Ein Zirkus für die Sterne
runzelte die Stirn. »Willst du nicht auf Entenfuß warten?«
Diane schüttelte den Kopf. »Bei dem Wind wird er mit dem Vertäuungstrupp beim Hauptzelt bleiben. Er wird nichts essen, bis er weiß, daß alles sicher ist.«
Tyli stocherte probeweise auf ihrem Teller herum, dann blickte sie Diane an. »Diane?«
»Was denn, Kind?«
Tyli nahm eine Gabel voll Essen in den Mund und redete darum herum. »Was hältst du von Entenfuß?«
Dianes Augenbrauen wanderten nach oben. »Warum – welch eine merkwürdige Frage!«
Tyli zuckte mit den Schultern. »Du sitzt immer bei ihm. Ich hab’ mir nur überlegt, warum.«
Diane ließ die Augenbrauen wieder runter und nickte. »Gibt es einen Grund, weshalb ich nicht mit ihm essen sollte?«
»Nein. Keinen Grund. Ich habe mir nur überlegt, was er dir bedeutet.«
Diane nickte. »Nun, ich sehe nicht viel von ihm, weil wir in verschiedenen Abteilungen der Show arbeiten, daher ist es manchmal schwer zu sagen. Deswegen betrachte ich das hier von Zeit zu Zeit, um mich zu vergewissern.« Diane zog ein goldenes Medaillon aus dem Ausschnitt ihres Kostüms und zeigte es Tyli. Das Mädchen runzelte die Stirn. »Entenfuß hat dir das gegeben?«
»Ja.«
»So – und worüber vergewisserst du dich?«
Diane öffnete das Medaillon, entnahm ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier, faltete es sorgsam auseinander und hielt es Tyli hin. »Daß er mein Mann ist.«
Tyli erstickte fast an ihrem Bissen. Als sie ausgehustet hatte, schaute sie in Dianes liebes Gesicht und dann auf den Trauschein. »Aber … aber du bist so schön! «
Diane lächelte. »Und Entenfuß auch.«
Herzblatt, das Mooshaarige Mädchen, hatte während dieser Abendvorstellung ihre Gedanken nicht bei der Arbeit, und so überhörte sie den Ruf, der sich seinen Weg durch die Zirkusleute bahnte: »Hoher Besuch! Polizei für Herzblatt!« Sie saß auf einem Stuhl, grübelte über ein neues Gefühl von Einsamkeit nach und beobachtete die Kunden, die sie beobachteten. Ein scharfer Stoß traf sie am Arm, und sie drehte sich zu Blubber herum. »Was soll das?«
»Hoher Besuch!« Blubber wisperte es ihr aus dem Mundwinkel zu.
»Was?«
»Hoher Besuch, Herzblatt. Polizei!«
Tylis Augen verdrehten sich. »Wo, Blubber? Wo soll ich hin?«
»Verschwinde von der Bühne, und versteck dich in den Falten des Kinderzelts. Schnell! «
Tyli stand auf, ging hinter die Bühne und rannte die Stufen hinunter. Sie sah sich um, fand eine Falte, wo die Planen am Eingang zurückgeschlagen waren, und versteckte sich schnell darin. Sie wartete endlos, wie es ihr schien, bis ihr das Herz stillstand beim Klang von Chaines Stimme. »Sie ist irgendwo hier bei dieser Show. Mein Bruder hat mir gesagt, daß sie eine große, weiße Perücke getragen hat.«
Eine andere Stimme, tief und kalt: »Sie da oben!«
»Jawohl, Süßer?« sagte Blubbers Stimme.
»Wo ist Tyli Strang?«
»Ich kenne keine Tyli Strang, Süßer, aber wenn du was willst, ich hab’s! Ist er nicht ein Bild von einem Kerl?«
Gelächter. »Kein dummes Zeug! Ich will Tyli Strang.«
»Aber ich will dich, Süßer!« Mehr Gelächter.
»Jetzt aber mal sachte, alter Knabe!« schnaufte der achtzig Pfund schwere Knöcherne Mann. »Ich rate Ihnen aufzuhören, meiner Frau schöne Augen zu machen, oder ich komme runter und geb’ Ihnen eins auf das Zifferblatt!« Noch mehr Gelächter.
»He, Fräulein, was machst du da drinnen?«
Tyli drehte sich nach links und erblickte einen kleinen Jungen, der sie anstarrte. »Geh weg!«
»Warum sieht dein Haar so komisch aus?«
»Geh weg! «
Der kleine Junge schmollte, rieb sich die Augen, zeigte auf Tyli und fing zu brüllen an. Ein Mann kam herbeigelaufen und legte seine Hand auf die Schulter des kleinen Jungen. »Was ist passiert, Kleiner?« Der Mann sah Tyli an. »Was hast du ihm
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