Ein Zirkus für die Sterne
Wacht auf!« rufen, um die müden Menschen von ihren schmalen Pritschen zu treiben. Dann würde er zusehen, wie sie in die Baracken gingen, um ein unzulängliches Mahl zu verzehren, und weiter würde er sehen, wie sie aufbrächen, um sich in dem Milchstein-Bergwerk umzubringen.
Havu runzelte die Stirn. Wächter waren nicht dazu da, um über solche Dinge nachzudenken. Wache halten in einer Kapsel konnte einen zum Wahnsinn treiben, wenn man sich über solche Dinge wie Routine, Langeweile – und was war da noch? Ungerechtigkeit? – den Kopf zerbrach. Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und überlegte, daß das Goatha gegen die erste Abteilung Menschen auf Befehl der Kammer des Imperiums und auf Anweisung der Kaiserlichen Familie aufgenommen worden war. Die Menschen glaubten, für Eroberungen, Freiheit und sinnvolle Aufgaben bestimmt zu sein. War das ein wahres Goatha, kaum eine Handvoll Menschen zu besiegen und sie als Sklaven sinnlose Arbeiten verrichten zu lassen? Besonders dann, wenn die Menschen, die der Rache des Imperators ausgesetzt waren, nicht für die. Beschränkungen verantwortlich waren, die dem Expansionsdrang des Imperiums entgegenstanden?
Er beugte sich vor und schaltete das Rufsystem des Dorfes ein. Havu setzte größere Hoffnungen in das Goatha, das gegen die Zirkusmenschen arbeitete. Er drückte auf den Knopf, der das Dorf erleuchten ließ, und rief: »Wacht auf! Wacht auf!« Er hielt kurz inne und lächelte. »Und … guten Morgen!«
Billy Pratt ließ das Stück Milchstein in den Korb fallen, richtete sich auf und preßte die Hände ins Kreuz. Die Sonne brannte in die stauberfüllte Grube nieder, heizte die Luft auf und machte sie schwer vor Staub. Einige Schritte vor ihm schwang Streck Dirak seine Hacke in die Grubenwand und brach Stücke der kalkigen Substanz heraus, die dann vor Billys Füße rollten. Sich umschauend, sah er, wie sich jeder in der Grube bückte, um Körbe zu beladen, oder wie er den Stein aus den Wänden brach. Billy schüttelte den Kopf. »Wozu?« fragte er niemanden speziell. Der Lärm des Hackens erstickte seine Stimme. Wozu, dachte er – erst wird der Milchstein gehauen, dann in Behälter geworfen, nur um woanders hingebracht und weggekippt zu werden.
»Mensch!« Bei dem Ruf vom Wachtturm hielten alle in der Grube inne. Billy sah sich um. »Ja, du. Derjenige, der steht. Beuge deinen Rücken, Mensch. Du mußt noch Berge bewegen.«
Billy bückte sich kopfschüttelnd. »Ein ganz verdammter Poet«, murmelte er. »Berge bewegen!« Als er einen neuen Steinklumpen aufsammelte, bemerkte er, daß eine andere staubbedeckte Gestalt sich auf ihn zubewegte, sich bückte und ein Stück Stein aufhob. Ohne den Kopf zu wenden, fing die Gestalt zu reden an.
»Halt deine Augen auf den Korb gerichtet und flüstere, wenn du antwortest. Ich bin Tom Warner. Und du?«
»Billy Pratt.« Billy warf einen Brocken in den Korb, bückte sich und hob einen neuen auf.
»Das war deine erste und einzige Warnung. Wenn er dich wieder beim Nichtstun erwischt, bedeutet das die Schocks.«
Billy hatte gesehen, wie einer der Zirkusleute die Schocks abbekommen hatte, und er verdoppelte seine Anstrengungen. »Warner.«
»Was?«
»Was ist dieses Goatha-Dings eigentlich?«
Tom zuckte mit den Schultern, als er nach einem Stein griff. »Rache. Das ist alles, was ich weiß. Francis scheint es besser als ich zu verstehen.«
»Francis? Der Mensch, der das Lager leitet?«
»Ja.« Tom ließ den Stein in seinen Korb fallen und griff nach einem anderen. »Weißt du irgend etwas von einem Aufstand? Dieser große Kerl Dirak und der, den ihr Entenfuß nennt, führen etwas im Schilde, oder nicht?«
»Warum nicht? Wir können nicht den Rest unseres Lebens hier zubringen.«
Tom
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