Ein Zirkus für die Sterne
machten wir im Norden. Im Norden war die IRA hinter uns her oder die Briten, je nachdem, in welcher Stadt wir waren. In der Republik saßen uns die Ulstermen im Nacken, dann ging’s nach England zurück, wobei wir wieder die IRA auf den Fersen hatten. Wir haben diesen Trick drei Spielzeiten lang benutzt, bevor die Zeitungen endlich begriffen, wessen Fahne sie hochhielten.«
Motormund legte den Kopf auf die Seite. »Quack Quack, die Truppen da drüben – man sagte zu einer Zirkustruppe auch ›fahrendes Volk‹ oder ›Schausteller‹, stimmt’s?«
»Ja – mir hat das immer gefallen, wie sie drüben die Jobs genannt haben. Zeltmeister nennen sie den Zeltboß, und die Zeltarbeiter heißen Tschechen.«
Motormund runzelte die Stirn. »Warum?«
»In der Tschechoslowakei gab es eine Stadt, die nichts anderes tat, als Zeltarbeiter für die europäischen Zirkusse hervorzubringen. Also nannte man sie Tschechen.« Der Presseagent fragte Lippe: »Worüber denkst du nach?«
Lippe sah mit einem Lächeln auf; sowohl seinen Magen als auch Quack Quacks Elend hatte er vergessen. »Ich hab’ gehört, wie du mal einen Ausdruck benutzt hast, den ich manchmal beim Direktor gehört habe. Im Karren.«
Quack Quack nickte. »Schwierigkeiten haben. Die Truppen drüben haben ihn gebraucht.«
»Möchte wissen, wie diese Bedeutung zustande kam.«
Der Presseagent schürzte die Lippen: »Ich glaube, er stammt aus den Tagen des Schwarzen Todes. Sie zogen damals Karren durch die Straßen, um … nun, um die Pesttoten einzusammeln. Sie riefen: ›Bringt die Toten‹, und dann hat man seine Frau, seinen Vater oder wer immer während der Nacht gestorben war hinausgeschleppt … wenn du also im Karren bist …«
Motormund sagte zu Stromlippe: »Das war toll, Lippe. Ich möchte beinah sagen, inspiriert!«
Lippe verzog das Gesicht. »Tut mir leid.« Lippe bemerkte, daß Motormund grün anlief. »Motor, was ist mit dir?«
»Hol mir … einen Eimer!«
Am anderen Ende des Schlafraumes lag Wiesel, Inhaber der Saftladenlizenz, festgebunden auf seiner Koje und leckte sich über die trockenen Lippen. Er träumte von unermeßlich großen Seen, voll mit kühlem, klarem Wasser. Er spürte, wie ihn eine Hand an der Schulter rüttelte, die Seen verschwanden, und er öffnete verdrossen die Augen. Schielauge Mike Ikona, der Quartiermeister, blickte zurück.
»Warum, zum Teufel, machst du das, Schielauge?«
Schielauge hielt ihm eine weiche Plastikflasche mit einer rosa Flüssigkeit hin. »Hier. Etwas zu trinken.« Wiesel zog eine Braue in die Höhe. »Vergiß es. Das Zeug sieht viel zu sehr wie rosa Limonade aus.«
»Ist es auch. Wir haben fünfhundert Gallonen davon tiefgefroren im Gefrierraum des Schiffes gefunden.«
Wiesel schüttelte den Kopf. »Ich verkaufe es, aber ich trinke das nicht.«
»Du solltest aber. Es gibt nichts sonst, bis der Kondensor repariert ist.«
Wiesel starrte die Plastikflasche an. »Warum ist es in einer Ketchup-Flasche?«
»Willst du lieber durch die Kabine hinter dem Zeug herjagen? Komm schon und trinke, Freund; sie stammt aus dem Lager und ist brandneu!«
Wiesel nahm die Flasche, starrte sie einen Augenblick an, dann steckte er sich die Düse mit einer Grimasse in den Mund. Er drückte auf die weiche Flasche und schluckte. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, und er schnalzte mit den Lippen. »He, gar nicht mal so schlecht!«
Schielauge lächelte. »Du stellst ein gutes Produkt her, Wiesel. Wir schmelzen das Zeug in den Drucktöpfen; wir konnten nur deine Saisonzitrone nicht finden, also gibt’s keine Schwimmer.«
Wiesel saugte noch einmal an der Flasche und zuckte mit den Schultern. »Ach, zum Teufel, Schielauge!« Er langte unter sein Kissen und brachte eine hellgelbe Zitrone zum Vorschein. »Die hätte
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