Ein Zirkus für die Sterne
Aufgabe, Hakkir in Aielas Augen zu entehren. Joldas stahl einige Stück Vieh vom Gut seines Vaters, verkaufte es und ließ es so erscheinen, als hätte Hakkir diese Untat vollbracht. Als die Untat entdeckt wurde, enterbte Hakkirs Vater ihn und verstieß ihn von seinem Land. Als Aiela davon erfuhr, verstieß sie ihn ebenfalls und wandte ihre Gunst Joldas zu.« Weil ihm nachträglich etwas einfiel, sagte Havu: »Das wird ›Benth‹ genannt.«
»Benth?«
»Ja. Die Grundlage jedes Goatha ist der Benth: fehlendes Gleichgewicht der Waagschalen – der Grund, wenn du so willst.
Was würdest du empfinden, wenn du Hakkir wärst? Ich meine, was würdest du für Joldas empfinden?«
»Nichts Gutes. Ich weiß nicht, ob ich ihn umbringen würde, aber ich hätte den Drang dazu.«
»Das wäre nicht kunstgerecht, nur rohes Zuschlagen, Pratt, kein Goatha. Du verstehst aber, was Benth bedeutet?«
»Ich glaube. Der Benth des Goatha, das die Kammer des Imperiums gegen die Leute da draußen aufgenommen hat, liegt darin, daß das Imperium eine lange Tradition der Ausdehnung hat, daß aber der Rat des Quadranten – vorwiegend unter menschlicher Kontrolle – diese Tradition unterbrochen hat. Also hat sich die Kammer für ihr Goatha eine andere Gruppe von Menschen ausgesucht, ähnlich wie Hakkir sich irgendeinen Nuumiier auf der Straße hätte aussuchen können, um es Joldas heimzuzahlen. Ist das ungefähr richtig?«
Havu lehnte sich zurück, blickte den Menschen verdrießlich an und schüttelte den Kopf. »Bleiben wir fürs erste bei Hakkir und Joldas.« Havu stellte fest, daß er sich ein klein wenig elend fühlte. Es stimmte, daß das Goatha der Kammer des Imperiums einer näheren Betrachtung nicht standhielt. Aber ein Gotha der Kaiserlichen Familie in Frage stellen – das war noch nie geschehen.
»Havu, was geschah weiter mit Hakkir und Joldas? Ich glaube, ich weiß, was der Benth ist.«
Havu ließ den Gebrauch seines vertrauten Namens ohne Bemerkung durchgehen. »Also gut. Aus dem Benth konnte Hakkir entweder einen ›Jah‹ oder einen ›Najah‹ gegen Joldas machen. Der Jah bedeutet, jemandem sein Ziel zu verderben.«
»Wie Aiela zu töten. Das würde sie für Joldas unerreichbar machen.«
Havu nickte. Der Mensch schien schnell zu begreifen. »Aber Hakkir wählte statt dessen den Najah. Najah erlaubt dem Gegenstand der Rache, das Ziel zu erlangen, den Grund für den Benth. Das ist das Ungleichgewicht der Waagschalen. Doch wird es in einer solchen Weise ausgeführt, daß das Erreichen des Zieles zugleich die Waagschalen ins Gleichgewicht bringt. Goatha.«
Billy Pratt nickte. »Joldas bekommt das Mädchen, findet aber bald, daß ihm nicht gefällt, was er kriegt.«
»Ja.« Havu nippte an einem Getränk und dachte, daß er schließlich doch noch seinen Abend genoß. »Als nächstes mußt du Hakkirs Gefühle für seinen Vater und Aiela nachvollziehen. Sein Vater hat ihm nicht geglaubt, als Hakkir seine Unschuld beteuerte.«
»Also hat Hakkirs Vater die Waage aus dem Gleichgewicht gebracht, genau wie Aiela. Auch sie hat ihm nicht geglaubt.«
Havu lächelte und nickte. »Er entschloß sich, Jah gegen seinen Vater zu machen, dessen Ziel es war, die Ehre des Familiennamens zu erhalten, und ebenfalls gegen Aiela, deren Ziel die Verbindung mit einem reichen Ehemann war. Du siehst, daß diese ganzen Teilstücke zu demselben Goatha gehören. Die Kunst zeigt sich darin, daß Hakkir den Jah gegen seinen Vater und Aiela und den Najah gegen Joldas in einem Streich ausführen muß.«
Billy Pratt sah auf die Oberfläche des Tisches, während er sich das Kinn rieb und nickte. »Rache ist süß …«
»Ich verstehe nicht.«
Billy blickte den Nuumiier an. »Wenn ein Akt der Rache besonders angebracht ist –
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