Ein Zirkus für die Sterne
schüttelte den Kopf. »Sie haben’s mir erklärt, aber ich weiß trotzdem nicht genau, was los ist.«
Pony Red runzelte die Stirn und warf einen finsteren Blick auf die Käfigwagen. »Parade, was?« Er drehte sich um, lief ein paar Schritte und pflanzte seinerseits einen Stiefel in die Kehrseite eines schlummernden Tierpflegers. »Steh auf, Wackelzahn, und bring die Wagen für die Parade in Ordnung. Sie sind dreckig!«
»Ha?« Wackelzahn gähnte und rieb sich das empfindliche Ende. »Was gibt’s, Pony?«
»Parade in Arbeit. Steh auf, ich erwarte, daß diese Käfige hier blinken. Wo steckt Waxy?«
Wackelzahn schüttelte den Kopf, um wach zu werden, und zeigte auf das entgegengesetzte Zeltende. »Waxy schläft da hinten bei den Pferden.«
»Geh hin und sag ihm, daß ich das ganze Geschirr gereinigt, repariert und poliert haben will.«
»Parade?«
»Du hast mich gehört!« Wackelzahn erhob sich aus dem Stroh und begab sich mit Höchstgeschwindigkeit ans andere Ende des Zeltes. Pony fragte Streck: »Wir werden fertig sein … bloß , wozu?«
Streck grinste. »Goatha?«
Rascher Sascha blickte auf von seinem Platz am Boden und fand, daß der Wunderbare Ozamund bedrückt schien: »Hast du Kummer, mein Freund?«
Wunderbar, gegen die Wand gelehnt, blickte zu Boden. »Rascher, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß es einfach nicht. Mr. John will, daß ich einen Weg finde, Zettel an alle Lager zu verteilen. Ich hab’ ihm gesagt, das ist unmöglich, und er sagt, aus dem Grund hat er einen Zauberkünstler gefragt.« Wunderbar schüttelte den Kopf.
Rascher schürzte die Lippen, runzelte die Stirn und lächelte. »Komm, komm, mein Freund.« Er stand auf und nahm auf dem Boden neben dem Zauberer Platz. »Kann denn der größte Zauberer des Universums zusammen mit des Universums größtem Entfesselungskünstler kein so simples Ding austüfteln wie das Austragen von Briefen?«
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Wunderbar Rascher an. »Hast du eine Idee?«
Rascher zuckte mit den Schultern. »Diese Nuumiier, Ozzie, sind blutige Anfänger, wenn es darum geht, einen Zeitgenossen einzusperren. Erinnere mich bei Gelegenheit daran, dir meine Erfahrungen aus dem Hochsicherheitszentrum zu erzählen – das war wenigstens eine Herausforderung! Da konnte man sich noch ins Zeug legen.« Er schüttelte den Kopf. »Natürlich war der schwierigste Teil, erst mal in das Gefängnis reinzukommen; ich hatte meine liebe Not, in dieses Zentrum verlegt zu werden …«
»Hast du eine Idee?«
»Natürlich, natürlich.« Rascher Sascha seufzte. »Nur sind Zettel etwas so Kleines.« Seine Augen leuchteten plötzlich auf. »Wenn es allerdings darum ginge, die Elefanten rauszuschmuggeln …«
34
Auf dem Gemüsebeet oberhalb des Geisellagers richtete Linda Warner sich auf, streckte den Rücken und bemerkte dabei die Männer auf der Straße weiter unten. Sie kamen aus dem Abfall-Lager und zogen mit Stein gefüllte Karren aus der Grube an die Kippe. Sie ließ den Blick über das Gemüsebeet schweifen und schüttelte den Kopf. Seit dem Zuwachs durch die Zirkusfrauen und -kinder gab es so viele Münder mehr zu stopfen, und obendrein mußte ihnen alles gezeigt werden. Und diese Fette namens Blubber – sie konnte sich kaum rühren, und trotzdem aß sie jeden Tag so viel, wie eine normale Person an Gewicht auf die Waage brachte, wenn sie es zwischen die Finger bekam. Linda nickte. »Wir werden sie schon abspecken.«
Sie hob das Werkzeug zum Unkrautjäten auf, drehte sich um und ging den Abhang hinunter auf das Geisellager zu. Als sie an die Straße kam, kreuzten die Männer aus der Kippe vor ihr den Weg. Ein paar nickten ihr zu, während sie unter den Gesichtern das von Tom suchte. Sie wußte, daß er im Lager der
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