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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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auf den Streckengänger«, sagte Kumar, öffnete die Falltür und steckte den Kopf hindurch.
    »Sind wir da unten eigentlich allein?«, fragte ich.
    Kumar stand wieder auf. »Es wird wohl eher ziemlich belebt sein. Heute Nacht ist jeder verfügbare Mechanikertrupp von Transport for London im Einsatz. Morgen ist der letzte volle Werktag vor Weihnachten und der erste Tag in dieser Woche, an dem der Betrieb wieder uneingeschränkt läuft – das wird kein Zuckerschlecken.«
    »Diese Mechaniker«, sagte ich. »Sind das harte Kerle?«
    »Die härtesten.«
    »Gut. Dann wissen wir ja, an wen wir uns um Hilfe wenden müssen.«
    Durch die offene Falltür blitzte plötzlich der Strahl einer Taschenlampe, gefolgt von einem durchdringenden Pfiff aus einer Trillerpfeife.
    »Das ist er«, sagte Kumar und rief in die Dunkelheit: »David? Hier oben.«
    Während Kumar und der Streckengänger sich lauthals austauschten, holte Lesley Nightingale. Der Plan war, dass er ein Auge auf die Welt hier oben haben und sich bereithalten würde, uns im Notfall zu Hilfe zu eilen oder aber,was wahrscheinlicher war, uns aufzusammeln, wenn wir irgendwo in der Pampa wieder zum Vorschein kamen.
    »Also, dann fahren wir mal die Leiter aus«, sagte ich.
    »Wenn es eine ist«, meinte Lesley.
    Ich legte mich auf den Fußboden, steckte den Kopf durch die Luke und spähte nach dem Messinghebel. Von unten blendete mich ein Lichtstrahl.
    »Treten Sie besser ein Stück zurück«, rief ich. Das Licht entfernte sich. Ich wollte schon nach dem Hebel greifen, da sagte Lesley dicht an meinem Ohr: »Bist du sicher, dass es ungefährlich ist?«
    Ich sah mich um. Sie hatte sich neben mir auf den Boden gelegt und ebenfalls den Kopf durch die Luke gesteckt.
    »Was meinst du?«
    Sie sah den Hebel an. »Wir wissen nicht, wie das Ding funktioniert. Vielleicht schwingt es nach hinten aus und reißt dir den Arm ab.«
    Während unserer Probezeit im Revier Charing Cross hatte ich gelernt, auf Lesleys Warnungen zu hören – insbesondere nach der Geschichte mit dem Zwerg, der Varietétänzerin und dem Pelzmantel.
    »Okay. Ich nehme ein Seil.« Ich stand auf, um eines zu suchen.
    Da winkte Nightingale mich beiseite und murmelte leise etwas. Ich spürte, wie die Forma sich aufbaute – ein Zauber der vierten Ordnung, schätzte ich, in diesem sparsamen Stil mit plötzlicher Kraftentfaltung, den ich allmählich als sein Signare erkannte. Unter uns ertönte ein Quietschen und Klacken, vermutlich als der Hebel sich von selbst umlegte, und dann ein erstaunlich leises, anhaltendes metallisches Rattern, mit dem die Leiter sich nach unten entfaltete.
    »So geht’s natürlich auch«, sagte ich.
    »War das Magie?«, fragte Kumar.
    »Könnten wir bitte fortfahren«, sagte Nightingale.
    Ich setzte vorsichtig einen Fuß auf die oberste Sprosse, die sanft federte, aber nicht einbrach. Also kletterte ich weiter bis ganz nach unten. Die letzte Sprosse schwebte fast einen halben Meter über den Gleisen – ich nahm an, als Sicherheitsmaßnahme, falls die Stromschiene eingeschaltet war. Sobald ich sicher unten stand, kamen mir die anderen nach. Kumar stellte uns den Streckengänger vor, einen fröhlichen Waliser namens David Lambert, dessen Arbeit daraus bestand, Nacht für Nacht nach Defekten am Gleis zu suchen.
    »Ich geh diese Strecke schon seit sechs Jahren«, sagte er, »und immer hab ich mich gewundert, wozu das Eisending da ist.«
    »Und Sie haben nie gefragt?«, wollte ich wissen.
    »Nee. Gehört ja nicht zur Technik von Transport for London, und ich hab hier unten auch so schon genug zu tun.«
    Auch als wir unter den falschen Häusern hervortraten, war es am Grund der Ausschachtung stockfinster. Etwa fünfzig Meter östlich sah man schon die Lichter von Bayswater Station, wo ein Trupp Männer in Reflektorwesten schweres Gerät auf die Gleise wuchtete.
    Es war klar, dass es hier irgendwo eine Geheimtür geben musste. Selbst wenn die Kisten mit dem Steingut schon in der Nacht angeliefert worden wären, das Gemüse war am helllichten Morgen abgeholt worden, als der Zugverkehr in vollem Gange war und es zwischen den Zügen kein Zeitfenster von mehr als fünf Minuten gab – sogar nochweniger, wenn man nicht von den Zugführern gesehen werden wollte. Und in keine Richtung gab es auf den nächsten fünfzig Metern einen sichtbaren Zugang. Er musste also verdeckt sein.
    »Es gibt immer eine Geheimtür«, sagte ich. »Deshalb braucht man unbedingt einen Dieb in der Gruppe.«
    »Ich wusste gar

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