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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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abholen, sag ich’s Ihnen.«
    Mist, dachte ich. Wenn ich ihn ignorierte und man später seine Leiche fand, erwarteten mich einige unangenehme Fragen von Seawoll und Tonnen von Papierkram.
    »Wo sind Sie?«, fragte ich widerstrebend.
    »Shepherd’s Bush. Nicht weit vom Markt.«
    »Fahren Sie mit der U-Bahn nach Southwark und warten Sie da auf mich.«
    »U-Bahn geht nicht«, sagte er. »Die ist nicht sicher. Sie müssen mich hier abholen.«
    Ich fragte ihn, an welchem Ende des Marktes, und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Im leeren Eingangsflur sah ich den Hund Scooby-Doo wachsam neben der Tür des Souvenirshops sitzen. Er sah mich an, legte den Kopf schief und folgte mir bis nach draußen.

9
Shepherd's Bush Marke
    Durch mein Airwave quäkten Meldungen über einen schweren VUP – einen Verkehrsunfall mit Personenschaden – bei Hyde Park Corner, daher fuhr ich, nachdem ich die Themse überquert hatte, über Marylebone nach Norden. Der erhöhte Teil des Westway war unnatürlich leer, und die Wolken hingen so tief, dass es schien, als könnte ich sie mit der ausgestreckten Hand berühren. Schneeflocken wirbelten durch den Lichtkegel meiner Scheinwerfer und über die Motorhaube wie Wimpel in einem Windkanal. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich durch eine Art Schneesturm fuhr, aber als ich nach White City abgebogen war, fand ich mich in einer Welt voll weißer Stille wieder.
    Erst als ich den Holland-Park-Kreisverkehr hinter mir gelassen hatte und Shepherd’s Bush durchquerte, sah ich wieder Menschen. Fußgänger tasteten sich vorsichtig über den Gehweg, die Geschäfte hatten geöffnet und ein paar Idioten, die nicht wussten, dass man sich bei diesem Wetter besser gar nicht ins Auto setzte, zwangen mich, das Tempo auf knapp über 20 km/h zu drosseln.
    Sobald die Eisenbahnbrücke an der U-Bahn-Station Shepherd’s Bush Market in Sicht kam, begann ich Ausschau nach Zach zu halten. An dem verschlossenen kampfschiffgrauenTor zum Markt fuhr ich links ran und stieg aus. Ich drehte mich um, weil Scheinwerfer näher kamen, aber das dazugehörige Auto, ein früher Nissan Micra im Zustand fortgeschrittener Auflösung, schwamm auf dem Straßenmatsch an mir vorbei.
    Wer wie ich zwei Jahre als Polizeianwärter und zwei weitere als Constable auf spätabendlicher Patrouille in Londons Innenstadt verbracht hat, in dem reift eine gewisse Kennerschaft gewalttätiger Auseinandersetzungen heran. Man kennt bald den Unterschied zwischen dem markigen Haudrauf-Gehabe von Betrunkenen, dem schrillen, kreischenden Chaos eines entgleisten Weiberabends, dem hässlichen Aufmarsch einer zu allem entschlossenen Gang und dem dumpfen, seltsam leisen Geräusch von Schlägen, das vom tiefen Verlangen eines einzelnen menschlichen Wesens zeugt, einem anderen wirklichen körperlichen Schaden zuzufügen.
    Ich hörte ein Grunzen, einen Schlag, ein Wimmern – und ehe ich nachdenken konnte, hatte ich meinen Schlagstock ausgefahren und lief über die Straße auf die Schatten der kleinen Gasse zu, die dem Markt gegenüber lag. Es waren zwei massige Gestalten in Winterjacken, die auf eine dritte einprügelten, die zusammengekauert im Schnee lag.
    »He!«, schrie ich. »Polizei! Was geht hier vor?« Ganz traditionell.
    Sie drehten sich um und starrten mich an – es waren ein Dicker und ein Dünner, auch ganz traditionell. Den Dünnen kannte ich. Der kleine Scheißer Kevin Nolan. Der wäre inzwischen längst weggerannt, nur war sein Kumpel aus härterem Stoff gemacht.
    Die Sache mit dem Polizistendasein ist die, wenn dugut darin sein willst, muss zumindest ein Teil von dir Spaß daran haben, sich ins Getümmel zu stürzen. Und die Sache mit den lieben Mitmenschen ist die, dass sie, wie der stämmige Hornochse neben Kevin Nolan, der jetzt auf mich zukam, einen gewissen rituellen Austausch von Beschimpfungen erwarten, bevor es richtig losgeht. Ich hatte nur gerade gar keine Lust, diese Erwartungen zu erfüllen.
    Dem Dicken wurde eben klar, dass ich nicht die Absicht hatte anzuhalten, da rammte ich ihm auch schon die Schulter in die Brust. Er taumelte rückwärts und stolperte über den zusammengekauerten Mann hinter sich. Während er brüllend zu Boden ging, versetzte ich dem dämlichen Kevin Nolan einen Hieb mit dem Schlagstock gegen den Oberschenkel, der ihm ein taubes Bein bescheren würde. Dann streckte ich den Arm aus und schubste ihn einfach um.
    »Du Bastard«, sagte der Dicke und versuchte aufzustehen.
    »Liegenbleiben, oder ich brech Ihnen

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