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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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amerikanischen Medien auch nur einen Hauch von irgendwelchen Seltsamkeiten mitbekommen.«
    Die Büroklammer gab zwischen Seawolls Fingern den Geist auf.
    »Heute Morgen hat der Commissioner angerufen«, sagte er und griff sich die nächste Klammer. »Er hat ganz deutlich erklärt: Sollten Sie auf den Radar der Medien geraten, dann erwartet er von Ihnen, dass Sie ein Loch graben, reinsteigen und dort bleiben, bis wir Ihnen sagen, Sie dürfen wieder rauskommen. Alles klar?«
    »Ich tu, was man mir aufträgt, sage Ihnen alles, sage den Amis nichts und komme nicht ins Fernsehen.«
    »Ein frecher Lümmel ist er schon«, sagte Seawoll.
    »Oh ja«, sagte Stephanopoulos.
    Seawoll ließ die verstümmelte Büroklammer zurück inein kleines Plastikkästchen fallen, wo sie wohl dem Rest des Büromaterials als warnendes Beispiel dienen sollte. Dann sah er auf. »Noch Fragen?«
    Ich nickte. »Sind Sie mit Zachary Palmer fertig?«

7
Nine Elms
    Wenn man bedachte, dass ich nicht nur derjenige war, der ihn aus der Untersuchungszelle holte, sondern ihm auch noch anbot, ihn nach Hause zu fahren, wirkte Zachary Palmer merkwürdig wenig erfreut, mich zu sehen.
    »Warum haben Sie mich eingesperrt?«, fragte er, als wir im Auto saßen.
    Ich erklärte ihm, dass er nicht unter Arrest gewesen sei und jederzeit hätte gehen können, wenn er darum gebeten hätte. Er schien erstaunt, das zu hören, was dafür sprach, dass er entweder kein Berufsverbrecher oder, falls er es je versucht hatte, schon an der Aufnahmeprüfung gescheitert war.
    »Ich wollte gern das Haus ein bisschen saubermachen«, sagte er. »Damit’s ordentlich aussieht, wenn seine Eltern kommen.«
    In der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und das schiere Gewicht des Londoner Verkehrs hatte die Hauptverkehrsadern einigermaßen vom Schnee befreit. In den Seitenstraßen musste man aber noch vorsichtig sein, nicht zuletzt deshalb, weil sich freche Kinderbanden darauf verlegt hatten, vorbeifahrende Autos mit Schneebällen zu bombardieren.
    »Aber Sie haben doch eine Putzfrau?«
    »Oh, ja«, sagte er, als erinnere er sich mit einem Mal daran. »Aber ich glaub nicht, dass sie heute kommt, und außerdem ist es ja nicht meine Putzfrau, sondern die von Jim. Und jetzt, wo er nicht mehr da ist, kommt sie wahrscheinlich sowieso nicht mehr. Ich will nicht, dass die mich für ’nen Schmarotzer halten – seine Eltern, mein ich –, ich will, dass sie wissen, dass er ’nen Freund hatte.«
    »Wie haben Sie James Gallagher kennengelernt?«, fragte ich.
    »Wieso tun Sie das ständig?«
    »Was?«
    Zach hing schlaff in seinem Sitz. »Seinen Vor- und Nachnamen sagen. Er wollte Jim genannt werden.«
    »Das macht man bei der Polizei so«, sagte ich. »Um Verwechslungen zu vermeiden und einen gewissen Respekt auszudrücken. Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Wen?«
    »Ihren Freund Jimmy.«
    »Können wir irgendwo frühstücken gehen?«
    »Sie wissen, dass es einzig und allein mir überlassen bleibt, ob Sie wegen Drogenbesitzes angeklagt werden oder nicht?«, behauptete ich lügnerisch.
    Zach begann geistesabwesend einen Rhythmus ans Fenster zu klopfen. »Über ’nen Kumpel von ’nem Kumpel von mir. Wir haben uns gut verstanden. Er wollte London kennenlernen, war aber ’n bisschen schüchtern, er brauchte ’nen Fremdenführer, und ich brauchte ’nen Ort zum Pennen.«
    Das kam so nahe an die Aussagen heran, die er erst bei Guleed und dann bei Stephanopoulos gemacht hatte, dasses vielleicht sogar die Wahrheit war. Stephanopoulos hatte wegen der Drogen nachgefragt, aber Zach hatte Stein und Bein geschworen, dass James Gallagher sich nicht daran beteiligt habe. Er habe nichts dagegen gehabt, sei nur einfach nicht interessiert gewesen.
    »Wohin wollte er denn geführt werden?«, fragte ich, während wir die knifflige Kreuzung bei Notting Hill Gate hinter uns brachten. Es hatte wieder angefangen zu schneien, nicht so stark wie am Tag zuvor, aber doch so, dass die Straße wieder rutschig wurde und keinen Fehler verzieh.
    »Pubs, Clubs«, sagte Zach. »Alles Mögliche, Kunstgalerien – London halt, wissen Sie. Er wollte London kennenlernen.«
    »Haben Sie ihm den Ort gezeigt, wo er die Obstschale gekauft hat?«
    »Was haben Sie bloß immer mit dieser Obstschale? Ist doch nur ’ne Schale.«
    Nein, ich sagte ihm nicht, dass ich glaubte, dass es eine magische Obstschale war. Damit riskiert man unter Umständen seine Autorität.
    »Das gehört zu den Ermittlungen.«
    »Ich weiß, wo er sie herhat«,

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