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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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dem Anblick von etwas Grün-Braunem ein Stück voraus belohnt. Trotz des schwankenden Lichtstrahls erkannte ich, dass es der Rücken von jemandem war, der uns zu entkommen versuchte. Er trug Armee-Tarnkleidung und etwas, das aussah wie ein Skateboard-Helm, und er war kleiner als ich, so dass ihm das Wasser bis zu den Oberschenkeln reichte.
    »Halt!«, schrie ich. »Polizei!« Ich hoffte inständig, dass er auf mich hören würde, denn langsam ging mir die Puste aus.
    Der Flüchtige versuchte schneller zu laufen, aber dank meiner Größe war ich im Vorteil.
    »Anhalten!«, schrie ich. »Oder es wird unangenehm.« Mir fiel ein, wo wir uns befanden. »Noch unangenehmer, als es schon ist.«
    Die Gestalt hielt an, ihre Schultern sanken herab, dann fing sie an zu lachen. Und plötzlich wusste ich, wer es war.
    Agent Reynolds drehte sich zu uns um, ihr blasses Gesicht im Licht unserer Grubenlampen eingefangen.
    »Hi, Peter«, sagte sie. »Was machen Sie denn hier unten?«

19
Ladbroke Grove
    »Wir müssen weiter«, sagte Agent Reynolds. »Ich bin ganz nah an ihnen dran.«
    Manche Fragen muss man stellen, auch wenn man gern darauf verzichten würde. »An wem?«
    »Hier unten ist wer«, sagte sie. »Und damit meine ich weder Sie noch mich und auch keinen Angestellten der Stadtwerke.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Kumar. »Und wer sind Sie?«
    »Weil dieser Jemand sich hier ohne Licht bewegt. Special Agent Kimberley Reynolds, FBI.«
    Kumar streckte über meine Schulter hinweg seine Hand aus, und Reynolds schüttelte sie. »Ich hab noch nie einen FBI-Agenten getroffen. Wen jagen Sie?«
    »Das weiß sie nicht«, sagte ich.
    »Wenn wir uns nicht beeilen, verlieren wir ihn«, sagte Reynolds. »Wer auch immer es ist.«
    Also jagten wir weiter, weil hier jemand vor uns davonrannte und man das bei der Polizei dann halt so macht – offenbar selbst beim FBI. Ich stellte aber klar, dass ich nach der Jagd gern ein paar Erklärungen hätte. »Zum Beispiel, warum Sie überhaupt hier runtergestiegen sind.«
    »Später«, sagte Reynolds durch zusammengebissene Zähne und platschte vorneweg.
    Wenn ich »Jagd« sage, muss man bedenken, dass beim Waten in knietiefem eiskaltem Wasser ein gewisses Tempolimit besteht, ganz zu schweigen davon, wie verdammt anstrengend es ist.
    Als Reynolds anfing zu stolpern, überredeten wir sie, hinter mir zu gehen und sich an meinem Gürtel festzuhalten, so dass ich sie halb mitzog. Wir waren zu sehr außer Atem, um viel zu reden, und als wir nach ein paar hundert Metern eine scharfe Kehre erreichten, musste ich um eine Verschnaufpause bitten.
    »Verdammt«, sagte ich. »Den kriegen wir nicht mehr.«
    Reynolds zog eine Grimasse, war aber zu sehr außer Puste, um zu widersprechen.
    Hier nahm der Kanal kurzfristig doppelte Breite an. Auf halber Höhe der Wände platschte aus feuchten Öffnungen zwischen den Ziegeln periodisch eine Flüssigkeit hervor. Insbesondere unter einer der Öffnungen hatte sich ekelerregendes gelblichweißes Zeugs angesammelt.
    »Igitt, das ist nicht wahr, oder?«, stöhnte Reynolds schwach.
    »Was meinen Sie denn, was das ist?«, fragte ich.
    »Bratfett, glaube ich.«
    »Ich glaube auch«, sagte ich. »Willkommen in den weltberühmten Tropfschleimhöhlen von London – eine unserer Hauptattraktionen. Riecht ein bisschen wie eine Kebabbude, was?«
    »Da wir die unbekannte Zielperson des FBI ja wohl verloren haben«, sagte Kumar, »gehen wir nun weiter oder zurück?«
    »Sind Sie sicher, dass Sie jemanden gesehen haben?«, fragte ich Reynolds.
    »Ganz sicher.«
    »Dann lassen Sie uns wenigstens herausfinden, wohin der Gang führt. Ich will hier nämlich nicht noch mal runtersteigen müssen.«
    »Amen«, sagte Reynolds.
    Wir arbeiteten uns weiter durch das Abwasserrohr, dessen Durchmesser allmählich schrumpfte, so dass ich schließlich gebückt gehen musste. Ich hatte auch den Verdacht, dass das Wasser stieg, wobei das wegen der schrumpfenden Dimensionen schwer zu sagen war. Um ehrlich zu sein, ich glaube, wir gingen hauptsächlich aus völlig deplatziertem Bravourgehabe weiter, aber als wir die nächste Abzweigung erreichten, war uns jede Entschuldigung recht. Ein Kanal führte weiter geradeaus, der zweite bog nach rechts ab. Beide waren gleichermaßen eng und voller brauner Soße.
    Und links daneben befand sich die letzte Versuchung des Peter Grant – ein knapp meterbreiter Schlitz in der Wand, in den sich eine Treppe nach oben schmiegte.
    »So sehr ich es liebe, kniehoch in

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