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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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bassbetonte Musik braucht, aber Various Artiz waren dafür berüchtigt, dass sie ein Schema-F-Stück nach dem anderen produzierten – für eine Band, die in den Clubs auftrat, waren sie so hart am Mainstream, dass sie Gefahr liefen, demnächst in Radio Two gespielt zu werden.
    »Schauen Sie nicht mich an«, sagte Kumar zu Reynolds. »Als ich jung war, gab’s weit und breit nur Jungle.«
    »Klingt, als ob sie Englisch singen«, murmelte Reynolds. »Trotzdem …«
    Ich hämmerte an die Tür, bis mir die Knöchel wehtaten.
    »Das funktioniert ja prächtig«, sagte Reynolds, die auf und ab hüpfte, um sich warm zu halten.
    Ich nahm meinen Helm und donnerte ihn gegen die Tür.
    »Sie sollten sich ausziehen«, sagte Kumar zu Reynolds.
    »Sehr witzig.«
    »Wir müssen Ihre Kleider wenigstens auswringen.«
    Während Reynolds ihren Widerwillen zum Ausdruck brachte, sich an einem öffentlichen Ort zu entblößen, hieb ich den Helm noch ein paarmal gegen die Tür. Wenn es sein muss, kann ich ein Fahrradschloss oder ein Vorhängeschloss zum Zerspringen bringen. Glaubt man Nightingales Kriegsstorys, kann er ein Loch in zehn Zentimeter gehärteten Stahl brennen. Aber das hatte er mir noch nicht beigebracht. Ich untersuchte die Türangeln und fragte mich, ob sie einen vielversprechenden Schwachpunkt darstellten.
    Ich beschloss, es schnell zu tun, in der Hoffnung, dass Reynolds zu abgelenkt war, um es richtig mitzukriegen. Hastig ging ich die Formae mehrmals im Geiste durch, um die Reihenfolge zu verinnerlichen: Lux aestus scindere . Aestus , eine Verstärkung von Lux , beherrschte ich zwar noch nicht gerade brillant, aber ich wollte jetzt wirklich unbedingt aus diesen Tunneln raus.
    »Beten Sie?«, fragte Reynolds.
    Mir wurde bewusst, dass ich die Forma leise vor mich hin gemurmelt hatte, Nummer sechs auf Nightingales Liste meiner schlechten Angewohnheiten.
    »Ich glaube, er überlegt sich einen Zauberspruch«, sagte Kumar.
    Ich nahm mir vor, nachher ein ernstes Wort mit ihm zu reden, und ignorierte zähneknirschend Reynolds’ Frage, was genau »Zauberspruch« hier bedeuten sollte.
    Gleich würde sie es ja mitbekommen.
    Ich holte Luft und bereitete die Forma vor – schweigend.
    Da öffnete sich die Tür, ein weißer Junge streckte denKopf heraus, sah uns und fragte, ob wir vom Wasserwerk seien.
    Gott sei Dank, dachte ich.
    Das Werkzeug des Herrn hatte einen nackten Oberkörper und um die Hüften ein knalloranges Sweatshirt gebunden, unter dem seine weiten neonblauen Shorts halb verschwanden, um seinen Hals baumelte eine Trillerpfeife, und das sandblonde Haar klebte ihm schweißnass an der Stirn. Seine Muskeln waren noch nicht ganz aus dem Babyspeck herausgetreten; ich schätzte ihn auf etwa fünfzehn, sechzehn. Automatisch warf ich einen Blick auf die Flasche in seiner Hand, ob sie Alkohol enthielt, aber es war anscheinend nur Wasser. Eine Woge feuchtwarmer Luft schlug uns aus der Tür entgegen, gesättigt mit dem hämmernden Beat von Various Artiz, die sich alle Mühe gaben zu beweisen, dass es möglich war zu tanzen, bis einem auch der letzte Rest Gehirn aus den Ohren heraussickert.
    Ich überlegte, ob ich ihm meinen Dienstausweis zeigen sollte, beschloss dann aber, nicht zu riskieren, dass er uns die Tür wieder vor der Nase zuschlug.
    »Ja, wir kommen wegen der sanitären Anlagen.«
    »Okay«, sagte er, und wir traten ein.
    Es war ein weiterer doppeltbreiter Tunnel, aber der hier war zu einem Club umfunktioniert worden, mit einer professionellen Lichtbühne über dem Tanzboden und einer Bar entlang einer der Wände. Wir waren weit genug von der Soundanlage entfernt, dass man sich noch unterhalten konnte, weshalb unser spärlich bekleideter Freund auch überhaupt unser Klopfen bemerkt hatte. Eine Nässespur hinter uns herziehend, schlenderten wir durch einen schummrig beleuchteten Bereich voller Sofas, Sessel undkuschelnder Pärchen zur Tanzfläche, auf der größtenteils weiße Clubbesucher sich größtenteils im Takt der Musik bewegten. Haufenweise puschelige Stulpen, fluoreszierende Lycrashorts und Neckholder-Tops hüpften im Schwarzlicht herum, aber trotz der entblößten Bauchnabel und der knappen Hot Pants hatte das Ganze etwas von Schuldisco. Vielleicht deshalb, weil hier niemand so aussah, als dürfe er schon wählen.
    »Da sind wohl von irgendwem die Eltern übers Wochenende verreist«, sagte Reynolds. »Ich glaube, ich bin overdressed.«
    Die Menge begriff schnell, dass wir nicht die Kabaretteinlage waren, und wich

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