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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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überquerten die Themse in einer seltsamen Sphäre der Ruhe.
    Da wir über Moorgate fuhren, war Shakespeare Towertrotz seiner Größe erst zu sehen, als wir in die Chiswell Street einbogen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte – die Straßen voller Glasscherben und Papierfetzen, ein klaffendes Loch in der Wand des Wohnblocks. Wir hatten die Erschütterung noch kilometerweit gespürt – irgendwas musste doch zu sehen sein. Aber es war noch nicht einmal Polizei anwesend. Erst im Parkhaus entdeckten wir einen Van der City of London Police. Als wir daneben hielten, stieg ein uniformierter Sergeant aus.
    »Grant und May?«
    Wir zeigten ihm unsere Dienstausweise. Er erklärte, wir würden erwartet. Nightingale habe gesagt, wir wüssten den Weg nach oben.
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?«, fragte ich.
    »Er kam mir putzmunter vor«, sagte der Sergeant.
    Da wir Engländer und Polizisten waren, gelang es Lesley und mir, jedes äußere Anzeichen unserer massiven Erleichterung zu unterdrücken. Madame Teng wäre beeindruckt gewesen.
    »Verhalten Sie sich beim Raufgehen bitte diskret«, sagte der Sergeant, »bisher mussten wir noch nicht evakuieren, und wir wollen keine Panik auslösen.«
    Wir versprachen brav zu sein und machten uns auf den Weg zu den Aufzügen. Dabei kamen wir an einem bekannten feuerroten V W-Bus mit dem Logo der Londoner Feuerwehr und dem Schriftzug Brandursachenkommission vorbei.
    »Das wird Frank Caffrey sein«, erklärte ich Lesley – er war nicht nur Ex-Fallschirmjäger, sondern auch Nightingales Kontakt bei der Feuerwehr und, wenn nötig, Anführer der Folly-eigenen bewaffneten Spezialeinheit. Beziehungsweise,je nach Standpunkt, unserer außergesetzlichen Todesschwadron.
    Frank erwartete uns oben in der Lobby: ein gedrungener Mann mit gebrochener Nase, braunem Haar und täuschend sanftmütigen blauen Augen.
    »Peter.« Er nickte uns zu. »Lesley. Sie waren schnell.«
    Die Lobby im dreißigsten Stock war zur Schaltzentrale für die Spurensicherung umfunktioniert worden. Es sei ein Mordsglück, meinte Caffrey, dass die Bewohner der beiden anderen Wohnungen im Weihnachtsurlaub seien. »In Kapstadt beziehungsweise St. Gervais am Montblanc. Manche haben’s gut, was? Aber wir haben auch was davon, denn sonst hätten wir wahrscheinlich das ganze Haus evakuieren müssen.« Frank erklärte, wenn man einen Teil der Bewohner eines Hauses evakuierte, wollten die anderen unweigerlich entrüstet wissen, warum sie nicht auch evakuiert würden. Aber wenn man als Vorbeugungsmaßnahme hinging und gleich alle evakuierte, weigerte sich mindestens ein Viertel davon aus Prinzip, ihre Wohnungen zu verlassen. Außerdem haben Evakuierungen den Nachteil, dass man den Evakuierten einen sicheren Unterschlupf, Nahrung und Wasser zur Verfügung stellen muss.
    »Sollten wir nicht vorsichtshalber trotzdem evakuieren?«, fragte ich, während ich mir einen Plastikoverall anzog.
    »Ihr Boss meint, es seien keine weiteren Sprengkörper vorhanden. Das reicht mir.«
    Ich war mir nicht sicher, ob es mir genauso ging.
    »Hat er dir je erklärt, was eine Dämonenfalle ist?«, fragte Lesley.
    »Es hörte sich an wie eine Art magische Landmine, aberer hat mir nicht gesagt, wie es funktioniert. Wahrscheinlich ist das alles Zauberzeug der vierten Ordnung.«
    »Oh, ausschließlich zweiter Ordnung, das versichere ich Ihnen«, sagte Nightingale. Er stand im Türrahmen und sah zu uns herüber. »Jeder Narr kann Dämonenfallen erschaffen. Das Schwierige ist, sie unschädlich zu machen.«
    Er winkte uns. Wir folgten.
    Es war noch stickiger als bei unserem ersten Besuch, und es roch stark nach faulem Fisch. »Ist das real?«, fragte ich.
    »Ich fürchte ja«, sagte Nightingale. »Lachs, der offen in der Küche lag. Ein sehr tüchtiger junger Kollege schätzte, er läge dort vermutlich seit Montagabend.«
    »Das heißt, sie haben sich abgesetzt, gleich nachdem wir sie befragt hatten«, sagte Lesley.
    »So ist es«, bestätigte Nightingale.
    Da fiel mir etwas an den Bücherregalen im Flur auf. »Die Ordnung stimmt nicht mehr. Die O’Brians stehen jetzt mitten zwischen den Penguins.« Jemand musste sie alle herausgenommen und dann in Eile wieder zurückgestellt haben. Nein, es war sogar noch einfacher. »Die haben einen Block Penguins und einen Block von den O’Brians rausgenommen und sie falsch rum wieder zurückgestellt.«
    »Das Regal ist zu hoch oben für jemanden im Rollstuhl«, sagte Lesley. »Also nicht er selbst.«
    Ich nahm einen der

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