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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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nicht.«
    Irgendwann, als ich gerade mal wieder aus den Wellen auftauchte, erhaschte mein Blick einen grauen Schimmer. Ich öffnete den Mund, um »Tageslicht!« zu rufen und wünschte im nächsten Moment, ihn zugelassen zu haben, als mir eine Ladung verdünnte Jauche in den Mund schwappte.
    Es war wieder eine Abzweigung, und daneben war eine Nische mit einer Leiter. Ich streckte den Arm danach aus – und wurde vorbeigespült, die Finger nur Zentimeter vom Metall entfernt. Mein Fuß stieß unter Wasser gegen etwas, das so hart war, dass ich herumgerissen wurde, und das erste olympische gemischte angloamerikanische Kanalisationsrodelteam der Welt brach auseinander.
    Ich wurde gegen etwas geschleudert, das immerhin senkrecht war und aus Metall bestand, und dann schloss sich etwas um meinen Fußknöchel.
    »Halten Sie sich fest«, schrie ich.
    »Ja«, keuchte Reynolds. »Und Kumar hält sich an mir fest.«
    »Gut«, sagte ich. »Ich hab nämlich, glaub ich, eine Leiter gefunden.«

20
Holland Park
    In absoluter Dunkelheit tut man alles sehr langsam und vorsichtig, vor allem, wenn man sich gerade fast an einem Betonträger den Schädel aufgeschlagen hätte. Am oberen Ende der Leiter angekommen, tastete ich also sehr bedächtig meine Umgebung ab. Offenbar war es wieder eine Bodenluke. In keiner Richtung gab es irgendein Licht.
    Ich beschwor ein Werlicht. In seinem Schein wurde deutlich, dass ich mich in einer rechteckigen Kammer mit Betonwänden befand. Am anderen Ende war ein dunkler Durchgang.
    »Da ist ein Licht«, sagte Reynolds unter mir.
    »Einen Moment«, bat ich und klebte das Werlicht mit Hilfe von Scindere an die Decke in der Hoffnung, dass Reynolds es für eine Glühbirne halten würde. Dann kletterte ich aus der Luke auf den rauen Zementboden, damit sie mir nachkommen konnte.
    »Na endlich«, sagte sie.
    Ich streckte ihr die Hand hin und half ihr heraus. Sie zitterte, und ihre Hände waren blaugefroren. Sie kroch von der Luke weg und legte sich schwer atmend auf den Rücken. Kumar kam hinterher, stolperte zwei Schritte weiter und ließ sich erschöpft zu Boden fallen.
    »Ein Licht«, sagte Reynolds und starrte an die Decke. »Gott sei Dank.«
    Unter uns hörte man weiter das Wasser rauschen.
    Behutsam öffnete ich meinen Overall und befühlte meine Brust. Die Metvest war noch intakt, aber im Nylonüberzug waren drei Löcher mit ausgefransten, geschwärzten Rändern, wie Brandlöcher von Zigaretten. Etwas fiel herunter und prallte mit hellem Klang vom Boden ab. Ich hob es auf. Es war eine Pistolenkugel.
    »Erstaunlich«, sagte Reynolds, die sich aufgesetzt hatte. Sie streckte die Hand aus, und ich ließ das Geschoss hineinfallen. »Neun Millimeter. Und kaum verformt. Sind Sie sicher, dass es das war, was Sie getroffen hat?«
    Ich tastete meine Brust ab und zuckte zusammen. »Ziemlich sicher.«
    »Sie muss unter Wasser geraten und abgebremst worden sein.«
    Es fiel mir erstaunlich leicht, ihr nicht zu erzählen, dass die Bremswirkung mit weit größerer Wahrscheinlichkeit von meinem magischen Kraftfeld gekommen war.
    »Ich frage mich, was mit unseren Lampen passiert ist«, sagte Kumar. Er hatte seine aus der Verankerung am Helm gelöst und ließ sie hinten aufschnappen.
    »Vielleicht waren sie doch nicht so wasserdicht, wie wir dachten«, sagte ich.
    Kumar musterte die Lampe mit gerunzelter Stirn. Aber LED-Lampen sieht man nun mal nicht an, ob sie kaputt sind oder nicht. »Ist mir noch nie passiert.« Er warf mir einen misstrauischen Blick zu.
    Ich sah weg und bemerkte, dass Reynolds noch immer zitterte. »Ist Ihnen kalt?«
    »Und wie. Warum frieren Sie überhaupt nicht?«
    Ich erklärte ihr, dass wir Neoprenanzüge trugen.
    »Die gab es im Second-Hand-Shop der Botschaft nicht. Da hatten sie nur gebrauchte Marines-Tarnkleidung.«
    Ich hätte gern endlich erfahren, was sie dazu bewogen hatte, in die Kanalisation zu steigen, aber sie war jetzt sehr bleich. Ich kenne mich mit der Öffentlichkeitsarbeit der Metropolitan Police nicht übermäßig gut aus, aber ich hatte den starken Verdacht, dass vom PR-Standpunkt aus eine tote FBI-Agentin weit unangenehmer war als eine lebendige.
    »Wir müssen Sie dringend ins Trockene bringen. Wo ist Ihr zweiter Mann?«
    »Mein was?«
    »Sie sind doch beim FBI. Die haben immer ein Unterstützungsteam.«
    »Die Zeiten sind hart. Personaleinsparungen überall.« Aber sie wandte den Blick ab.
    Aha, dachte ich. In diesem Film sind wir also gelandet – Heldin wird von Bürokraten und

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