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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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Ty­li den Di­rek­tor, der vor dem ein­zi­gen Fens­ter des Raum­es stand und sei­nen Ge­dan­ken nach­hing. »Mr. John?«
    Er dreh­te sich um und sah das Moos­haa­ri­ge Mäd­chen an. In der Mit­te der ge­wal­ti­gen Ku­gel aus weißem Haar such­ten zwei wei­te, er­schreck­te Au­gen nach Hoff­nung im Ge­sicht des Di­rek­tors. »Sieht gar nicht gut aus, was, Herz­blatt?«
    Ty­li blick­te auf den rau­hen Bret­ter­bo­den. »Es tut mir leid. Ich weiß, daß En­ten­fuß Sie mei­net­we­gen in die­se Sa­che ver­wi­ckelt hat.«
    O’Ha­ra kam her­über und blieb ne­ben ihr ste­hen. »Sieh mich an!« Ty­li sah in sein Ge­sicht und er­blick­te den fins­ters­ten Aus­druck, den sie je ir­gend­wo ge­se­hen hat­te, viel­leicht mit der Aus­nah­me von Gor­go, dem Go­ril­la. »Ich bin John J. O’Ha­ra. Nie­mand ver­wi­ckelt mich in ir­gend­ei­ne Sa­che, in die ich nicht ver­wi­ckelt wer­den will!«
    »Ja, Mr. John.« O’Ha­ra schritt zu­rück ans Fens­ter und fiel wie­der in sei­ne Ge­dan­ken. »Mr. John?«
    Oh­ne sich zu rüh­ren, ant­wor­te­te er: »Was ist?«
    »Wer ist An­thony Scia­vel­li?«
    »Der Rich­ter.«
    »Ich weiß das, aber wer ist er? Ich ha­be be­merkt, wie Sie ihn an­ge­se­hen ha­ben, so als wür­den Sie ihn ken­nen.«
    Der Di­rek­tor senk­te den Blick, schürz­te die Lip­pen und sah dann zum Nacht­him­mel auf. »Ich glau­be, daß du von Scia­vel­li ge­hört hät­test, wenn du bei den Flie­gen­den Men­schen ver­steckt wor­den wärst. L’Uc­cel­lo. Das be­deu­tet ›der Vo­gel‹ – so wur­de er vor fünf­und­zwan­zig Jah­ren ge­nannt: L’Uc­cel­lo. « Der Di­rek­tor sah Ty­li an: »Du hät­test ihn am Tra­pez se­hen sol­len, wenn er wie flüs­si­ges Feu­er durch die Luft wir­bel­te. Ein Vo­gel ist ei­ne plum­pe Krea­tur im Ver­gleich zu Scia­vel­li un­ter dem Dach des großen Zel­tes!«
    »Er war bei Ih­rer Show auf der Er­de?«
    Der Di­rek­tor nick­te und dreh­te sich wie­der um. »An­thony, sei­ne Frau Clia und sein Bru­der Vi­to wa­ren die Flie­gen­den Scia­vel­lis. Die bei­den Spiel­zei­ten, die sie bei uns wa­ren, sind die bes­ten ge­we­sen, die die Show je ge­se­hen hat. Al­les an­de­re war nur Füll­ma­te­ri­al. Die Leu­te ka­men nur, um die Flie­gen­den Scia­vel­lis zu se­hen.« O’Ha­ra rieb sich das Kinn, wäh­rend er wei­ter aus dem Fens­ter starr­te. »An­thony und Clia wa­ren ein voll­kom­me­nes Lie­bes­paar. Wenn nicht we­gen ih­rer Num­mer, so wä­ren sie wahr­schein­lich be­rühmt ge­wor­den, weil sie sich so sehr lieb­ten.« O’Ha­ra dreh­te sich um und zuck­te mit den Schul­tern. »Es ist ei­ne sehr al­te Ge­schich­te.«
    »Vi­to hat sich in Clia ver­liebt?«
    Der Di­rek­tor nick­te. »Vi­to war der Fän­ger. Als Clia ihm al­so klar­mach­te, daß sie ihn nicht lieb­te und sei­ne An­nä­he­rungs­ver­su­che be­lei­di­gend fand, schmie­de­te Vi­to einen Plan, um An­thony los­zu­wer­den. So je­den­falls ha­ben es sich die meis­ten Zir­kus­leu­te zu­sam­men­ge­reimt. Die Scia­vel­lis ar­bei­te­ten nie mit ei­nem Netz. An je­nem Abend wa­ren sie mit­ten bei ih­rer Drun­ter-und-Drü­ber-Rou­ti­ne; Vi­to hing an sei­nen Kni­en und be­rei­te­te sich auf den Ab­tausch vor. Clia hing erst an der an­de­ren Stan­ge, schwang ei­ni­ge Ma­le hin und her, ließ die Stan­ge los und pack­te Vi­tos Hand­ge­len­ke. Dann, beim nächs­ten Schwung, kam An­thony, und im sel­ben Mo­ment, da er die Stan­ge losließ und Vi­to ent­ge­gen­wir­bel­te, ließ Clia los und flog auf die Stan­ge zu. Das mach­ten sie sechs oder sie­ben Ma­le schnell hin­ter­ein­an­der.«
    Der Di­rek­tor wand­te sich wie­der dem Fens­ter zu. »Viel­leicht war Vi­to durch­ein­an­der und hat die Si­gna­le ver­wech­selt, viel­leicht woll­te er Clia um­brin­gen. In je­dem Fall, sie fiel. Ich er­in­ne­re mich noch, wie An­thony und Vi­to an ih­ren Stan­gen hin­gen, hin und her schwin­gend, wie sie auf das Sä­ge­mehl blick­ten, wäh­rend die Men­ge zu Cli­as Kör­per lief. Sie ka­men bei­de zu­sam­men die Strick­lei­ter her­un­ter, dann ging An­thony ru­hig auf Vi­to zu, pack­te ihn beim Hals und brach ihm das Ge­nick. Vi­to starb auf der Stel­le. Wir ta­ten al­les, was wir konn­ten, aber wir

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