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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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Kuh­stall lau­fen, mel­ken und die Fut­ter­ver­tei­lung über­wa­chen, die ein­zel­nen Ta­ges­ver­rich­tun­gen der Farm vor­pro­gram­mie­ren und dann zu­rück ins Haus zu Tan­te Di­vas Ver­si­on ei­nes ge­sun­den Früh­stücks. Hat­te sie dann end­lich die letz­te in So­ja­si­rup ge­tauch­te So­jaschnit­te her­un­ter­ge­würgt, tauch­te auch schon En­ni­vaat, die Son­ne des Pla­ne­ten Dold­ra, am Ho­ri­zont auf.
    On­kel Chai­ne mit schüt­terem, er­grau­en­dem Bart, hin­ter dem sich sein vom Al­ko­hol ge­röte­tes Ge­sicht ver­barg, hät­te dar­auf­hin sei­nen Auf­tritt, und mit der All­tags­ar­beit gin­ge es jetzt ernst­lich los. Re­pa­rie­re den Schup­pen, ver­tei­le das Fut­ter für die Her­de, ver­giß nicht, die Roh­re der Milch­ma­schi­ne zu um­wi­ckeln, da­mit die ent­rahm­te Milch nicht ge­friert, hol Holz fürs Haus, geh und schauf­le den al­ten Kom­post­hau­fen weg, wir wol­len in die­sem Jahr ei­ne an­de­re For­mel aus­pro­bie­ren – und so wei­ter und so wei­ter.
    Ty­li ku­schel­te sich in die De­cke und ver­wünsch­te, was sie auf­ge­weckt hat­te. Sie ver­such­te, die Ge­dan­ken zu ver­trei­ben, und be­te­te, daß der Schlaf sie in ih­re Träu­me zu­rück­ver­set­zen mö­ge. Ein Klap­pern vor dem Fens­ter be­en­de­te die­se Hoff­nung. Sie warf die De­cke zu­rück, setz­te sich auf und sah zum Fens­ter hin­aus auf Emi­le Schö­nes Som­mer­spros­sen­ge­sicht, um­rahmt von ei­ner Ka­pu­ze und ei­nem Schal. Ty­li stieß das Fens­ter auf und wapp­ne­te sich ge­gen den eis­kal­ten Luft­zug. »Was fällt dir ein, Em? Ich muß doch erst in ei­ner Stun­de auf­ste­hen!«
    Emi­le grins­te und ent­hüll­te da­bei die Lücken, die sei­ne Vor­der­zäh­ne in Er­war­tung des zwei­ten Sat­zes ge­las­sen hat­ten. »Der Zir­kus, Ty­li. Der Zir­kus ist da!«
    »Na und?« Ty­li zog ei­ne Gri­mas­se vor ih­rem Freund und zuck­te mit den Schul­tern. Die Nachtru­he war da­hin. »Und wo ist er?«
    Emi­le dreh­te sich um und zeig­te in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Ty­li renk­te sich den Hals aus, um dort et­was zu ent­de­cken, wo­hin der un­be­hand­schuh­te Fin­ger ih­res Freun­des deu­te­te. In der Fer­ne, jen­seits des Grenz­zauns von On­kel Chai­nes Be­sitz, scharf sich ab­he­bend vor dem stump­fen Oran­ge des Mor­gen­him­mels, wa­ren die Wa­gen. Kut­scher mit vor Käl­te hoch­ge­schla­ge­nen Kra­gen zo­gen die Schul­tern ein ge­gen die Nacht. Die schwe­ren Kalt­blü­ter, die die Wa­gen zo­gen, sand­ten Dampf­wol­ken em­por, wäh­rend ih­re großen Hu­fe auf dem ge­fro­re­nen Bo­den klap­per­ten. Die Schrift auf den Wa­gen war noch nicht zu er­ken­nen, doch je­der un­ter zwan­zig auf Dold­ra wuß­te, was da stand: O’Ha­ra ’s Grea­ter Shows – The Gre­at One.
    »Los, Ty­li, sie wer­den bald weg sein.«
    Ty­li zog sich vom Fens­ter zu­rück und such­te in der Dun­kel­heit nach ih­ren Klei­dungs­stücken. Sie zog sich an. Sie fuhr in ihr ge­füt­ter­tes Hemd, steck­te die Fü­ße in die Stie­fel und schloß den Reiß­ver­schluß. Sie stopf­te das Hemd fest und lang­te hin­ter die Tür, wo ihr Par­ka hing. Wenn die Son­ne erst über dem Ho­ri­zont stand, war es zu warm für den Man­tel, doch bis da­hin war er nö­tig. Sie ver­sie­gel­te den Par­ka, stell­te sich auf das Bett und öff­ne­te weit das Fens­ter. Die Hän­de auf das Sims ge­stützt, schwang sie sich dar­über hin­weg und kam auf dem ge­fro­re­nen Bo­den zum Ste­hen. Sie griff nach oben und zog das Fens­ter zu. »Laß uns ge­hen.«
    Die bei­den rann­ten an den Zaun und blie­ben dort ste­hen, um die Wa­gen zu be­trach­ten. Aus der Nä­he konn­te man die Auf­schrif­ten le­sen und auch die Bil­der von Ti­gern, Lö­wen, Clowns, Flie­gen­den Men­schen, Fah­nen, Ele­fan­ten, Schlan­gen, Pfer­den und Rei­tern se­hen. Un­ter den Bil­dern dreh­ten sich die bun­ten Rä­der, und ih­re stäh­ler­nen Kan­ten knirsch­ten über den Kies.
    »Ach, Ty­li, sind sie nicht wun­der­bar?«
    Ei­ner der Wa­gen fuhr ne­ben den bei­den auf, der Kut­scher sah auf sie hin­ab und nick­te. »Ihr Jungs wollt wohl auch die Show se­hen? Wir wer­den noch vor Mit­tag auf un­se­rem Platz in Kup­fer­stadt sein.«
    Emi­le

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