Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
schon gesagt. Bis dann, Anthony.«
Ich ging die Straße so schnell hinunter, wie es meine Absätze erlaubten, während mir auffiel, dass ich allmählich wirklich zu Jessica Wiiild wurde.
»Jess?« Erschrocken sah ich auf und blieb stehen. Max. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich nur wenige Meter vom Eingang zu Milton Advertising entfernt war.
»Hi, Max. Kommst du jetzt erst aus dem Büro?« Ich hätte selbst an diesem Abend arbeiten müssen, schoss es mir durch den Kopf. Ich war mit unserem Projekt Handtasche immer noch nicht richtig vorangekommen, und vielleicht war es – global gesehen – auch wichtiger als Projekt Hochzeit . Unter anderem auch deshalb, weil Projekt Handtasche eine ernsthafte Chance auf reellen Erfolg versprach.
Max nickte. »Und du? Ich dachte, du bist mit Anthony unterwegs.« Seine Miene verriet nichts.
»Das war ich auch. Ich …« Ich zuckte die Achseln. »Na ja, und dann ist ein Mädchen namens Tamara aufgetaucht. Sie gehen zu einer Party«, erklärte ich mit kaum überhörbarer Verärgerung in der Stimme.
»Ah, Tamara.« Max nickte wissend. »Groß, dumm und nervtötend?«
Ich grinste. »Du kennst sie also?«
»Ja. Ich kann gut nachvollziehen, wieso du nicht geblieben bist. Anthonys Wahl seiner Freunde war schon immer ziemlich fragwürdig.«
»Aber du bist doch sein Freund«, wandte ich ein.
»Mag sein«, räumte er ein, wollte auf dieses Thema aber offensichtlich nicht näher eingehen. Stattdessen lenkte er ab und sah mich neugierig an. »Und wohin gehst du jetzt? Nach Hause? Soll ich dich zur U-Bahn begleiten?«
Ich starrte verunsichert zurück. Max und ich hatten in letzter Zeit kaum ein Wort gewechselt. Nicht seit ich angefangen hatte, mit Anthony auszugehen. Nicht seit ich zu dem Schluss gelangt war, dass er von der Arbeit besessen und kompliziert war also. »Klar«, sagte ich. »Danke.«
Wir gingen los. Augenblicklich breitete sich Schweigen zwischen uns aus. Verlegenes Schweigen.
»Und wie läuft es mit dem Projekt?«, erkundigte sich Max nach ein paar Sekunden.
» Projekt Handtasche ? Oh, prima«, erwiderte ich und konnte den Trotz in meiner Stimme nicht unterdrücken. In Wahrheit hatte ich mich seit Tagen kaum mehr damit auseinandergesetzt. Ich war viel zu beschäftigt mit meinem Wechselbad-Spielchen und der Entgegennahme von »Seans« Geschenken gewesen.
»Sehr gut.«
Wir gingen weiter. Die Spannung wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. Endlich erreichten wir die U-Bahn-Station.
»Kommst du … nicht mit?«, fragte ich.
Max schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde …« Er deutete vage auf die Straße, worauf ich nickte.
»Okay, also, dann sehen wir uns morgen«, sagte ich und versuchte zu lächeln.
»Ja«, bestätigte Max, runzelte jedoch unwillkürlich die Stirn. »Es sei denn …«
»Es sei denn was?« Ich sah zum Drehkreuz hinüber, dann wieder zu ihm.
»Es sei denn, du willst noch etwas trinken gehen«, sagte er unvermittelt. »Sofern du nicht nach Hause musst. Ich meine, es muss ja nicht lange sein, wenn du noch etwas anderes …«
Ich dachte kurz nach. »Nein, überhaupt nicht. Das würde ich sogar sehr gern tun. Was trinken gehen, meine ich.«
»Gut!« Max' Züge erhellten sich. »Das ist … gut.«
»Nur eines noch«, sagte ich und trat von einem Fuß auf den anderen.
»Ja?« Max' Miene wurde wieder ernst.
»Macht es dir etwas aus, wenn wir kurz im Büro vorbeigehen, damit ich mir andere Schuhe anziehen kann? Diese Absätze bringen mich noch um.«
»Natürlich.« Max schien sehr erleichtert zu sein. »Ich habe nie verstanden, wieso Frauen diese Dinger tragen.«
»Sie lassen die Beine länger wirken«, erklärte ich, als wir kehrtmachten.
»Aber deine Beine sind doch lang genug«, meinte er, fing meinen Blick auf und wurde rot. »Zum Gehen, meine ich«, fügte er sofort hinzu. »Eine perfekte, praktische Länge. Finde ich zumindest … Was ich damit zu sagen versuche, ist, dass deine Beine …«
»Danke, Max«, sagte ich lächelnd und humpelte die Straße entlang, »ich verstehe schon, was du sagen wolltest. Also, wohin sollen wir gehen?«
»Um die Ecke ist ein netter Pub.« Ein Lächeln glitt über seine Züge. »Es ist nichts Besonderes, aber die zapfen ein erstklassiges Bitter.«
»Bitter?«, wiederholte ich und zog grinsend eine Braue hoch. »Ist das nicht etwas, was nur altmodische, komische Käuze trinken?«
»Ja, genau das tun wir«, bestätigte er. »Und wie sieht es mit dir aus? Ist Bitter etwa nicht gut genug für
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