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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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den Teppichboden ab und suchen die Ränder der Falle. Lesley kann die Umrisse hiermit andeuten.« Er reichte ihr ein Stück Kreide.
    Der Stock war dreißig Zentimeter lang, knotig und noch mit Rinde bedeckt. Er sah aus wie etwas, was man im Wald auflas, wenn man einen Spaziergang mit einem kleinen nervtötenden Hund machte.
    »Das ist mal Hightech«, sagte ich.
    Nightingale runzelte die Stirn. »Holz ist am besten. Je grüner und jünger, desto besser. Wenn möglich, nehme man einen Zweig von einem Schössling. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie losgeht, beträchtlich.«
    Mein Mund wurde trocken. »Aber die hier ist doch nicht mehr geladen. Oder? Sie haben sie entschärft.«
    »Nicht entschärft. Ich habe die Ladung abgeleitet und zerstreut – betrachten Sie es als kontrollierte Explosion.«
    Die wir bis über die Themse hinweg in Brixton gespürt hatten.
    »Aber sie kann nicht mehr losgehen?«, bohrte ich nach.
    »Wahrscheinlich nicht. Aber bei diesen Fallen war es üblich, zwei getrennte Mechanismen zu bauen, einen für den ersten Unglücksraben und einen, um danach noch eventuelle Retter oder medizinische Helfer zu erwischen.«
    »Sei bloß vorsichtig«, bat Lesley.
    Ich klopfte in sicherer Entfernung zu dem Brandfleck ein paarmal auf den Boden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich die normale Oberfläche anfühlte – nach meiner Vermutung Beton mit einer Dämmschicht darauf. Dann tastete ich mich zur Raummitte vor, bis ich spürte, wie der Stock auf etwas unverkennbar Metallischem auftraf.
    Ich erstarrte.
    »Suchen Sie den Rand«, sagte Nightingale.
    Ich zwang mich, klopfend zurückzugehen, bis ich wieder Beton unterm Stock hatte. Lesley markierte den Punkt mit Kreide. Dann arbeitete ich mich am Rand entlang – er schien dem Brandfleck auf dem Teppich zu entsprechen, aber Nightingale meinte, das könne man nie als gegeben voraussetzen. Als wir uns davon überzeugt hatten, dass es außerhalb des verbrannten Flecks keine Auslöser gab, reichte Nightingale Lesley ein Teppichmesser, und wir sahen zu, wie sie ein quadratisches Stück Teppich herausschnitt und abzog.
    Die Dämonenfalle war eine Metallscheibe etwa von der Größe eines Polizeischilds, wie er von Spezialeinsatztrupps verwendet wird. Das mattsilberne Metall sah nach rostfreiem Edelstahl aus. In die Mitte waren zwei nebeneinanderliegende Kreise gestanzt worden. Der eine war mit glitzerndem Sand gefüllt, der mich an den Anblick von Mikroprozessoren erinnerte, die zu viel Magie ausgesetzt gewesen waren.
    »Ich nehme mal an, der Kreis mit dem Sand ist der erste Mechanismus«, sagte ich.
    »Zehn Punkte, Peter«, sagte Nightingale.
    »Und der intakte ist der zweite.«
    »Das nennen wir eine Zwei-Kammern-Vorrichtung.«
    »Was ist da in den Rand geritzt?«, fragte Lesley.
    Ich sah mir an, worauf sie zeigte. Der Rand der Scheibe war mit kunstvollen Zeichen verziert. Nightingale erklärte, solche Inschriften seien oft an Dämonenfallen gefunden worden und man vermutete, dass bei den ursprünglichen Wikingerfallen Runen Teil des Zaubers gewesen seien.
    »Wie bei den Daoisten?«, fragte ich.
    »Möglicherweise«, sagte Nightingale. »Die komparative Thaumatologie steckt als Wissenschaft noch in den Kinderschuhen.« Das war ein Lieblingsscherz von ihm, mit dem er sagen wollte, dass ich der Einzige war, der sich derzeit dafür interessierte.
    »Wir haben damals viel Mühe darauf verwandt, die Runen zu übersetzen, nur um festzustellen, dass es hauptsächlich Beleidigungen waren – Sachen wie ›Tod den verdammten Engländern‹ und Ähnliches. Manche der Botschaften waren weniger eindeutig – eine meiner liebsten war ›Dies ist kein moralisches Argument‹. Und natürlich war da derunbekannte Künstler, der nur schrieb: ›Grüße aus Ettersberg‹.«
    »Und was sollte das bedeuten?«
    »Bitte kommen Sie und machen Sie meiner Not ein Ende. So haben wir es jedenfalls interpretiert. Sie hatten eine Menge Praktizierender aus ganz Europa zur Zwangsarbeit gepresst. Viele konnten sich nicht überwinden zu tun, was von ihnen verlangt wurde. Manche begingen Selbstmord, andere bekamen eine seltsame Krankheit, hörten einfach auf zu essen und siechten dahin. Die Kühneren versuchten die Herstellung zu sabotieren oder die Außenwelt zu erreichen. Dieser muss verzweifelt gehofft haben, dass jemand ihn hören würde.«
    »Und jemand hat ihn gehört«, sagte ich.
    »Ja. Wir.«
    Da fiel mir plötzlich auf, was für Zeichen es waren. Es waren keine nordischen

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