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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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auf den Tisch, bevor wir uns nach der Statue erkundigten.
    »Leute wie ihr haben hier nichts zu suchen«, sagte sie.
    »Geben Sie uns Ihre Wohnadresse«, sagte ich. »Dann suchen wir Sie dort auf.«
    »Oder«, fügte Lesley hinzu, »Sie kommen mit aufs Revier und machen da Ihre Aussage.«
    »Sie können mich zu nichts zwingen«, sagte Hyacinth.
    »Nicht?«, fragte ich Lesley.
    Die begann aufzuzählen. »Handel ohne behördliche Genehmigung, unbefugtes Betreten von Privateigentum, Ankauf gestohlener Güter, Tragen von dickem schwarzem Mascara in dicht besiedeltem Gebiet.«
    Hyacinth machte den Mund auf, aber Lesley beugte sich vor, bis das, was von ihrer Nase noch übrig war, nur Zentimeter vor der von Hyacinth schwebte. »Sagen Sie nur was über mein Gesicht«, forderte sie sie auf. »Na los, tun Sie’s.«
    Der Kodex der Polizei besagt, dass man seinem Partner in der Öffentlichkeit immer den Rücken stärkt, selbst wenn er eindeutig den Verstand verloren hat. Aber man muss sich dabei nicht um Kopf und Kragen bringen.
    »Passen Sie auf, Hyacinth«, sagte ich in meinem »Ich bin der Zurechnungsfähige«-Ton. »Der Mann, der diese Statue gekauft hat, wurde ermordet, und wir möchten nur herausfinden, ob da vielleicht ein Zusammenhang besteht. Das ist alles, was uns interessiert, ich schwör’s. Sagen Sie uns einfach, was Sie wissen, und wir verschwinden.«
    Hyacinths Zorn verpuffte. Sie breitete die Hände aus. »Ich hab sie von Kevin.«
    »Kevin und weiter?«, fragte Lesley, aber ich hatte das große N schon geschrieben, bevor Hyacinth »Nolan« sagen konnte.
    »Der kleine Wichser«, fügte sie hinzu.
    »Hat er gesagt, woher er sie hatte?«, fragte Lesley.
    »Niemand sagt hier, woher er seine Ware hat«, erklärte Hyacinth. »Und wenn doch, ist sowieso klar, dass er lügt.«
    »Was hat Kevin Nolan gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Er hätte sie aus Mordor.«
    »Wie? Merton?«, fragte Lesley.
    »Nein«, sagte ich. »Mordor, wo die Schatten drohn. Aus dem ›Herrn der Ringe‹.«
    »Ist das da, wo der Vulkan ist?«, fragte Lesley.
    »Ja«, gaben Hyacinth und ich unisono zurück.
    »Also vermutlich nicht der wahre Herkunftsort.«
    Ich war schon drauf und dran, etwas unglaublich Peinliches zu erwidern, da spürten wir, wie die Dämonenfalle losging.
    Es war ein heftiger Schock, ein Gefühl wie wenn eine Machete in einen Kadaver hackt, wie wenn man in einen Apfel beißt und eine Made schmeckt, wie der Moment, als ich zum ersten Mal eine Leiche sah.
    Zuletzt hatte ich etwas Ähnliches inmitten der zerfallenden Pracht des Strip Club des Dr. Moreau erlebt, als Nightingale dort seine Bombenentschärfung vorgenommen hatte. Jetzt war es immerhin stark genug, dass ich spüren konnte, aus welcher Richtung es kam, und dorthin blickte.
    Das Gleiche taten ungefähr zwei Drittel der Besucher des Nazareth einschließlich Hyacinth. Ich war mir nicht sicher, aber ich hatte das mulmige Gefühl, dass wir Richtung Themse, City und Shakespeare Tower blickten. Wohin sich Nightingale begeben hatte, um Woodville-Gentle zu befragen.
    »Dämonenfalle«, hörte ich jemanden flüstern. »Dämonenfalle«, machte es in furchtsamem Ton die Runde im gesamten Garten.
    Und dann richteten sich alle Blicke erwartungsvoll auf mich und Lesley.
    Lesley blickte zurück und schnitt eine so höhnische Grimasse, wie es ihrem Gesicht nur möglich war.
    »Ach. Jetzt wollt ihr plötzlich die Polizei«, sagte sie.

12
Barbican
    Wenn unsereins schnell irgendwohin muss, schalten wir die Außenwerbung ein. Das ist genau wie im Fernsehen: Man setzt das Blaulicht aufs Dach und lässt die Sirene heulen, damit der Durchschnittsverkehrsteilnehmer weiß, dass er verdammt noch mal besser schnellstens den Weg frei macht. Was im Fernsehen aber vertuscht wird, ist, dass einem das Blaulicht ständig vom Dach fällt und irgendwann, nur noch vom Kabel gehalten, am Beifahrerfenster baumelt und dass es vor einem auf der Straße immer jemanden gibt, der glaubt, mit dem Blaulicht wäre jemand anders gemeint. Dagegen keine Spur von Fensterglasscheiben, die über die Straße getragen werden, Kistenstapeln oder unerklärlicherweise im Weg stehenden Obstständen. Ich wäre auf der Borough Hill Street fast auf einen BMW draufgeknallt und musste schleudernd einen Toyota umkurven, in dessen Heckfenster ein Aufkleber ACHTUNG, BLINDER FAHRER AN BORD klebte, aber auf der London Bridge kamen wir immerhin auf sechzig Sachen. Hier war im Verkehr eine geradezu befremdliche Lücke, und wir

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