Ein Zirkus für die Sterne
Hand. »Lippe und ich haben eine Meinungsverschiedenheit. Er behauptet, daß Knopf Fauglia die Nummer in Brighton abgezogen hat, ich behaupte aber, du warst es.«
Quack Quack wandte sich Lippe zu. »Tut mir leid, Lippe, aber das war ich.«
Stromlippe blickte finster zu Motormund hinüber. »Scheint, daß ich’s durcheinander gekriegt habe. Vielleicht könntest du mein Gedächtnis auffrischen?«
Der Presseagent starrte wieder auf die Spindwand. »Das war vor ein paar Jahren, oder nicht? Noch bevor ich in der Politik war, und bevor ich für diese Werbefirma in Chicago gearbeitet habe. Ich bin mit der Bull-Show aus Glasgow gereist, und wir saßen in Brighton fest. Das heißt, wir hatten keinen einzigen Pfennig mehr. Direktor Bullard war kurz davor, die Truppe aufzulösen, weil wir seit drei Abenden praktisch nur für uns selbst gespielt hatten. Sonst blieb Bullard gewöhnlich zwei bis drei Wochen an einem Platz, wie es üblich war.
Wie auch immer, es gab kein Publikum. Der Direktor kommt bei mir an und sagt, wir müssen die Leute ins Zelt kriegen – entweder das, oder alles ist im Eimer. Also hab’ ich ein bißchen darüber nachgedacht. Ich hab’ die üblichen Pressemitteilungen an die Lokalzeitungen verteilt, aber ein Redakteur nimmt nur dann Presseerklärungen von einem Zirkusagenten, wenn er sonst absolut nichts zu drucken findet. Vielleicht erinnert ihr euch – es war ungefähr zu der Zeit, als Nordirland wieder in Flammen aufging und schließlich Teil der Republik wurde. Die Zeitungen zerrissen sich deswegen in der Mitte, und wir hätten den ganzen Zirkus niederbrennen können, ohne eine gedruckte Zeile zu bekommen.«
Motormund nickte. »Das sind harte Zeiten, stimmt. Hatte selber ein paar mit der Alten in Peoria. Was hast du gemacht?«
Quack Quack rieb sich am Kinn. »Also, ihr wißt, der Trick ist, ein paar Spalten in der Zeitung zu kriegen, ohne daß die Redakteure es merken. Sie sind immer auf der Lauer nach Sensationen, und man muß ein fixer Junge sein, um ihnen zuvorzukommen. Ich hatte also eine kleine Unterhaltung mit Haarspalter O’Toole. Er war ein Kunstschütze, der bei uns die Elefanten versorgte, solange wir in England waren. Damals, im alten England, wären die Leute nicht übermäßig begeistert gewesen, wenn wir mit einem Schützen mit Namen O’Toole Reklame gemacht hätten – ihr versteht sicher, was ich meine.
O’Toole hatte Verwandte oben in Irland, und er hängte sich ans Telefon, um einen Plan auszuhecken. An jenem Nachmittag fiel es zufällig der Polizei ein, eine Razzia zu machen und die Bull-Show lahmzulegen. Scheint, daß die IRA uns beschuldigte, Spione zu sein, und daß die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen sollte. Die störten sich nicht weiter daran, daß es vier Jahre her war, seit die Bull-Show durch Irland gezogen war. Keiner nahm das zur Kenntnis oder wollte es zur Kenntnis nehmen. Das erste war ein lautstarker Leitartikel in einer Brightoner Zeitung, der zusammen mit einer Story erschien. Daraufhin gab Direktor Bullard eine Pressekonferenz, wo er Hohn und Spott über die Schufte abließ, die eine harmlose Show angriffen.
Also, bevor er sich’s versah, hatten wir die Unterstützung der gesamten Einwohnerschaft, und nachdem im Parlament ein paar Reden gehalten worden waren, standen zwei Regimenter Wache bei uns, und Eintrittskarten kauften sie obendrein.« Quack Quack schüttelte den Kopf. »Von da an war die Tournee ein Erfolg. Die Geschichte eilte uns voraus, schwoll mit jedem Kilometer an und gab jedem Lokalredakteur Gelegenheit dazu, sich über sein bevorzugtes patriotisches Thema Luft zu machen. In der folgenden Saison reisten wir durch die Republik und haben die Geschichte ein wenig umgedreht. Dasselbe
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