Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
ist er immer noch.«
    »Zurück zu diesem Lagerhaus«, schaltete sich Stephanopoulos schnell ein, vermutlich um zu verhindern, dass ich wieder in eine neue Richtung abdriftete. »Das ist eine Immobilie in bester Lage, selbst in der gegenwärtigen Marktsituation. Warum haben Sie nichts daraus gemacht?«
    »Wie gesagt«, sagte Beale, »wir sind ein Familienunternehmen, und wie bei so vielen organisch gewachsenen Firmensind unsere Verwaltungsstrukturen nicht immer rational. Das Lagerhaus haben wir Anfang der sechziger Jahre an Nolan and Sons verpachtet, und da der Pachtvertrag noch in Kraft ist, können wir nicht darüber verfügen.«
    »Seltsamer Vertrag«, bemerkte sie.
    »Kommt wahrscheinlich davon, dass er auf einen Bierdeckel geschrieben und mit Handschlag besiegelt wurde«, sagte Beale. »So hat mein Vater am liebsten Geschäfte gemacht.«
    Wir blieben noch, um uns die Kontaktdaten geben zu lassen, damit ein armes Schwein aus der Mordkommission sich ein schönes Weihnachtsfest damit machen konnte, vorsorglich die Firmenstruktur von Beale Property Services auseinanderzuklamüsern, falls das noch wichtig werden sollte. Ich bezweifelte aber, dass man der Sache hohe Priorität einräumen würde – vielleicht musste das arme Schwein nur Silvester opfern.
    Über glitschige, halbgeschmolzene Schneereste gingen wir vorsichtig zurück zu Stephanopoulos’ BMW.
    »Also, ich finde Industriegeschichte ja auch wahnsinnig faszinierend, Peter«, sagte sie. »Aber was zum Teufel hatten Sie im Sinn?«
    »Die Mordwaffe«, sagte ich.
    »Na endlich. Klingt nach etwas, womit ich auch was anfangen kann.«
    »James Gallagher wurde mit einer Scherbe von einem großen flachen Teller erstochen. Der genau die gleiche chemische Zusammensetzung wie die Obstschale in seinem Haus hat, die wir jetzt in ein Lagerhaus zurückverfolgen konnten, das voll mit derartigem Zeug ist.«
    »Und das der Unbreakable Empire Pottery Companygehört. Ich kann Ihnen folgen. Halt. Ist das der Punkt, am dem es abstrus wird?«
    »Kommt darauf an, wie viel Sie wissen wollen, Boss.« Ich öffnete ihr die Beifahrertür.
    »Welche Optionen habe ich?«, fragte sie, während ich auf der Fahrerseite einstieg.
    »Entweder euphemistisches Gewäsch. Oder aber eine volle Ladung Unsichtbare Universität. Die Unsichtbare Universität ist ein bisschen wie Hogwarts – «
    Sie unterbrach mich. »Terry Pratchett kenne ich ganz gut.«
    »Wirklich?«
    »Nein, nicht wirklich. Aber meine bessere Hälfte kauft sich jedes neue Buch von ihm, sobald es erscheint, und liest mir Auszüge davon beim Frühstück vor.«
    »Und was lesen Sie selber gern?«
    »Am liebsten autobiografische Elendsgeschichten. Hat was Tröstliches, dass andere Leute eine noch schlimmere Kindheit hatten als ich.«
    Ich hielt entschlossen den Mund – es gibt Dinge, die man ranghöhere Beamte einfach nicht fragt.
    »Ich will Euphemismen, aber ohne Gewäsch«, sagte sie schließlich.
    Ich rangierte erst aus dem Parkplatz heraus, ehe ich anfing zu erklären.
    »All das Steingut, das wir bisher gefunden haben, hat eine Art Aura, die anzeigt, dass es daran etwas, hm, Spezielles gibt. Nun ist es generell so, dass diese Aura mit der Zeit verblasst – « Ich wollte schon sagen, dass es ähnlich war wie mit der Halbwertszeit von radioaktiver Strahlung, aber zu meinem Leidwesen hatte ich die Erfahrung gemacht, dassich dann meistens erst noch erklären musste, was eine Halbwertszeit war. »Wie bei einem Gemälde, das in der prallen Sonne hängt. Die Sachen in dem Lagerhaus sind alt, manche sogar uralt, aber die Mordwaffe fühlte sich brandneu an.«
    »Was ist mit den Sachen in den Kisten, die Kevin Nolan dabeihatte?«
    »Ziemlich verblasst. Wenn Sie mich fragen, wurden sie woanders gelagert, bevor Kevin sie bekam.«
    »Aber wo?«, fragte Stephanopoulos. »Und von wem?«
    »Ich denke, um das herauszufinden, müsste jemand da runtersteigen.«
    Dreimal dürfen Sie raten, wer dieser Jemand war.

17
Bayswater
    Die erste Regel für die U-Bahn-Tunnel-Erforschung lautete Sergeant Kumar zufolge: Man reduziere die Anzahl der gleichzeitig im Untergrund befindlichen Personen auf ein Minimum. Falls alles katastrophal schiefgeht, müssen dann die Rettungskräfte weniger Leichen herausholen. Das hieß, die Forschungsexpedition würde aus zwei Personen bestehen: mir aufgrund meiner speziellen Kenntnisse und Kumar aufgrund seiner Höhlenforschungserfahrung. Ich fragte ihn, woher er die hatte.
    »Höhlenforschung ist ein Hobby von mir.

Weitere Kostenlose Bücher