Ein Zirkus für die Sterne
Er wußte genug, um an unseren Monitoren und Sicherheitsschaltungen vorbeizukommen, als er die Röhren aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Er mußte wissen, daß er sterben würde, wenn er länger als zehn Sekunden dort bleiben müßte, wo man ihn gefunden hat. Ich glaube nicht, daß er so weit gegangen wäre ohne die Überzeugung, daß auch unsere Stunde geschlagen hat.«
O’Hara nickte und fuhr sich über die Augen. »Ich verlasse die Brücke für ungefähr eine halbe Stunde, Pirat.«
»Wo sind Sie – für den Fall, daß wir Sie brauchen?«
Der Direktor ließ die Hand sinken. »Ich bin in den Familienquartieren und sage … also, ich muß es ihnen beibringen.« Langsam drehte er sich um und ging von der Brücke.
Pirat gab einen neuen Code ein, und auf dem Bildschirm erschien eine Übersichtszeichnung der Baraboo.
»Irgendwo dort drinnen hat der alte Karl noch ein paar Überraschungen für uns.«
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Bordbuch, O’Hara’s GreaterShows 15. April 2148
Unterwegs zum Sternensystem 9-1134. Die Treibstofftanks für Impuls- und Manöverantrieb sind geplatzt. Haben trotz allem noch Vorwärtsschub von 6000 kps relativ zu 9-1134, werden aber Vorwärts- sowie Manöverantrieb für Kurskorrekturen brauchen, um die Umlaufbahn zu erreichen, immer unter der Voraussetzung, daß es etwas mit einer Umlaufbahn gibt. Sauerstoff-Regenerationssystem ist sabotiert, reduziert Kapazität auf zwanzig Prozent. Wasserwiederaufbereiter ist sabotiert, alle Funkverbindungen nach draußen sind abgeschnitten …
Knochenbrecher Bob Naseby, der Schiffsarzt, sah über Karl Arnheims verkohlte Leiche hinweg den Direktor an. O’Hara betrachtete den Körper, und sein Gesicht spiegelte die vielen unbeantworteten Fragen wider, die ihn quälten. Er sah den Doktor an. »Knochenbrecher, warum hat er das gemacht? Wir sind nichts im Vergleich zu A&BCE, und er hätte jeden Fachmann anheuern können, den er wollte, um dieses Schiff zu erledigen. Er besaß alles. Warum hat er das gemacht?«
Knochenbrecher sah auf die Leiche nieder – warum hatte er es getan? »Manche Leute glauben, sie hätten alles unter Kontrolle. Macher und Aufrührer.« Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, daß Sie seinen Glauben daran erschüttert haben. Er hat drei Jahre lang wie auf Kohlen gesessen, seit der faule Trick, den er uns auf Mystienya gespielt hat, schiefgegangen ist. Das ist das eine, und dazu kommt, daß Karl ein kranker Mann war. Die Untersuchung seines Gehirns, die ich vorgenommen habe, hat einen Tumor am Vorderlappen gezeigt.«
»Er war verrückt?«
»Nun – das mag eine Anschauungsweise sein. Der Tumor ist klein, doch ich bin überzeugt, daß er sein Benehmen beeinflußt hat. Wenn er in ärztlicher Behandlung gewesen wäre, hätte es ihn drei Tage Krankenhaus gekostet, um ihn loszuwerden.« Er blickte die Leiche an. »Zuerst aber hätte er sich eingestehen müssen, daß irgend etwas die Kontrolle über ihn besaß – und dann hätte er die drei Tage finden müssen.«
O’Hara nickte und lächelte. »Nicht Karl Arnheim. Er hätte eher sein linkes Bein als einen Tag seiner Zeit geopfert.«
»Und jetzt kontrolliert er gar nichts mehr.«
O’Hara runzelte die Stirn. »Verlaß dich nicht darauf. Die Luft wird allmählich so dick, daß man sie schmecken kann, und wir sind immer noch nicht dahintergekommen, wie wir manövrieren sollen, wenn wir endlich das Sternensystem erreichen – falls wir es erreichen.« Er nickte der Leiche zu. »Karl hat uns immer noch in der Gewalt – jedenfalls im Augenblick.«
Jon Norden trat in die Krankenstation, nickte Knochenbrecher zu und wandte sich an O’Hara. »Wir haben ein Problem. Wir haben rausgefunden, wie man die Maschinen
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