Ein Zirkus für die Sterne
Spielzeltes.
10
Der Stationsbeamte der Polizeiwache von Kupferstadt blickte zu dem Besucher auf. Die sauberen Hände und der geschniegelte Zwirn deuteten darauf hin, daß der Bursche von außerhalb des Planeten stammte. »Was wollen Sie hier?«
»Mein Name ist Tensil …«
»Oberwachtmeister Sarrat.«
Der Besucher lächelte. »Oberwachtmeister Sarrat, ich bin hier, um mich mit Ihnen über den Zirkus zu unterhalten.«
Der Beamte zuckte mit den breiten Schultern. »Was soll damit sein? Und wie heißen Sie?«
Der Mann ließ sich auf einem Stuhl nieder. »Vergeben Sie mir, Oberwachtmeister. Mein Name ist Franklin Tensil. Ich bin hier als Repräsentant des Zirkus Arnheim & Boon.«
Sarrat neigte den Kopf zur Seite. »Der Name von diesem Verein hier in Kupferstadt ist O’Hara’s Greater Shows.«
Tensil nickte und grinste. »Natürlich, natürlich. Nun, ich bin überzeugt, daß Sie verstehen, wie der Ruf von einem Zirkus jeden anderen Zirkus angeht …«
»Machen Sie schon, Tinsel.«
»Tensil. Tenssill.« Der Mann lächelte. »Sie wissen vielleicht nicht, daß O’Hara beim Errichten seines Zeltes Kinder arbeiten läßt.«
Sarrat zuckte mit den Schultern. »Jeder auf Doldra nimmt Kinderarbeit in Anspruch. Nach der Revolution gab es nicht genügend Erwachsene. Die Bevölkerungszahl Doldras ist sehr klein, Tinsel.«
Der Mann ließ den Fehler durchgehen. »Ja, aber was würde passieren, wenn sich ein paar von diesen Kindern O’Hara anschließen wollten?«
»Das hier ist kein Gefängnis, Tinsel. Was soll das?«
Tensil zuckte mit den Schultern. »Nun, wenn die Show Doldra verläßt, wird sie die Kinder mitnehmen …«
»Nein! Niemand unter achtzehn verläßt Doldra.«
Tensil lächelte. »Nichtsdestoweniger bin ich überzeugt davon, daß einige es versuchen werden. Wenn Sie die Show überprüfen würden und …«
»Kommen Sie zur Sache.«
Tensil nickte. »Ich sehe, daß die Polizeibehörden auf Doldra viel hochentwickelter sind, als man sie sonst auf ländlichen Planeten antrifft. Zweifellos hat das mit Ihren früheren Erfahrungen mit dem Gesetz zu tun.« Tensil rieb sich das Kinn, langte in seine Tasche und zog eine Brieftasche hervor. »Oberwachtmeister, ich bin bevollmächtigt, Ihnen eine gewisse Geldsumme im Austausch für gewisse Dienste anzubieten.«
»Wieviel?«
»Direkt und ohne Umschweife! Das gefällt mir. Ich will nicht um Pfennige und Groschen feilschen – meine Vollmacht reicht bis zu einem Angebot von fünfhunderttausend Credits.«
Sarrat hob die Augenbrauen: »Ich verstehe. Und was muß ich tun, um diese Summe zu verdienen?«
Tensil beugte sich händereibend vor. »Die Show in Kupferstadt – sie muß ein für allemal lahmgelegt werden. Die Gesetze auf Doldra sind streng und die Strafen hart. Machen Sie die Gesetze ausfindig, die von O’Hara gebrochen werden, und dann …«
»Dann machen wir den sprichwörtlichen kurzen Prozeß.«
Tensil grinste. »Genau.« Er streckte seine Hand aus. »Abgemacht?«
Sarrat erhob sich, lehnte sich über seinen Schreibtisch und schlug Tensil mit ausgestreckter Hand ins Gesicht, daß dieser in den hinter ihm stehenden Schreibtisch fiel. Bei dem Lärm kam ein weiterer Polizist in den Raum. Sarrat deutete auf Tensil und sagte: »Fesseln Sie ihn!«
Der Beamte zog Tensil auf die Füße, wirbelte ihn herum und legte seine Handgelenke in Handschellen und Ketten. Darauf stieß der Beamte Tensil vorwärts, bis dieser zitternd vor Sarrats Schreibtisch stand. »Oberwachtmeister, ich … ich verstehe nicht!«
»Herr Tensil, ich werde Ihnen jetzt eine Lektion in der Behandlung und Vorbeugung von Verbrechen erteilen. Aus zwei Gründen haben wir sehr wenig davon auf Doldra: wegen der Gewißheit
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