als Riesenenttäuschung empfindet. Aber nicht lange, und der Schnee fiel in großen dicken Flocken senkrecht vom Himmel und blieb am Boden liegen – sogar auf den Hauptstraßen. Ich bemerkte, wie der Wagen in den Kurven wegzurutschen drohte. Ich fuhr langsam und zuckte zusammen, als ein Schwachkopf von Range-Rover-Fahrer hinter mir hupte, mich überholte, nicht mehr bremsen konnte und mit Karacho auf einen Jaguar XF auffuhr.
    Trotz der Kälte kurbelte ich, während ich vorsichtig vorbeituckerte, das Fenster herunter und erklärte in freundlichem Ton, dass all die Vorteile eines Vierradantriebs nichts nützten, wenn es dem Fahrer an den grundlegendsten Fähigkeiten mangelte.
    »Haben Sie gesehen, ob jemand verletzt ist?«, fragte ich Guleed. »Sollen wir anhalten?«
    »Nee«, gab sie zurück. »Ist nicht unser Job, außerdem glaube ich, dass das nur der Anfang war.«
    Noch vor dem Sloane Square kamen wir an zwei weiteren Auffahrunfällen vorbei, inzwischen waren die Autodächer, der Asphalt und selbst die Schultern der Fußgänger schon weiß verschneit. Als ich den Wagen vor der roten Backsteinfassade der Polizeiwache Belgravia abstellte, war der Verkehr zu einem dünnen Rinnsal verzweifelter oder übermäßig selbstbewusster Autofahrer zusammengeschmolzen. Selbst die Buckingham Palace Road war weiß – und das war zeit meines Lebens noch nie vorgekommen. Ich ließ Guleed bei laufendem Motor aussteigen. Sie fragte, ob sie die Schale mitnehmen solle, aber ich lehnte ab. »Zuerst soll mein Boss sie sich anschauen.«
    Sobald sie verschwunden war, stieg ich aus, öffnete den Kofferraum und holte meine Reflexweste Marke Metropolitan Police sowie (denn ab einer gewissen Temperatur bin selbst ich bereit,

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